2015-12-19 13:12:00

D: Herbergssuche heute


„Wer klopfet an? Oh zwei gar arme Leut…“ Im Advent 2015 könnte einem dieses alte Weihnachtslied der christlichen Volkskultur „im Halse stecken bleiben, so beklemmend aktuell klingt es“. Das sagt der Berliner Erzbischof Heiner Koch in einem Adventimpuls für das Kölner Domradio. „O gebt uns Herberg heut.“ – „Nein, o nein, es kann nicht sein. Geht nur fort, ihr kommt nicht rein“ – da drängen sich die Parallelen zur Lage heute geradezu auf.

„Ob Heilige Familie damals oder Flüchtlingsfamilie heute: Wie verhalten wir uns ihnen gegenüber?“, fragt Erzbischof Koch. „Sympathisieren wir mit dem „Nein“ derer, die das Asylrecht einschränken, die Aufnahme von Flüchtlingen kontingentieren, die Familienzusammenführung erschweren wollen? In Berlin kommen täglich etwa 700 bis 800 Flüchtlinge an. 40.000 Flüchtlinge sind hier im Asylverfahren – und die Berliner geteilter Meinung: Es gibt die Tapferen, die sagen: Wir müssen es schaffen. Wir können den Menschen, die Zuflucht und Schutz bei uns suchen, doch nicht die Tür vor der Nase zuschlagen. Außerdem: Wo sollen sie denn hin?

Andere geben zu bedenken, dass Politiker wie Ehrenamtliche mittlerweile am Limit sind und die Stimmung umzuschlagen droht, hin zu einem „o nein, ihr kommt nicht rein“.

In der Bibel wird ausdrücklich dazu ermutigt, Flüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren. Denn man war überzeugt: Durch praktizierte Fremdenfreundlichkeit würden sich auch die Türen für Gott öffnen: „Ich stehe vor der Tür und klopfe an“, wird Jesus Christus zitiert (Offb 3,20).

Hätten Betlehems Herbergswirte gewusst, wer diese Fremden waren, die da um Einlass baten - sie hätten ihnen aufgemacht. Weil sie aber dachten, es seien nur so arme Leute, ließen sie Maria und Josef draußen stehen. Und hatten dadurch eine Chance verpasst, in den Menschen Gott willkommen zu heißen.“

(domradio, 18.12.2015 gs)








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