2015-10-24 11:13:00

Eine Übung in Selbstvergewisserung


Nach drei Wochen geht sie zu Ende: An diesem Sonntag feiert Papst Franziskus eine Festmesse in Sankt Peter und beendet damit die 14. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode, zuvor wird das Abschlussdokument, das an den Papst gerichtet wird, abgestimmt. Ein Kommentar unseres Beobachters Pater Bernd Hagenkord:

Es ist eine große Übung in Selbstvergewisserung. Die Versammlung der Bischofssynode, die an diesem Wochenende in Rom zu Ende geht, hat gemeinsamen Grund und Boden gesucht, um über Familie, Ehe und die Kirche sprechen zu können, in gemeinsamer Sprache.

Brauchte es das? Auch Papst Johannes Paul II. hatte ja seine erste Synode zum Thema‚ Familie gehalten. Das Dokument dieser Synode - Familiaris Consortio - sei doch gut, war in der Synode immer wieder und mit Ablauf der Zeit auch immer mehr zu hören. Ja, es braucht es, weil die Welt nicht mehr dieselbe ist. Diese Synodenversammlung war eine Kollektivübung in Sachen Realität - der Wirklichkeit verhaftet.

Es ging um die Vermittlung verschiedener Kulturen in andere Weltgegenden: Wie sieht man das? Wie kann das vermittelt werden? Wie können Entscheidungen oder Ratschläge an den Papst gegeben werden, die einerseits allgemein sind, also alle betreffen, die andererseits aber auf konkrete Umstände reagieren? Es ging um Hören und Reflektieren. Es ging darum, gemeinsame Linien zu finden. Deswegen habe ich es eine Übung in Selbstvergewisserung genannt.

Die Menschen, welche die Synode beobachtet haben und nun auf die Ergebnisse warten, warten auf konkret aussagbare Entscheidungen: Die Kirche wird künftig dies oder das sein oder tun. Viel wichtiger erschien und erscheint mir aber diese große Klammer des gemeinsamen Reflektierens der Wirklichkeit, und wenn ich die Rede des Papstes am vergangenen Samstag richtig verstanden habe, dann ist es auch etwas, was der Papst will.

Redet sich hier jemand heraus, weil die Ergebnisse so mau sind? So einen Vorwurf - und den wird es geben - muss man ernstnehmen. Aber die Lösungen, die der Papst in seinem programmatischen Schreiben Evangelii Gaudium (von 2013) für seine Kirche angibt, sind ja nicht die einfacheren Lösungen. Es ist ja nicht so, dass die „heilsame Dezentralisierung“ etwas ist, was man einfach so entscheiden kann, das würde das zu Grunde liegende Prinzip ja unterlaufen, das muss man schon gemeinsam wollen.

Es ist ja auch nicht so, dass die Kirche, die aus sich heraus geht, dekretiert werden kann. Hier ist gemeinsames Hören auf den Heiligen Geist gefragt - unter anderem, aber nicht nur, in einer Bischofssynode.

In Rom hat in den vergangenen drei Wochen ein Unterscheidungsprozess stattgefunden, der genau das verhandelt hat. Es war eine Anwendungsübung in Sachen „Projekt Franziskus“. Niemand hat behauptet, dass es einfach wird. Es ist bisweilen holprig, es hat Widerstände - auch über die kann der Papst ausführlich und bisweilen humorvoll dozieren - und es hat kulturelle Unterschiedlichkeiten, die man nicht einfach wegwischen darf.

Aber ich sage es noch einmal, bei allen Schwierigkeiten ist dies eine Übung in Selbstvergewisserung, ein Anwendungsbeispiel, wie man zu dem kommen kann, was der Papst in Evangelii Gaudium skizziert hat. Und dorthin kann man nur gemeinsam kommen. In Synodalität, sei es unter den Bischöfen, sei es in der ganzen Kirche.

Aus der Synode Pater Bernd Hagenkord

(rv 24.10.2015 ord)








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