2015-10-20 10:58:00

Synode: Erzbischof fordert mehr Würde für Frau in Kirche und Welt


Die Kirche muss entschieden klarstellen, dass die Heilige Schrift keine Gewalt des Mannes über die Frau rechtfertigt. Das sagte bei der Familiensynode im Vatikan der kanadische Erzbischof Paul Andre Durocher. Er machte in seinem Redebeitrag in der Vollversammlung auch konkrete Vorschläge, wie die gleiche Würde der Frau in der Kirche besser zum Ausdruck kommen könnte, und riet unter anderem zu einer Prüfung der Frage, ob Frauen zum Diakonat zugelassen werden könnten. In einem Interview mit „Salt and Light“ sprach Erzbischof Durocher über seinen Debattenbeitrag.

„Was ich ansprach, war zunächst das Thema Gewalt gegen Frauen. Eine neue Statistik der Weltgesundheitsorganisation besagt, dass weltweit fast ein Drittel aller Frauen in der Familie Gewalt erfahren. Wie können wir denn in der Familiensynode diese Realität nicht ansprechen? Und so erinnerte ich die Synodenväter daran, dass schon Johannes Paul II. in Familiaris consortio (1981) diese schreckliche Geißel beklagte und die Kirche aufforderte, mehr zu tun, damit das aufhört. So habe ich vorgeschlagen, dass die Kirche klarstellen sollte: niemand kann diese Art von Dominanz von Männern über Frauen irgendwie biblisch rechtfertigen. Das wäre eine falsche Lektüre der Heiligen Schrift. Ich habe mich da besonders auf die Paulusbriefe bezogen: Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn – wie es im Epheserbrief heißt. Solche Texte können auf keinen Fall Gewalt von Männern gegen Frauen rechtfertigen. Und wir sollten das als Kirche laut und klar sagen.“

Drei Vorschläge brachte Erzbischof Durocher in die Synode ein, um in der Kirche die gleiche Würde der Frau besser herauszustellen. Zum einen sprach sich der kanadische Synodenvater dafür aus, mehr Frauen in entscheidende Positionen im Vatikan und in den Diözesen zu berufen. Zweitens regte er an, gut vorbereiteten Ehepaaren zu erlauben, in der Sonntagspredigt zu sprechen: „sie könnten die Verbindung zwischen Schrift und ihrer gelebten Erfahrung als verheiratete Paare und Eltern einbringen“, sagte Durocher. Drittens: „Jetzt könnte die Zeit gekommen sein, ernsthaft zu untersuchen, ob wir in der Kirche das Diakonat für Frauen öffnen können. Denn dieses Thema wurde nie abschließend geklärt, es ist immer noch ein offenes Feld.“ Er wünsche sich, dass diese Vorschläge „nicht weggewischt werden aus Angst vor anderen Themen“, stellte der kanadische Erzbischof in dem Interview klar. Kritiker hatten beanstandet, ein Diakonat für Frauen sei das Einfallstor für die Forderung nach der Priesterweihe für Frauen. „Nehmen wir die Vorschläge als das, was sie sind, und nicht als Verschwörung, um andere Ziele zu erreichen“, so Durocher. Die Kirche könne durch die Gaben der Frauen bereichert werden.

Durocher war als damaliger Vorsitzender der kanadischen Bischofskonferenz bereits bei der Außerordentlichen Synode von 2014 präsent. Seine Mitbrüder hatten ihn nun auch zu dieser Synode als gewählten Vertreter entsandt. Der Erzbischof von Gatineau würdigte in dem Interview, dass Papst Franziskus alle Synodenväter dazu eingeladen hatte, sich mit Vertrauen auf den Beratungsprozess einzulassen, auch wenn manche Methode neu sei. „Wie er sagte: Die Synode ist ein sicherer Ort, Ideen und Erfahrungen und Überzeugungen zuzulassen, damit sie geäußert werden und miteinander in Dialog treten. Auf diese Weise wirkt der Heilige Geist und bringt Licht, und dieses neue Licht möchten wir finden.“

(rv 20.10.2015 gs)








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