Jozef De Kesel ist neuer Erzbischof von Mecheln-Brüssel und damit neuer Primas
der katholischen Kirche in Belgien. In der gotischen Kathedrale Sint Rombout (Sankt
Rumold) in Mecheln wurde er am Samstag in sein Amt eingeführt. Auch das Königspaar
Philippe und Mathilde sowie die Spitzen von Staat und Gesellschaft begrüßten den neuen
Primas bei der traditionellen Besitznahme seiner Bischofskirche. De Kesel ist nun
Erzbischof in der EU-Metropole mit einem der größten Migrantenanteile auf dem Kontinent.
In seiner Antrittspredigt rief er zum Widerstand der Christen gegen gesellschaftliche
Spaltungen auf: „Wer getauft ist, distanziert sich nicht vom anderen. Wir sind gerufen
zu Verantwortlichkeit und Solidarität, die wir mit allen Menschen teilen - egal welcher
Religion oder Überzeugung."
Am Sonntagvormittag wurde der neue Erzbischof mit einem Gottesdienst in der Brüsseler
Konkathedrale Saints-Michel-et-Gudule empfangen. In dessen Verlauf stieß De Kesel
die Heilige Pforte der Kathedrale auf und eröffnet damit symbolisch das vom Papst
ausgerufene Heilige Jahr in der Hauptstadt Europas.
Neue Hoffnung nach turbulenten Jahren
An den 68-jährigen bisherigen Bischof von Brügge knüpfen sich viele Hoffnungen. Die
Amtszeit seines Vorgängers Andre-Joseph Leonard (75) - und auch die Endphase des Vorvorgängers,
Kardinal Godfried Danneels (82) - waren gekennzeichnet durch Turbulenzen u.a. durch
die Skandale um sexuellen Missbrauch, die der Kirche einen enormen Vertrauensverlust
eintrugen. Aussagen Leonards zu Moral, Homosexualität und HIV/Aids führte zu großem
innerkirchlichen Protest. De Kesels Vorgänger in Brügge, Roger Vangheluwe, musste
2010 zurücktreten, weil er seinen Neffen über zehn Jahre sexuell missbraucht hatte.
Auch hierzulande für Aufregung sorgte eine spektakuläre Razzia, im Zuge derer staatliche
Ermittler in kirchlichen Einrichtungen Akten, Rechner und Handys der in Mecheln versammelten
Bischöfe beschlagnahmten. Leonard und Danneels mussten vor einem parlamentarischen
Untersuchungsausschuss aussagen. Primas Leonard wurde entgegen dem bisherigen Usus
von Papst Franziskus nicht zum Kardinal ernannt.
De Kesel gilt als Vermittler. Auf dem intellektuellen und besonnenen Flamen ruht die
Hoffnung vieler belgischer Katholiken. Geboren 1947 als fünftes von neun Kindern in
Gent, wurde De Kesel 1972 zum Priester geweiht. Anschließend lehrte er Fundamentaltheologie
und philosophische Anthropologie in Gent und Leuven. 2002 wurde De Kesel unter Johannes
Paul II. Weihbischof in Mecheln-Brüssel. Sein Bischofsmotto stammt vom heiligen Augustinus
und lautet: „Mit euch bin ich Christ"; es soll nach eigenen Worten die Nähe mit den
Gläubigen symbolisieren. Im Juni 2010 wechselte er nach Brügge und nun in die EU-Hauptstadt.
(kap 13.12.2015 gs)
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