2015-12-11 13:33:00

Syrien: „Es braucht psychologische Hilfe für Kinder“


„Flüchtling” ist das Wort des Jahres. Allein der Syrienkrieg hat 4,2 Millionen Menschen in die Flucht geschlagen, über die Hälfte davon sind Kinder, die auch psychisch unter den Folgen des Konflikts leiden. Die Kinderschutzorganisation „Save the children“ hat am Dienstag einen Bericht veröffentlicht zur psychischen Verfassung der Kinder, die vor dem Krieg geflohen sind. Fazit: Die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit einer ganzen Generation von syrischen Kindern sind katastrophal. Marco Guadagnino von Save the Children Italien:

„Die Kinder leiden unter Angst und Panikattacken, weil sie von ihren Familien oder Freunden getrennt wurden. Oft werden sie in den Flüchtlingsunterkünften diskriminiert, werden dadurch zusätzlich unsicher und schwach. Es gibt Kinder, die schlafen nachts nicht, die machen in die Hose oder ins Bett. Die Jungen sind zunehmend gewalttätig, auch Kinder von 8 Jahren trinken zum Teil schon Alkohol. Die Mädchen hingegen ziehen sich zurück und schweigen manchmal für Monate, haben mitunter Depressionen. Während die Jungen Kinderarbeit machen, werden die Mädchen oft jung verheiratet: Allein in Jordanien sind fast 32 Prozent der Bräute minderjährig.“

Hinzu komme, dass rund 700.000 syrische Kinder in den angrenzenden Zufluchtsländern nicht zur Schule gehen. „Das hat enorme Auswirkungen. Es bedeutet, dass sie einer besseren Zukunft beraubt werden. Denn ein Kind, das in die Schule zurückkehrt, wieder ein Stück Normalität zurückgewinnt. Es fängt wieder an zu träumen, zu leben”, sagt Marco Guadagnino. Oft fehle es an Einrichtungen, aber auch der Weg in die Schule sei häufig zu riskant, etwa in Syrien, wo die Kinder täglich das Risiko eingingen, in einen Bombenangriff zu geraten. Hilfe von außen gibt es für Kinder wenig – nur 3 Prozent der humanitären Gelder stehen für Kinder zur Verfügung.

„Es wird immer noch unterschätzt, wie wichtig die psychologische und soziale Betreuung Minderjähriger ist, die ein Kriegstrauma haben. Es ist wichtig, Essen und erste Nothilfen bereit zu stellen, aber aus unserer Sicht ist der psychologische und soziale Schutz dieser Kinder genauso wichtig. Es bedeutet, ihnen das Leben zu retten.“

Immerhin gibt es immer wieder Hoffnungsschimmer durch einzelne Hilfsorganisationen. Die Freiwilligenorganisation „Amici di Dolores Sopegna“ will in Damaskus ein kostenloses Behandlungszentrum für Flüchtlinge eröffnet. Die meisten von ihnen sind Frauen und Kinder. Finanziert soll es werden durch Spenden, die unter anderem durch ein klassisches Konzert eingesammelt werden, das am Samstag in Rom stattfindet. Basem Battah ist Mitglied der Initiative und erklärt:

„Die ganze Welt spricht von Krieg. Wir haben eine internationale Sprache gewählt: Die Musik, die Sprache des Friedens. In Rom ist der Heilige Petrus, in Damaskus der Heilige Paulus. Das Konzert vereint diese beiden uralten Geschichten miteinander, denn wenn es im Land des Friedens keinen Frieden gibt, gibt es keinen Frieden auf der Welt. Ich hoffe, dass der Krieg so bald wie möglich endet und die Syrer ihr Land alle gemeinsam wieder aufbauen können, Christen wie Muslime. Hoffen wir, dass Syrien in Zukunft ein Ort des Dialogs und des Friedens ist.“

(rv 11.12.2015 cz)

 








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