2015-10-17 13:15:00

Schönborn: „Reden wir weniger abstrakt und kompliziert“


„Der Erfolg der Institution ‚Bischofssynode‘ ist vor allem daran zu messen, ob sie das Leben der Kirche und seinen missionarischen Geist fördert.“ Das betonte Kardinal Schönborn als Hauptredner beim Festakt zum 50-Jahr-Jubiläum der Bischofssynode am Samstag im Vatikan. Im Beisein von Papst Franziskus und den Synodenvätern beschrieb der Wiener Erzbischof die Bischofsynode als „privilegierten Ort der Interpretation und Umsetzung des Konzils“. Dabei gelte es am Jerusalemer Apostelkonzil Maß zu nehmen: „Reden wir weniger abstrakt und distanziert“, so der Wunsch des Kardinals an die Teilnehmer der seit zwei Wochen tagenden Familiensynode. Es gehe vielmehr darum, einander konkret ein Zeugnis vom Wirken Gottes zu geben, um schließlich gemeinsam ein Urteil über den Willen Gottes zu bilden.

Der Rede Kardinal Schönborns, der auf Wunsch von Papst Franziskus den Festvortrag hielt, folgten Ansprachen von Vertretern aller Kontinente. Für Europa ergriff der Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Gerald Nichols, das Wort. Der Festakt ist ein Höhepunkt während der ordentlichen Versammlung der Bischofssynode über Ehe und Familie. Mit der Einrichtung der Bischofssynode hatte Papst Paul VI. (1963-78) eine Idee der Konzilsväter aufgegriffen und diese noch während des Zweiten Vatikanischen Konzils realisiert. Offiziell geschah dies am 15. September 1965, unmittelbar nach Eröffnung der vierten und letzten Sitzungsperiode des Konzils mit dem Motu Proprio „Apostolica sollicitudo“.

Das große, weltweite Interesse, das die laufende Synode ausgelöst habe, zeige, „wie lebendig die Institution der Bischofssynode auch nach fünfzig Jahren ist“, hielt Kardinal Schönborn fest. Bischofssynode und Konzil seien „untrennbar verbunden“, nicht nur wegen der Gründung vor 50 Jahren, sondern vor allem deswegen, weil die Synode ein Ort der Interpretation und Umsetzung „der vom Konzil gewollten Reformen“ ist. Als berechtigt wertete Schönborn die in der Vergangenheit immer wieder vorgebrachte Kritik an der Arbeitsmethode der Synode. Vor diesem Hintergrund seien die methodischen Erneuerungen unter Benedikt XVI. und Franziskus positiv und „dankbar“ zu vermerken.

Ausführlich ging der Wiener Erzbischof auf die Frage nach der richtigen Methode für die Bischofssynode ein. Dabei gehe es um ihre Funktion als eine Institution der bischöflichen Kollegialität „cum et sub Petro“ ("mit und unter Petrus") in der Verantwortung für die Kirche und als Beratungsorgan des Papstes. Schönborn plädierte dafür, das neutestamentliche Apostelkonzil von Jerusalem als „Modell für die synodale Methode“ zu nehmen. Diese „erste Synode“, bei der es „ums Ganze des christlichen Weges“, ging, „war so erfolgreich, dass wir heute noch von ihren Früchten leben“. Der damalige Konflikt wurde „offen benannt und offen ausgetragen“. Eine Parallele dazu ortete Schönborn im Blick auf die aktuelle Situation und sagte: „Papst Franziskus ermutigt uns, die Auseinandersetzungen nicht zu fürchten, sie als die treibende Kraft zu leben, die die Unterscheidung der Geister reifen lässt.“

Beim Apostelkonzil habe man einander zwar nicht theologische Gutachten vorgelegt, dennoch sei die „theologische Debatte der letzten Monate ein wichtiger Beitrag zum Weg der Synode“ gewesen, konstatierte der Kardinal. Gleichzeitig sei die Debatte aber „bisweilen auch mit einiger Verbissenheit, ja Verbitterung und nicht immer im Geist des Aufeinander-Hörens“ geführt worden, merkte Schönborn kritisch an. Von daher riet er, sich wieder mehr an der Methode der Urkirche zu orientieren. Dabei seien das persönliche Zeugnis und das Erzählen über das, was man als „Wirken Gottes erfahren hat“, im Vordergrund gestanden. Diese sei dann von allen vorerst schweigend angenommen worden. „Es wird nicht gleich diskutiert, sondern gehört und im Herzen aufgenommen“, so Schönborn. Schließlich habe die Versammlung im Hören auf die Heilige Schrift und die persönliche Erfahrung den Weg und den Willen Gottes erkannt.

Im Blick auf die laufende Versammlung gab der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz zwei Empfehlungen: Die Bischöfe als Mitglieder der Synode sollten sich nicht wie Repräsentanten ähnlich Abgeordneten im Parlament sehen, weil der „Glaube nicht repräsentiert, sondern nur bezeugt“ werden könne. „Reden wir weniger abstrakt und distanziert. Bezeugen wir einander, was der Herr uns zeigt und wie wir sein Wirken erfahren.“ Und Einigkeit brauche es beim Ziel des intensiven Ringens innerhalb der Synode: „Auch dort wo abgestimmt wird, geht es nicht um Machtkämpfe“, sondern um eine gemeinschaftlichen Prozess zur Bildung eines Urteils.

„Am Ende kommt, so hoffen wir, nicht ein politischer Kompromiss heraus, auf einem niedrigen gemeinsamen Nenner, sondern dieser ‚Mehr-Wert‘, den der Heilige Geist schenkt“, sagte Kardinal Schönborn. Letztlich gehe es bei der Reform der Strukturen, die für die pastorale Neuausrichtung erforderlich ist, um eine „Haltung des Aufbruchs“ und darum, „dass alle missionarischer werden“, so der Kardinal unter Bezugnahme auf Papst Franziskus.

(kap/rv 17.10.2015 cz)








All the contents on this site are copyrighted ©.