2015-12-13 13:07:00

Belgiens neuer Primas: „Getaufte leben Solidarität mit allen"


Jozef De Kesel ist neuer Erzbischof von Mecheln-Brüssel und damit neuer Primas der katholischen Kirche in Belgien. In der gotischen Kathedrale Sint Rombout (Sankt Rumold) in Mecheln wurde er am Samstag in sein Amt eingeführt. Auch das Königspaar Philippe und Mathilde sowie die Spitzen von Staat und Gesellschaft begrüßten den neuen Primas bei der traditionellen Besitznahme seiner Bischofskirche. De Kesel ist nun Erzbischof in der EU-Metropole mit einem der größten Migrantenanteile auf dem Kontinent. In seiner Antrittspredigt rief er zum Widerstand der Christen gegen gesellschaftliche Spaltungen auf: „Wer getauft ist, distanziert sich nicht vom anderen. Wir sind gerufen zu Verantwortlichkeit und Solidarität, die wir mit allen Menschen teilen - egal welcher Religion oder Überzeugung."

Am Sonntagvormittag wurde der neue Erzbischof mit einem Gottesdienst in der Brüsseler Konkathedrale Saints-Michel-et-Gudule empfangen. In dessen Verlauf stieß De Kesel die Heilige Pforte der Kathedrale auf und eröffnet damit symbolisch das vom Papst ausgerufene Heilige Jahr in der Hauptstadt Europas.

Neue Hoffnung nach turbulenten Jahren 

An den 68-jährigen bisherigen Bischof von Brügge knüpfen sich viele Hoffnungen. Die Amtszeit seines Vorgängers Andre-Joseph Leonard (75) - und auch die Endphase des Vorvorgängers, Kardinal Godfried Danneels (82) - waren gekennzeichnet durch Turbulenzen u.a. durch die Skandale um sexuellen Missbrauch, die der Kirche einen enormen Vertrauensverlust eintrugen. Aussagen Leonards zu Moral, Homosexualität und HIV/Aids führte zu großem innerkirchlichen Protest. De Kesels Vorgänger in Brügge, Roger Vangheluwe, musste 2010 zurücktreten, weil er seinen Neffen über zehn Jahre sexuell missbraucht hatte. Auch hierzulande für Aufregung sorgte eine spektakuläre Razzia, im Zuge derer staatliche Ermittler in kirchlichen Einrichtungen Akten, Rechner und Handys der in Mecheln versammelten Bischöfe beschlagnahmten. Leonard und Danneels mussten vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss aussagen. Primas Leonard wurde entgegen dem bisherigen Usus von Papst Franziskus nicht zum Kardinal ernannt.

De Kesel gilt als Vermittler. Auf dem intellektuellen und besonnenen Flamen ruht die Hoffnung vieler belgischer Katholiken. Geboren 1947 als fünftes von neun Kindern in Gent, wurde De Kesel 1972 zum Priester geweiht. Anschließend lehrte er Fundamentaltheologie und philosophische Anthropologie in Gent und Leuven. 2002 wurde De Kesel unter Johannes Paul II. Weihbischof in Mecheln-Brüssel. Sein Bischofsmotto stammt vom heiligen Augustinus und lautet: „Mit euch bin ich Christ"; es soll nach eigenen Worten die Nähe mit den Gläubigen symbolisieren. Im Juni 2010 wechselte er nach Brügge und nun in die EU-Hauptstadt.

(kap 13.12.2015 gs)








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