2015-11-26 09:08:00

Papstmesse in Kenia: „Würde jedes Mannes und jeder Frau verteidigen"


Hunderttausende Menschen haben am Donnerstagmorgen an der ersten Messe von Papst Franziskus in Afrika teilgenommen. Der Papst, der am Mittwoch in Kenias Hauptstadt Nairobi eingetroffen ist, feierte die Messe auf dem Campus der Universität; trotz strömenden Regens gaben unzählige Gläubige mit Tänzen und Gesängen dem Gottesdienst einen freudigen Akzent. In der ersten Reihe saß Kenias Präsident Uhuru Kenyatta, der Franziskus am Abend zuvor im „State House“ willkommen geheißen hatte.

Im offenen Papamobil fuhr der Papst zu Beginn der Messfeier durch die Menge. Im Regen hatten die vielen Menschen stundenlang ausgeharrt, um sich einen guten Platz auf dem Gelände zu sichern. Zelebriert wurde auf Englisch und Swahili, der verbreitetsten Sprache Ostafrikas, Fürbitten gab es auch in den Sprachen der Massai und des in Nordkenia lebenden Turkana-Volkes. Franziskus hielt seine Predigt auf Italienisch; sie wurde für die Zuhörer ins Englische übersetzt. Zum Schluss brandete Jubel auf, als der Papst auf Swahili rief: „Mungu awabariki! Mungu abariki Kenya!“ (Gott segne euch! Gott segne Kenia!) 

Eindringlich erinnerte Franziskus die Kenianer an den in ihrer Tradition verankerten hohen Wert des Familienlebens, „mit einer tiefen Achtung vor der Weisheit der Alten und mit einer Liebe zu den Kindern“. Die „Gesundheit jeder Gesellschaft“ hänge „von der Gesundheit der Familien ab“, mahnte er. „Zu ihrem Wohl und zum Wohl der Gesellschaft ruft uns unser Glaube an das Wort Gottes auf, die Familien in ihrer Sendung in der Gesellschaft zu unterstützen, die Kinder als einen Segen für unsere Welt anzunehmen und die Würde jedes Mannes und jeder Frau zu verteidigen, denn wir alle sind Brüder und Schwestern in der einen Menschheitsfamilie.“

Zugleich bat der Papst seine Zuhörer, sich „Bräuchen zu widersetzen, die in den Männern Arroganz begünstigen, die die Frauen verletzen oder verachten, sich nicht um die Alten kümmern und das Leben der unschuldigen Ungeborenen bedrohen“. Mit dem Hinweis auf Frauen verletzende Praktiken spielt der Papst offensichtlich auf Genitalverstümmelung an, die in Kenia, obzwar verboten, jede vierte Frau betrifft.

Alle Menschen seien zu gegenseitiger Achtung aufgerufen, fuhr Franziskus fort. „Die christlichen Familien haben diese besondere Aufgabe: die Liebe Gottes auszustrahlen und das lebenspendende Wasser seines Geistes zu verströmen. Das ist heute besonders wichtig, denn wir erleben die Ausbreitung neuer Wüsten, die durch eine Kultur des Materialismus und der Gleichgültigkeit gegenüber den anderen gebildet werden.“

Franziskus wies auf Kenias und generell Afrikas großen Reichtum an Kindern und Jugendlichen hin. Er sprach die jungen Leute auch direkt an: „Mögen die großen Werte der afrikanischen Tradition, die Weisheit und die Wahrheit des Wortes Gottes und der großherzige Idealismus eurer Jugend euch in dem Einsatz leiten, eine Gesellschaft zu bilden, die immer gerechter, immer inklusiver und immer respektvoller gegenüber der Menschenwürde ist. Mögen euch immer die Bedürfnisse der Armen am Herzen liegen, und verwerft alles, was zu Vorurteil und Diskriminierung führt, denn diese Dinge sind – wie wir wissen – nicht von Gott.“

Der Besuch steht unter strengen Sicherheitsvorkehrungen. Rund 10.000 Polizisten sollen laut kenianischen Medienberichten die Ordnung gewährleisten. Die Regierung rief für diesen Donnerstag einen landesweiten Feiertag aus und lud die Bürger ein, auf die Straßen zu gehen und Franziskus zu feiern. 

(rv 26.11.2015 sk)

 








All the contents on this site are copyrighted ©.