Die zweite Woche der Weltbischofssynode ist fast zu Ende: Für uns dabei ist unser Redaktionsleiter P. Bernd Hagenkord mit seinen neusten Eindrücken:
Papst Franziskus persönlich hatte gewarnt: Am zweiten Tag der Synode ergriff er
das Wort, unter anderem um davor zu warnen, sich medial nicht in die Ecke treiben
zu lassen und zu glauben, es ginge vor allem um die Frage von wiederverheirateten
Geschiedenen und ihrem Zugang zu den Sakramenten. Und er hat Recht behalten, es ist
nicht die eine große Frage geworden, noch nicht einmal die dominante. Trotzdem ist
es eine der wichtigsten Fragen, weil sich hier viele verschiedene Themen treffen.
Es ist sozusagen eine wichtige Kreuzung für viele Debatten.
Zunächst einmal: ist das ein Widerspruch? Nein. Die Worte des Papstes haben vielleicht
sogar dabei geholfen, Druck aus der Frage zu nehmen. Oder die Synodalen waren bereits
davor überzeugt, dass das nicht die einzige Frage sein darf. Wie dem auch sei, es
hat der Behandlung der Frage sicherlich gut getan, dass nicht alle Augen darauf gerichtet
waren. Und während an diesem Freitag die Delegierten der anderen christlichen Gemeinschaften
und Kirchen sprechen, lohnt sich eine Zusammenschau auf das Thema der wiederverheirateten
Geschiedenen, um einen Überblick über die Diskussion zu bekommen, bevor es in den
dreizehn Kleingruppen behandelt wird.
Via Penitenziale – Zulassung zur Beichte
Beginnen wir mit der „via penitenziale“, dem von Kardinal Kasper bereits 2014 vorgeschlagenen
Weg einer Zulassung zu den Sakramenten über das Sakrament der Beichte und Versöhnung.
Auch Kardinal Kasper will keinen freien Zugang aller wiederverheirateten Geschiedenen,
so könnte das also ein Weg sein. Und der wird auch von vielen Synodalen als gut erachtet.
Die Synode hat dazu eine Menge theologischer Argumente gehört, die große Breite der
Perspektive ist schwer zusammen zu fassen, vielleicht könnte man sie am ehesten mit
dem geäußerten Satz wieder geben, heute Jesus zu folgen bedeute, dass man niemanden
permanent von den Sakramenten ausschließen könne.
„Ein pastoraler Weg“, so lautet die Formulierung, die für eine Änderung oder Anpassung
verwendet wird. Wege der Katechese werden ins Spiel gebracht, Lösungen auf Fallbasis
und nicht allgemein, lokale Lösungen, und immer wieder über die eigentliche Frage
hinaus gehend die Debatte, wie die Kirche eigentlich mit Scheitern und mit Scheiternden
umgeht. Vor allem, wenn die Betroffenen bereits weitergegangen sind und in einer anderen
Phase ihres Lebens stehen.
Aber da es um Schuld und Sünde geht, geht es auch um Moral, und viele Synodenväter
sehen im Gegensatz zu den in sich auch divergierenden Meinungen zur „via penitenzale“
keinen Spielraum. Sünde sei Sünde und das müsse die Kirche auch so verkünden. Man
könne nicht einfach von den Worten Jesu lassen, die Lehre der Kirche sei in diesem
Punkt eindeutig. Nur wer sich aus dem Stand der Sünde entferne, könne zur Beichte
gehen. Auch diese Argumente sind vorher schon in ganzer Breite debattiert worden,
in der Aula wurden sie noch einmal aufgeführt.
Kommission als Kompromiss
Ein Kompromissvorschlag lautete, nun eine Kommission einzusetzen, welche die Frage studieren solle. Aber vielen Synodenvätern scheint das keine Option. Nach zwei Jahren und zwei Synoden eine Kommission einzusetzen sei das Bekenntnis zum eigenen Scheitern. Und so blicken nicht wenige auf den Germanicus, den deutschen Sprachzirkel. Dort haben sich schon zum zweiten Teil des Themas die Kardinäle Kasper, Müller, Marx, Schönborn und Koch und die Bischöfe Koch, Bode und Elbs - neben anderen Mitgliedern - auf einstimmige Vorlagen einigen können, ihr Bericht aus der Aula wird in den Kaffeepausen viel besprochen, nicht zuletzt weil das alles einstimmig war.
Wenn selbst diejenigen, die so heftig miteinander debattiert haben, sich in der Synode einig werden, dann liegt hier vielleicht der Weg für die Synode - so die offene Hoffnung einiger und die stille Hoffnung vieler Synodaler. Ob das geht und was aus den anderen Sprachgruppen jetzt kommt, das entscheidet die kommende Woche.
(rv 16.10.2015 ord)
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