2015-10-16 11:30:00

Papstmesse: „Der Virus der Heuchelei ist ansteckend“


Heuchelei hat keine Farbe – sie liebt Grau- und Schattentöne, ein „Chiaroscuro“ wie in der italienischen Malerei. In der Predigt von Papst Franziskus bei seiner Frühmesse in Santa Marta ging es an diesem Freitag um das Heucheln: Ein „Virus“ sei das, so der Papst, eine pharisäische Haltung, sehr „ansteckend“.

„Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer“, dieses Jesuswort im Lukasevangelium war Ausgangspunkt der Papstgedanken: „Heuchelei ist diese gewisse Weise des Lebens, des Handelns, des Redens, die nicht klar ist. Sie lächelt vielleicht, vielleicht bleibt sie auch ernst – aber sie ist nicht Licht, sondern Schatten. Sie bewegt sich auf eine harmlos scheinende Weise, wie eine kleine Schlange, aber sie hat diese Faszination des Unklaren, des die-Dinge-nicht-beim-Namen-Nennens: die Faszination der Lüge, des Scheins. Den heuchlerischen Pharisäern bescheinigte Jesus, dass sie randvoll eingenommen seien von sich selbst, voller Eitelkeit, dass sie öffentlich herumstolzierten, damit alle sähen, wie wichtig und wohlerzogen sie doch seien.“

Der Oberrabbiner von Rom, Riccardo Di Segni, hat Papst Franziskus dem Vernehmen nach einmal gebeten, Pharisäer und Schriftgelehrte doch nicht immer wieder ins Zwielicht zu rücken. Doch diese Bitte hat nichts gefruchtet, das zeigte sich an diesem Freitag einmal mehr. Der Papst schilderte eindringlich, dass der „Sauerteig der Pharisäer“, vor dem einst Jesus seine Zuhörer warnte, auch heute noch aufgehe.

„Dieser Sauerteig ist ein Virus, der krankmacht und der dich tötet. Hüte dich! Dieser Virus führt dich ins Dunkle. Hüte dich! Doch einer ist größer als all das: der Vater, der im Himmel ist. ‚Verkauft man nicht fünf Spatzen für einen Pfennig? Und doch vergisst Gott nicht einen von ihnen. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt’ (sagt Jesus). Und dann sein Aufruf zum Schluss: ‚Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen.’ Angesichts dieser Ängste, die uns hierhin und dorthin ziehen, und angesichts des Virus, angesichts des Sauerteigs der Pharisäer-Heuchelei, sagt uns Jesus: ‚Es gibt einen Vater, der euch liebt. Einen Vater, der für euch sorgt.’“

Zurück zur Ansteckungsgefahr: Was tun, damit der Heuchel-Virus nicht auf uns überspringt? Da gibt’s nur einen Weg, sagt der Papst: Beten. „Beten wir. Beten wir viel! Herr, bewahre deine Kirche, also uns alle; bewahre dein Volk, damit es das Licht liebt, das Licht, das vom Vater kommt, das von deinem Vater kommt, der dich gesandt hat, um uns zu erlösen. Bewahre dein Volk, damit es nicht heuchlerisch werde. Bewahre dein Volk, damit es voller Freude erkenne, dass es einen Vater gibt, der uns so sehr liebt!“

(rv 16.10.2015 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.