2015-10-24 12:59:00

Synode: Vatikan braucht Patriarchenrat der Ostkirchen


Die Synodenväter wollen einen gesonderten Friedensappell für den Nahen Osten und die Solidarität mit den Christen dort lancieren. Wie Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag mitteilte, rufen die Bischöfe darin zu einem Ende jeder Gewalt und zum Dialog der Religionen auf. Verurteilt werde besonders die Verfolgung der Christen in der Region sowie der Waffenhandel, der die Konflikte am Leben erhalte. Über die von der Synodenleitung verfasste Botschaft werden die Synodalen vor der Veröffentlichung am Samstag noch abstimmen.

Vorab sprachen wir mit dem griechisch-melkitischen Patriarchen von Antiochien, Gregorius III. Laham. Er sagte uns: „Die Synode zur Familie hat eine große Bedeutung für uns Christen im Nahen Osten. Ich denke insbesondere an den Krieg in Syrien und da sind ja viele Familien betroffen. Deshalb ist es selbstverständlich, dass die Synodenväter auch an sie denken. Das Thema hierbei ist die Rolle der Familie an sich als Friedensstifterin. Die Friedenslösung im Nahen Osten ist eng damit verbunden, wie sich Familien dort verhalten und welchen Stellenwert man ihnen gibt.“

Patriarch Laham habe den Papst gebeten, ein Dokument mit orthodoxen, anglikanischen und protestantischen Kirchenvertretern zu erarbeiten und zu veröffentlichen, indem sich alle christlichen Kirchen gemeinsam und „mit einer Stimme“ für den Frieden im Nahen Osten aussprechen. Einen ersten Textentwurf habe der melkitische Patriarch dem Papst bereits überreicht.

„Wenn wir Christen einheitlich auftreten, dann zeigen wir der Welt – insbesondere den Vereinigten Staaten, Russland, der EU und den arabischen Ländern – dass die Zeit des Friedens gekommen ist. Wenn wir Christen vereint auftreten und sich alle Staaten der Welt daran beteiligen, dann wird der sogenannte Islamische Staat (IS) endgültig besiegt.“

Der IS könne nämlich nicht mit Bomben und Waffen bekämpft werden, so Laham am Rande der Bischofssynode. Es sei für ihn und andere Vertreter aus dem Nahen Osten nicht einfach gewesen, drei Wochen lang in Rom zu bleiben, während bei ihnen Zuhause Krieg und Gewalt herrsche.

„Von Anfang an habe ich allen hier in Rom gesagt, dass meine Präsenz hier bei der Synode vor allem die Stimme all jener Familien ist, die in Krieg und Elend leben. Ich bin froh, dass der Papst oft auf unsere Situation hinweist und dass die Synode einen Friedensappell herausgibt. Dennoch will ich mehr: ich habe den Papst gebeten, künftig auch einen Patriarchenrat im Vatikan zu gründen. Um den Papst herum gibt es schon genügend Kardinäle, jetzt braucht der Papst um sich herum einen Rat der Patriarchen der mit Rom verbundenen Ostkirchen.“

Dieser Patriarchenrat sei aus ekklesiologischer, synodaler und ökumenischer Sicht sehr wichtig, so Laham. Ein solcher Beraterstab könne dem Papst helfen, die Lage der Christen in den Ländern des Ostens besser zu verstehen. Auch stelle sich Laham vor, dass ein solcher Patriarchenrat eine Art „Task Force“ innerhalb des vatikanischen Staatssekretariats sei, der die vatikanische Diplomatie unterstütze.

„Es reicht nicht aus, wenn wir Solidaritätsbekundungen aus dem Westen erhalten. Wir brauchen konkrete Unterstützung und vor allem ein offenes Ohr auf unsere Probleme“, so der melkitische Patriarch.

(rv/kap 24.10.2015 mg)








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