2015-11-02 11:33:00

Pakistan: „Vergesst die Christen nicht"


Die pakistanische Rechtsanwältin Aneeqa Anthony setzt sich für verfolgte Christen in ihrer Heimat ein. Der Christin wurde einmal selbst vorgeworfen, den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Sie floh außer Landes und engagiert sich unter anderem in der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Mit Radio Vatikan sprach sie über die aktuelle Situation der Christen in Pakistan und zeichnete ein düsteres Zukunftsbild, sollte sich nicht grundlegend etwas an der Gesetzeslage dort ändern.

Aneeqa Anthony arbeitete als junge Anwältin in Pakistan, als sie eines Tages Kollegen in ein Gespräch über den Propheten Mohammed verwickelten. Prompt warfen sie ihr Gotteslästerung vor – Anthony floh umgehend außer Landes. Denn bereits zu früherer Zeit war sie von religiösen Fanatikern angegriffen worden, in einer engen Straße von einem ganzen Mob. Sie war damals schon auf dem Weg zu einem Klienten, dem Blasphemie vorgeworfen wurde. In der Zwischenzeit ist Anthony – trotz hohen Risikos – in ihre Heimat zurückgekehrt. Und sieht, dass die Christen es immer schwerer haben im Land:

„Die Situation für Christen in Pakistan wird immer schlimmer. Sei es das Blasphemie-Gesetz, die Zwangskonversion, Gewalt gegen Christen. Alles hat am 11. September seinen Ausgang genommen. Die Muslime in Pakistan sehen die Christen als westlich an, als Verbündete Amerikas und Europas. Sie wollen es dem christlichen Abendland zeigen. Mittlerweile kann jeder zur Polizei gehen und behaupten, sein Nachbar habe den Propheten beleidigt. Das muss man nicht mal mehr beweisen.“

Immerhin konnte Anthony jüngst einen Erfolg verbuchen. Sie vertrat einen vierfachen Familienvater aus der Region Punjab, der ungerechtfertigt der Blasphemie beschuldigt wurde. Er kam gegen Kaution frei – mit Unterstützung von Aneeqa Anthony’s Organisation „The Voice Society“, die sich um Menschenrechtsanliegen in Pakistan kümmert. Ein Einzelfall in einer Flut ähnlicher Verfahren, die weniger glimpflich ausgehen. 

„Die Christen in Pakistan verlieren ihre Hoffnung. Viele von ihnen konvertieren zum Islam, entweder aus Zwang oder weil sie Probleme bekommen. Es gibt also keine Hoffnung für die Christen, bis die Regierung nicht die Diskriminierung stoppt, auch auf rechtlicher Ebene. Die Gesetze müssen dringend vebessert werden. Und dann müssen sie auch befolgt werden. Christen in Pakistan sind meist ziemlich arm, sie sind ungebildet. Sie haben keine Mittel für Bildung und um ihr Leben zu verbessern. Deshalb muss die Regierung handeln. Ansonsten gibt es keine Hoffnung für Christen in Pakistan. Sie müssen entweder sterben oder zum Islam konvertieren.“

Schlimmes Beispiel war der Fall eines christlichen Ehepaares, das von einem wütenden Mob bei lebendigem Leibe verbrannt wurde – unbegründet, wie sich später herausstellte. Die Opfer hatten nicht den Propheten beleidigt, im Grund sei es ein gewöhnlicher Streit unter Nachbarn gewesen. Ein häufiges Phänomen. Anthony bittet auch um internationale Unterstützung, um dem Leiden der Christen in Pakistan ein Ende zu setzen:

„Die Christen, die nach Deutschland und Europa kommen, tun das nur mit großen Schwierigkeiten. Die Christen kommen nur schwer nach Europa oder Amerika. Sie bekommen oft kein Visum. Ihre Probleme müssen wir beachten. Der Westen sollte auch auf sie achten. Sicher hat Europa zurzeit viele Probleme, aber die Christen leiden auch.“

(rv 2.11.2015 cz)








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