2015-11-03 12:35:00

Koalitionsstreit aus katholischer Sicht: Helfen statt Ablehnen


Die Flüchtlingspolitik in Deutschland stellt christliche Politiker vor ein Dilemma: Helfen oder eindämmen? Die Union will die Flüchtlingszahlen reduzieren. Das freut vor allem Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer. Viele bayerische Katholiken sind anderer Meinung. Unter ihnen der Abt der Benediktinerabtei Ottobeuren Johannes Schaber. Er erinnert im Gespräch mit dem Domradio daran, dass es bei der Flüchtlingspolitik vor allem um eines gehen muss: Helfen ohne Wenn und Aber.

„Wer um Hilfe bittet, sollte Hilfe bekommen. Sonst hätte jemand das Christentum nicht verstanden. Da fragt man auch nicht, wer da kommt. Der barmherzige Samariter hat auch nicht groß gefragt, er hat geholfen. Von daher sehe ich keine Möglichkeit zur Begrenzung. Die Frage ist natürlich, wenn so viele kommen, wie man damit umgehen kann, wie man das handhaben kann. Bei dem Ansturm muss man schauen, wie man das logistisch und praktisch umsetzen kann. Da sind die Grenzregionen natürlich überfordert.“

Aus der Frage nach der Aufnahme von Flüchtlingen ist ein Koalitionsstreit entstanden, den man auch aus katholischer Sicht betrachten kann, so Abt Schaber:

„Wenn Herr Seehofer meint, dass das Bundesland Bayern überfordert ist, in kurzer Zeit so viele Flüchtlinge aufzunehmen und sie zu registrieren, dann ist das ein logistisches Problem. Dann muss man ansetzen und schauen, wie man es umgesetzt bekommt. Wenn er gemeint haben sollte, dass man keine Flüchtlinge mehr aufnehmen soll, dann ist das aus christlicher Sicht abzulehnen und völlig zu verwerfen. Wenn Bayern überfordert ist, in möglichst kurzer Zeit die Flüchtlinge aufzunehmen und weiter zu geben, dann muss man dem Bundesland auch helfen. Man müsste genau hinschauen, wie es Herr Seehofer meint.“

Die Stimmung kippe „ein wenig“, so der bayerische Abt. Das liege vor allem daran, weil man nicht wisse, wie man diese große Herausforderung in so kurzer Zeit bewältigen solle. Bayern ist durch die Grenze zu Österreich besonders betroffen, denn sämtliche „Balkanrouten“ führen am Ende durch Österreich. Die katholische Kirche unternimmt viel, um staatliche Stellen zu unterstützen. Ist das genug? Abt Johannes Schaber:

„Da traue ich mich nicht, eine Aussage zu treffen, ob es genug ist. Dass viel gemacht wird, das erlebe ich in meinem engsten Umfeld und davon kann ich berichten. Ich hoffe, dass es genug ist.“

(domradio/rv 03.11.2015 mg)








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