2015-11-06 13:55:00

Myanmar: Kardinal Bo ruft zu großer Wahlbeteiligung auf


„Geht in die Wahlkabine! Unser Schicksal liegt in der Wahlurne!“ Diesen Appell hat der Erzbischof von Yangon in Myanmar, Kardinal Charles Bo, an die Bevölkerung gerichtet. In Kürze finden die ersten freien Wahlen in Myanmar seit mehr als 25 Jahren statt. Das Land habe seit Ewigkeiten auf diesen Moment gewartet, so Bo. Er bittet um einen „transparenten Prozess“, der „freies und faires Wählen der Armen und an den Rand Gedrängten“ ermöglicht.

Schon vor den Wahlen liege „ein dunkler Schatten über diesen Wahlen“, sagte der Asienreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Ulrich Delius, am Freitag laut einer Aussendung der Organisation. Die GfbV kritisiert darin die mangelnde Vertretung der muslimischen Minderheit bei den Parlamentswahlen. „Der de facto-Ausschluss einer ganzen Bevölkerungsgruppe vor den Wahlen gefährdet die Demokratisierung des Landes“, so Delius. Von den 6.062 Kandidaten, die von der nationalen Wahlkommission zugelassen worden sind, seien nur elf Muslime, die vor allem durch den Druck des Auslands zugelassen worden seien, so die GfbV. Die Kandidatur vieler anderer muslimischen Politiker sei nicht akzeptiert worden. Rund fünf Prozent der 51 Millionen Bürger Myanmars sind muslimischen Glaubens.

Das friedliche Zusammenleben war im Vielvölkerstaat Myanmar nie einfach. Rund 135 ethnische Gruppen leben in dem Land. In der Vergangenheit ging die regierende Militärjunta streng gegen unfolgsame Gruppen vor. So starben im Bundesstaat Kachin Dutzende Menschen, weitere 100.000 wurden in die Flucht getrieben. Die Rohingya sind eine muslimische Ethnie in Myanmar, die von den britischen Kolonialherren aus Bangladesch vor mehr als 150 Jahren angesiedelt worden ist, aber nicht als eine der 135 einheimischen Bevölkerungsgruppen anerkannt wird. Rohingya haben somit keinen Anspruch auf die myanmarische Staatsbürgerschaft. Viele von ihnen fliehen außer Landes, weil sie von radikalen buddhistischen Gruppen gejagt werden.

Kardinal Bo ist der erste Kirchenmann aus Myanmar, der in den Kardinalsstand erhoben wurde. Papst Franziskus nahm den Salesianer 2015 ins Kardinalskollegium auf. In Myanmar bekennt sich rund ein Prozent der Bevölkerung zum Katholizismus, das sind rund 600.000 Menschen. 

(rv/pm 06.11.2015 ma)








All the contents on this site are copyrighted ©.