2015-10-28 14:17:00

Julia Klöckner: Wir stehen zu unseren Werten


Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner erwartet sich von Deutschlands europäischen Nachbarn mehr Solidarität angesichts der Flüchtlingskrise. Das sagte die rheinland-pfälzische Politikerin am Mittwoch nach ihrer Teilnahme an der Generalaudienz von Papst Franziskus in Rom. Wenn etwa Papst Franziskus ein Land wie Deutschland zu offenen Grenzen für Flüchtlinge ermuntere, dann sage sie dazu, „dass es gut wäre, wenn er Europa als Ganzes ansprechen würde“, so Klöckner gegenüber Radio Vatikan. Es gebe „viele Länder innerhalb Europas, die nicht ganz so weit sind“.

„Das heißt, dass die Flüchtlingsherausforderung nur gemeinsam zu schaffen ist! Was mich sehr berührt hat, ist, was ich gestern erfahren habe: dass in der arabischen Welt der Satz von Angela Merkel „Wir schaffen es“ verstanden wird als „Wir stehen zu unseren Werten“. Ich wünsche mir, dass Europa zu seinen Werten steht. Es geht ja nicht darum, die Leviten zu lesen, aber deutlich zu machen, dass sich das Christentum nicht nur in Sonntagsreden manifestiert, sondern sich in Taten zeigt. Wenn wir wollen, dass die abendländischen Werte auch Bedeutung haben, dann müssen wir natürlich auch Taten folgen lassen – gemeinsam!“

Der Vatikan hat am Mittwoch die Aufnahme von Migranten als „lebenden Beweis“ für die Qualität von Demokratien bezeichnet. Eine solche Politik führe zur Besinnung auf Werte, auf denen Demokratie fuße und die künftigen Generationen zu vermitteln seien, erklärte der Vertreter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi.

Klöckner, die auch Partei- und Fraktionschefin der rheinland-pfälzischen CDU ist, widerspricht dem Eindruck, ihre Partei habe lange Zeit ihre eher konservative Stammklientel vernachlässigt und spreche erst jetzt, unter dem Druck des Flüchtlingsansturms, auf einmal wieder von christlichen Werten. „Es geht um Menschen, und ich glaube nicht, dass es um ein Wiederentdecken geht – das war auch vorher da! Wenn wir uns um Umweltpolitik, um Klimaschutz kümmern, geht es um die Bewahrung der Schöpfung. Wenn es darum geht, medizintechnisch etwas zu entwickeln in Deutschland und ein Gesundheitssystem voranzubringen, dann geht es um den Mitmenschen. Aber jetzt haben wir eine ganz andere Dimension: Da geht es um Leben und Tod! Da geht es nicht darum, zu fragen, wer schuld ist oder wo die Gründe liegen, sondern die helfende Hand muss da sein, damit Menschen nicht ertrinken, nicht verhungern, nicht ihr Leben lassen müssen!“

Doch Julia Klöckner weiß auch, dass viele Menschen in Deutschland – etwa auf den Pegida-Demonstrationen von Dresden – unter Berufung auf christliche Werte ein Abwehren der Fremden fordern. „Zwischen Willkommenseuphorie und Untergang des Abendlandes – dazwischen liegt die Realität. Es ist ja nicht so, als stünde jeder, der zu uns kommt, kurz vor der Heiligsprechung; aber auch nicht jeder ist kriminell und eine Bedrohung für das christliche Abendland. Solche Schwarzweiß-Szenarien sind sehr, sehr schwierig. Sicher wird man mit bunten Luftballons alleine und Willkommensgrüßen die Begleitung nicht hinbekommen; die Arbeit beginnt ja jetzt erst, die Integrationskultur fängt jetzt an. Das heißt auch, dass Religionsfreiheit bei uns herrscht; dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Auch das muss vermittelt werden.“

(rv 28.10.2015 sk)








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