2015-12-21 10:00:00

Bischof Scheuer: „Ohne Barmherzigkeit wird es kalt“


Papst Franziskus ernannte den bisherigen Bischof von Innsbruck Manfred Scheuer im November zum Bischof von Linz. Der gebürtige Oberösterreicher kehrt also wieder in seine Heimat zurückkehrt. Radio Vatikan hat mit ihm über seinen Zugang zum Jahr der Barmherzigkeit gesprochen.

Radio Vatikan: Herr Bischof Scheuer, Sie sind neu ernannter Bischof von Linz, haben aber auch noch viele Verpflichtungen in Tirol. Wie gehen Sie ins Jahr der Barmherzigkeit?

Bischof Manfred Scheuer: „Ich versuche gegenwärtig eigentlich Schritt für Schritt zu gehen oder von einer Begegnung zur anderen, in diesen Situationen da zu sein, aufmerksam zu sein und etwas von der Barmherzigkeit Gottes zu vermitteln. Das ist, glaube ich, auch entscheidend: Barmherzigkeit lässt sich nicht planen. Sie ist kein technologischer Vorgang, sondern ein Vorgang von Herz zu Herz, zwischen Mensch und Gott und unter den Menschen. Ich freue mich auf viele neue Begegnungen. Linz ist da für mich auch neu, nach 19 Jahren Abstand. Ich freu mich auf den Glauben, der dort gelebt wird, und ich glaube auch, dass die Solidarität im Land stark ist.“

RV: Mit Blick auf Ihre alte Diözese Innsbruck, aber auch Ihre neue Wirkungsstätte Linz: Warum, würden Sie sagen, braucht es da ein Jahr der Barmherzigkeit?

Scheuer: „Es ist die grundsätzliche Frage: Warum braucht es Liebe in allen Dimensionen - in Österreich und auch weltweit? Ohne Liebe verhungern wir. Ohne Barmherzigkeit wird es kalt. Ohne Barmherzigkeit gibt es keine zwischenmenschlichen Beziehungen, keine Gnade, keine Erlösung, keinen Glauben.“

RV: Als Bischof einer Diözese ist Ihr Terminkalender sicher übervoll. Wie können Sie dennoch in einem solchen Heiligen Jahr der Barmherzigkeit in Ihrem Hirtenamt, als Bischof, wirken?

Scheuer: „Das ist zum einen die persönliche Begegnung, oft auch die Begleitung, weil ich da auch die Grenzen erfahre, zum Beispiel im Hinblick auf Opfer von Missbrauch und Gewalt, da lässt sich nichts machen oder produzieren und auch nicht einfach aufarbeiten. Das sind zum anderen auch Vorträge, Predigten, das ist die Botschaft, die ich zu verkünden habe. Und das ist zum dritten auch der Bereich der Caritas, wo es darum geht, dass wir als Kirche auch Gastfreundschaft üben gegenüber Menschen auf der Flucht, oder auch Herberge schaffen für psychisch obdachlose Menschen, für suchtkranke Menschen.“

RV: Sie sind bis Ende des Jahres noch in Tirol tätig, sind gerade am Abschied nehmen. Sie haben mir gesagt, die Zukunftsplanungen sind noch in Arbeit, es stehen viele Gespräche an. Was nehmen Sie sich dennoch ganz persönlich als Manfred Scheuer für das Jahr der Barmherzigkeit vor?

Scheuer: „Die Vorsätze gehen in die Richtung, dass ich vor allem auch das eigene geistliche Leben, die Praxis des Sakramentes, realisiere und zum anderen dass ich auch im Bereich der ganz konkreten Hilfe für Menschen in Not dranbleibe. Das andere sind durchaus auch politische Überlegungen, strategische, aber da muss ich erst mit den Leuten am Ort reden. Ich habe noch keine Gespräche in der Diözese Linz geführt und das nächste Jahr werde ich dort verbringen, deshalb brauche ich dafür etwas Zeit.“

(rv 21.12.2015 ma)








All the contents on this site are copyrighted ©.