2015-11-11 08:48:00

Nigeria: Boko Haram ist mit Gewalt nicht beizukommen


Die Verfolgung von Christen, die vergangene Woche beim Christian Forum im albanischen Tirana Thema war, ist auch in Nigeria ein großes Problem. Besonders im Nordosten des Landes wütet nach wie vor die islamistische Terrorgruppe Boko Haram, deren Gewalt bereits tausende Todesopfer gefordert hat. Wenige Wochen vor dem Papstbesuch in Afrika sprach Radio Vatikan mit dem Bischof der Methodisten in Nigeria, Chibuzo Raphael Opoko, der ebenfalls am Treffen in Tirana teilnahm, über die Lage im Land.

2014 war das mit Abstand blutigste Jahr der Terrorgruppe; viele tausend Menschen kamen bei Anschlägen ums Leben. Zudem wurden Hunderte Personen entführt, darunter Schülerinnen, von denen bis heute immer noch 219 in den Fängen der islamistischen Terrorgruppe sind. Zuletzt scheint Boko Haram militärisch auf dem Rückzug, ohne allerdings ihre terroristischen Aktivitäten einzustellen.

„Seit die neue Regierung von Präsident Muhammadu Buhari an der Macht ist, konnten die Spannungen und Angriffe durch Boko Haram etwas eingedämmt werden“, sagte Bischof Opoko im Radio-Vatikan Interview. Die Regierung habe dem nigerianischen Militär bis Dezember Zeit gegeben, um den Aufruhr Boko Harams zu stoppen. Dennoch könne die Ideologie der Terroristen nicht mit Gewalt gestoppt werden.

„Hier handelt es sich um eine Frage des Glaubens, und die kann nicht mit Gewalt beziehungsweise Gegengewalt gestoppt werden. Glaubensfragen müssen durch Dialog gelöst werden. Es geht darum, Einblicke und Wissen zu erhalten, den Menschen Bildung zu gewährleisten, sodass sie erleuchtet werden können.“

Im Norden Nigerias sind derzeit über zwei Millionen Menschen auf der Flucht vor Boko Haram. Daran ändert auch die Befreiung von Geiseln und die Verhaftung einiger Terroristen nichts. Nach wie vor werden mitunter mehrere Anschläge pro Woche verübt. Seit 2009 sollen durch Boko-Haram-Anschläge unterschiedlichen Schätzungen zufolge mindestens 14.000 Menschen ihr Leben verloren haben. Sorge bereitet inzwischen auch die steigende Zahl terroristischer Anschläge in den Nachbarländern Kamerun, Tschad und Niger. Die Grenzregionen gelten schon seit Jahren als Rückzugsorte der extremistischen Kämpfer. 

Bishop Opoko weist darauf hin, dass besonders die mangelnde Bildung junger Muslime Probleme verursache.

„Wir nennen sie Al-Majalis, junge Menschen, die nie zur Schule gehen werden, die nie eine Schule von innen sehen. Und sie sind dort, am Ende werden sie zu Zellen im Haus von Boko Haram.“

Die islamistische Gruppierung Boko Haram entstand 2002 in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno im Norden Nigerias. Ihr lokaler Name Boko Haram stammt aus der Sprache Haussa, der größten Verkehrssprache im Norden Nigerias, und heißt so viel wie: „Westliche Bildung ist Sünde".

(rv/kna 11.11.2015 cz)








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