2015-10-26 13:17:00

Papst ruft Roma zu Neubeginn auf


Mut zur Umkehr: Papst Franziskus hat das fahrende Volk zu einem Neubeginn aufgerufen. Vor rund 7.000 Sinti und Roma, die am Wochenende aus rund 30 Ländern nach Rom gepilgert waren, sagte Franziskus am Montag: „Gebt den Medien und der öffentlichen Meinung keine Gelegenheit dazu, schlecht von euch zu sprechen. Ihr selbst habt eure Gegenwart und Zukunft in der Hand.“ Wie alle Bürger könnten auch sie zum Wohlstand und Fortschritt der Gesellschaft beitragen, indem sie sich an die Gesetze und Pflichten hielten und sich auch durch die Emanzipation der neuen Generationen integrierten.

„Wir wollen nichts mehr hören von Familientragödien, wo Kinder vor Kälte oder im Feuer sterben, wo sie in die Hände falscher Leute kommen, junge Frauen und Männer in Drogen- und Menschenhandel verstrickt sind. Und das, weil wir oft gleichgültig sind und unfähig, uns fremde Verhaltensweisen und Lebensformen zu akzeptieren.“

Für eine Emanzipation der neuen Generation sei die Schulbildung unerlässlich, so Franziskus. „Eure Kinder haben das Recht, zur Schule zu gehen, hindert sie nicht daran!”, sagte der Papst. Gleichzeitig müssten die gesellschaftlichen Institutionen für eine angemessene Schulbildung der Kinder aus Roma-Familien sorgen – mit der Kenntnis von deren Kultur, Geschichte und Werten.

Anlass der Audienz war der 50. Jahrestag des ersten Besuchs eines Papstes in einer Roma-Siedlung. Paul VI. hatte diese am 26. September 1965 in der römischen Vorstadt Pomezia besucht. Dort versicherte er den Roma die Nähe und Anerkennung der Kirche. Im Zentrum der Wallfahrt stand auch das Gedenken an den ersten seligen Roma in der katholischen Kirche, Ceferino Giménez Malla (1861-1936).

Der Papst rief die Pilger auf, als erste dafür zu sorgen, dass in den Städten weniger Individualismus, sondern mehr Menschlichkeit und Brüderlichkeit herrsche. „Das liegt auch in eurer Verantwortung, das ist eure Aufgabe,“ so Franziskus. „Ihr könnt das schaffen, denn ihr seid doch gute Christen und könnt alles vermeiden, was die Bezeichnung christlich nicht verdient: Falschheit, Betrug, Streit.“

Franziskus betonte, der selige Ceferino Giménez Malla könne ihr Vorbild sein. Er stehe für Tugend, Güte und Ehrlichkeit und für eine große Verehrung der Madonna. „Ihr und dem Seligen Ceferino vertraue ich euch, eure Familien und eure Zukunft an“, so der Papst.

Es sei ein starkes Zeichen für den Glauben und das spirituelle Wachstum der Roma, dass es immer mehr Priester, Diakone und Ordensleute von ihnen gebe, so Franziskus. Er betonte, dass sie Vermittler zwischen den Kulturen seien. Sie sollten ihre Leute nicht nur spirituell begleiten, sondern auch durch den Alltag, mit all seinen Sorgen und seinen Freuden.

Die Wallfahrt wurde von der italienischen Bischofskonferenz, der Diözese Rom und der Gemeinschaft Sant’Egidio organisiert. Auf dem Programm standen einen Kreuzwegsandacht am Kolosseum gemeinsam mit dem römischen Kardinalvikar Agostino Vallini sowie eine Messe am zentralen Wallfahrtsort der Sinti und Roma in der Ewigen Stadt, dem Heiligtum „Divino Amore della Madonna“. Der Altar unter freiem Himmel wurde zum Gedenken an die rund 500.000 Sinti und Roma errichtet, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Sonntagabend gab es zudem ein Konzert mit traditioneller Roma-Musik in der Kirche Santa Maria in Trastevere.

Lange hielt es die Zuhörer nicht auf den Kirchenbänken und sie finden in der Kirche das Tanzen an. Eine Pilgergruppe aus Irland und England zeigte sich begeistert von dem Treffen:

„Ich bin sehr stolz, dass der Papst uns hier empfangen hat. Viele Menschen sind sehr rassistisch gegenüber dem fahrenden Volk, aber am Ende des Tages sind wir doch alle Menschen, jeder hat gute und schlechte Seiten. Papst Franziskus ruft alle dazu auf, gut zueinander zu sein. Hoffentlich betet er für uns.“

Eine zweite Stimme sagte:

„Wir lieben Papst Franziskus. Er ist so spirituell und er richtet sich an die Armen und an uns. Man muss den Minderheiten eine Stimme geben, jeder muss angehört werden. Und er hört zu. Könnte ich ihn persönlich treffen, würde ich sagen: Ich liebe dich, bete für uns und wir beten für dich.“

Und ein dritter Gast fügte an:

„Wir sind auf der ganzen Welt verteilt, aber besonders in der katholischen Kirche zuhause.“

(rv 26.10.2015 cz)








All the contents on this site are copyrighted ©.