2015-10-28 13:16:00

UNO: Vatikandiplomat kritisiert Reichen-Ghettos


Der Vatikanvertreter bei der UNO in Genf hat die „Abschottung“ von Reichen in den westlichen Städten kritisiert, die „eine Art Enklave für wohlhabende Klassen“ bildeten. Erzbischof Silvano Tomasi sprach am Dienstag anlässlich der Vorstellung des Weltmigrationsberichts der Internationalen Organisation für Migration (IOM). Im Gespräch mit Radio Vatikan erläuterte der Vatikandiplomat, dass viele Bessergestellte bewusst Mauern bauen liesen, um sich gegen Migranten zu schützen. Diese Ängste seien jedoch nicht hinnehmbar, wenn man den Lebensstandard, die Annehmlichkeiten und Infrastruktur in diesen exklusiven Vierteln mit dem vergleiche, was Menschen außerhalb dieser Reichen-Ghettos erlebten. Das Verhältnis zwischen den Städten und Migranten müsse überdacht werden, sowohl hinsichtlich der Gestaltung des urbanen Raums wie auch in den Beziehungen der unterschiedlichen sozialen Gruppen.

Tomasi sprach im Blick auf das soziale Gefüge der neuen Städte von einer „Super-Diversität“: Urbane Gesellschaften würden durch eine Vielfalt von Migrationshintergründen gekennzeichnet, aber auch durch andere sozio-kulturelle Unterschiede. Zuwanderer hielten jedoch die Wirtschaft der Städte am Laufen und förderten mit ihrem Bürgerengagement den sozialen Zusammenhalt. Nötig sei jedoch ein „Integrationsprozess in zwei Richtungen“; dieser verlange Offenheit gegenüber anderen Kulturen und den Aufbau gegenseitigen Vertrauens, so der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhl bei den Vereinten Nationen in Genf.

Gemäß der IOM leben bereits jetzt 54 Prozent der Weltbevölkerung in Städten; bis 2050 wird sich ihre Zahl auf 6,4 Milliarden verdoppeln. Zuwanderung werde dabei ein stärkerer Wachstumsfaktor als Geburten.

(rv 28.10.2015 mg)








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