2015-10-12 10:49:00

Vatikan: Geld darf keine Triebfeder sein


Geld darf keine Triebfeder sein, sondern nur Mittel zum Zweck. Das sagte der Präsident der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF, der Schweizer Antigeldwäsche-Fachmann René Brülhart, in einem Interview in der aktuellen Ausgabe von Alumni Info, dem Magazin der Freunde der Universität Fribourg. Der Vatikan sei kein Finanzplatz im eigentlichen Sinn. Er stelle aber eine globale Institution dar und das habe zwangsläufig auch Auswirkungen auf seine Finanztätigkeiten. Vorkommnisse der letzten Jahre hätten gezeigt, dass eine Einbindung in das globale Finanzsystem und die Einhaltung internationaler Standards unausweichlich seien, so der Finanzfachmann, der aus dem freiburgischen Ort Düdingen stammt.

Als Präsident des AIF gehe es ihm darum, den Blick für das Ganze und ein Minimum an Pragmatismus und Flexibilität zu wahren. Er müsse auch die Bereitschaft haben, offen zu kommunizieren und im Sinne einer gemeinsamen Lösung „Brücken zu bauen“.

Missbrauch vorbeugen

Im Vatikan bestehe seine Arbeit zurzeit darin, den Aufbau eines funktionierenden und nachhaltigen Systems zur Bekämpfung möglicher missbräuchlicher Finanzaktivitäten im Vatikan voran zu treiben. In dieser Absicht wurden in den letzten drei Jahren ein neuer rechtlicher und institutioneller Rahmen geschaffen. Mit einem Motu proprio, einem Apostolischen Schreiben des Papstes, vom 8. August 2013 wurde eine massiv verstärkte Aufsicht in die Wege geleitet. Am 8. Oktober 2013 trat im Vatikanstaat ein Geldwäschegesetz in Kraft.

Mit diesen Maßnahmen gingen auch Entwicklungen auf internationaler Ebene einher, erklärte Brülhart. Der Vatikan trat der Egmont Group bei, das heißt der weltweiten Vereinigung der nationalen Geldwäschemeldestellen. Der Vatikan unterzeichnete zudem zahlreiche Zusammenarbeitsvereinbarungen etwa mit den USA, Deutschland, Frankreich oder Italien. So sei ein Umfeld geschaffen worden, das gemäß dem Schweizer Geldexperten eine zielgerichtete internationale Zusammenarbeit zulasse.

Brülhart weist darauf hin, dass die Oberaufsicht über die AIF einem Aufsichtsrat obliegt, der gut besetzt ist. So gehöre diesem mit Juan Zarate ein ehemaliger Sicherheitsberater eines US-amerikanischen Präsidenten an.

(kath.ch 12.10.2015 mg)








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