2015-12-19 07:41:00

Unser Buchtipp der Woche


Hilde Domin: Sämtliche Gedichte. Ein Buchtipp von Stefan v. Kempis.

Hilde Domin war eine der größten deutschen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Biografie liest sich bewegt: Geburt 1909 in Köln, Studium in Florenz, wegen der Nazis zwei Jahrzehnte Exil in England und der Karibik, dann Rückkehr nach Deutschland; 2006 starb sie in Heidelberg.

Ihre Gedichte dagegen sind äußerst knapp und eindringlich. Die deutsche Sprache war ihr in allen Erfahrungen der Haltlosigkeit und des Exils, das sie gleichsam mit sich herumtrug („Wüste, einsteckbar“), zum letzten Halt geworden: „Nur eine Rose als Stütze“. Das gibt ihrer Lyrik einen Sog, der durch zahlreiche biblische Anklänge noch verstärkt wird. „Erlösung durch das Wort“, urteilte deshalb Marcel Reich-Ranicki. Nie aber verliert sie ihre Leichtigkeit und Kürze. Es sind kleine Texte von großer Menschlichkeit.

Das Büchlein mit Hilde Domins „Sämtlichen Gedichten“ ist einfach, aber sehr ansprechend gestaltet; es passt in die Hosen- bzw. in die Handtasche. Erstmals finden sich hier auch einige Werke aus dem Nachlass der Dichterin. Ich wüsste gar kein schöneres Weihnachtsgeschenk als dieses Büchlein: Man kann es mal eben zwischendurch aufschlagen und ein kurzes Gedicht lesen... das ist erfrischend, wie Luftholen.

Hilde Domin: Sämtliche Gedichte. Fischer Taschenbibliothek. Ca. 12 Euro.

(rv 19.12.2015 sk)








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