2015-12-17 10:40:00

Star Wars Mythos: Erlöser und die religiöse Seite der Macht


Es ist wieder soweit: Die Macht erwacht. Unter diesem Titel kommt an diesem Donnerstag der neueste Star Wars Film in die Kinos, es ist der siebte und erstmals führt mit J. J. Abrams nicht mehr der Erfinder George Lucas Regie. Mit diesem Film erwacht auch die Star Wars Mythologie neu, denn die Filme haben sich ja ihre eigene Welt erschaffen. Es gab Erlöserfiguren wie Luke Skywalker, ganz am Anfang sogar eine Jungfrauengeburt, es gibt die zölibatär lebenden Jedi, alles klingt ein wenig nach Christentum. Aber stimmt das auch, kommt das aus dem Christentum? Das haben wir die promovierte Filmwissenschaftlerin Felicitas Kleiner gefragt, Redakteurin beim Film Dienst.

Kleiner: „Es sind auf jeden Fall Parallelen zu Geschichten, die man aus der Bibel kennt. Allerdings finde ich es schwer, die Star Wars Mythologie auf rein christliche Ursprünge festzunageln, ich würde sagen, dass das eine ganz eklektizistische Mischung aus verschiedenen Einflüssen ist – die Macht, die Jedi Ritter, die Macht mit ihrer guten und ihrer dunklen Seite. Für George Lucas war das Werk des Kulturwissenschaftlers Joseph Campbell ‚Der Heros in 1.000 Gestalten’ sehr wichtig, in dem er parallele Erzählstrukturen, die in ganz verschiedenen Mythologien auftauchen, beschrieben hat. Da sind Geschichten dabei von jugendlichen Helden, die im Exil aufwachsen wie Luke Skywalker auf Tatooine [Name eines Planeten in der Filmreihe] aufwächst, die dann initiiert werden und die einen Mentor finden, der ihnen hilft, sich einer großen Berufung zu stellen. Das sind Sachen, die man im Christentum gespiegelt sehen kann, die aber breitere mythische Ursprünge haben.“

RV: Das Zentrum des Mythos ist „die Macht“. Wie religiös ist dieses Sprechen von der Macht in diesen Filmen?

Kleiner: „Es ist auf jeden Fall ein deutlicher religiöser Impuls, denn es ist klar, dass wir es in Star Wars mit einer Welt zu tun haben, in der das Transzendentale eine Rolle spielt. Für die Figuren – in den alten Filmen vor allem für Luke – ist es ganz wichtig, dass es da etwas gibt, was über das Greif- und Sichtbare hinaus geht und, wie Obi Wan Kenobi sagt, alles umgibt und alles durchdringt und zusammen hält. Im letzten Film der ersten Trilogie, ‚Die Rückkehr der Jedi Ritter’, sieht man ja auch so etwas wie eine Jenseitsperspektive, wenn die gefallenen Jedi Ritter vor Lukes Augen noch einmal auftauchen. Es ist eine Mythologie, die eindeutig religiöse Bedürfnisse befriedigen soll und auch befriedigt. Allerdings ist es kein durchdachtes festes theologisches Glaubenssystem, sondern es sind religiöse Elemente, die da aufschimmern.“

RV: Zumal es in den Filmen eine klassische Religion mit Priestern und Tempeln auch nicht gibt, ähnlich wie im Herrn der Ringe, wo es das auch nicht gibt.

Kleiner: „Genau. Eine institutionalisierte Religion in Form einer Kirche gibt es nicht, höchstens rudimentär. Die Jedi Ritter sind natürlich so was wie die Priesterkaste der Star Wars Welt. Aber es ist ja nicht so, dass man diese Figuren bei Gottesdiensten sieht.“

RV: Gibt es im neuen Film, der jetzt heraus kommt, da Veränderungen?

Kleinert: „Ich hatte den Eindruck, dass J. J. Abrams versucht, ‚die Macht’ als religiöses Element etwas zurück zu fahren. Sie spielt natürlich eine wichtige Rolle, aber als eine Art Gewissensimpuls. Wenn im Film die Rede davon ist, dass die Macht nach einem ruft, dann ist das der innere Ruf, den diese Figuren im neuen Film in sich spüren, und der sie dazu bringt, sich für das Gute, die Befreiung der Galaxis von einer natürlich neu erstandenen dunklen Seite der Macht zu entscheiden. Aber diese sehr expliziten transzendentalen Elemente oder die Versuche, ‚die Macht’ konkreter zu definieren, die unterlässt Abrams in diesem Film. Er geht etwas von dem explizit Religiösen weg.“

RV: Bietet Star Wars Anknüpfungspunkte für das Christentum?

Kleiner: „Anknüpfungspunkte auf jeden Fall. Für mich die wichtigste und sinnstiftendste Szene ist da vielleicht in ‚Die Rückkehr der Jedi Ritter’ die Szene, in der Luke ein christologisches Opfer hinlegt. Der Kampf gegen den Imperator wird zum Schluss nicht durch Gewalt gewonnen, sondern durch einen Akt der Gewaltlosigkeit, Luke legt im Kampf mit Darth Vader sein Laserschwert nieder und gibt sich sozusagen hin. Dieser Akt der Hingabe ist es dann, was zum Sieg des Guten führt, weil Darth Vader dadurch bekehrt wird. Das ist natürlich ein Impuls, der sehr stark an christliche Werte anschließt. Insofern gibt es da schon deutliche Berührungspunkte.“

 

(rv 17.12.2015 ord)








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