2015-10-09 16:12:00

Gehen, wenns am schlimmsten ist: Roms Bürgermeister tritt zurück


Genau zwei Monate vor Beginn des Heiligen Jahres hat Roms Bürgermeister Ignazio Marino seinen Rücktritt angekündigt. Der Amtsverzicht fällt in die entscheidende Vorbereitungsphase der italienischen Hauptstadt für den Ansturm von bis zu 30 Millionen Pilgern und Besuchern. Am 8. Dezember eröffnet Papst Franziskus im Petersdom die Heilige Pforte zum Heiligen Jahr - offiziell „Jubiläum der Barmherzigkeit". Aus dem Vatikan gab es dazu bis Freitagmittag keine Stellungnahme. Die Planungen für das Heilige Jahr würden damit nicht leichter, hieß es allerdings in Kirchenkreisen.

 

Schon bisher war man im Vatikan nicht glücklich über den schleppenden Gang der Vorbereitungen. Es sei zu befürchten, dass die Stadtverwaltung jetzt noch mehr mit sich selbst beschäftigt sein werde und sich der Rückstand beim angekündigten Ausbau der Infrastruktur nun noch weiter verzögern wird. Allerdings war Bürgermeister Marino nicht direkt mit der Koordination der Heilig-Jahr-Vorbereitungen betraut. Dafür ist ein eigens eingesetzter Stadt-Kommissar zuständig, der römische Polizeipräfekt Franco Gabrielli.

 

Die Ewige Stadt, die sich für viele Großereignisse als sympathischer und souveräner Gastgeber zeigte, läuft laut Beobachtern Gefahr, sich der Weltöffentlichkeit diesmal schlecht vorbereitet zu präsentieren. Marino stand seit Monaten unter heftigem Beschuss und stolperte zuletzt über angeblich veruntreute Steuergelder. Er kann binnen 20 Tagen seinen Schritt widerrufen und will nun prüfen, ob er den erforderlichen Rückhalt für die Fortsetzung seiner Arbeit und den Aufbau einer neuen Stadtverwaltung erhält. Denn mit ihm sind weitere führende Mitarbeiter zurückgetreten. Bereits in den vergangenen Monaten hatte der Korruptionsskandal „Mafia Capitale" zur Ausdünnung seiner Stadtregierung geführt.

 

Eine Krisensitzung beim Rat für die Neuevangelisierung, der im Auftrag des Papstes das Jubiläumsjahr vorbereitet, fand noch nicht statt. Ratspräsident Erzbischof Rino Fisichella nahm am Freitag wie gewohnt an den Beratungen der Weltbischofssynode teil. Der Vatikan versuche den kirchlichen, geistlichen thematischen Teil des Jubiläums so gut wie möglich vorzubereiten, so ein Mitarbeiter. Man hoffe, dass die Stadt ihren Teil beitrage und sich zum Weltkirchenereignis von ihrer besten Seite zeige.

 

Rom diesmal keine Großbaustelle

 

Anders als zum letzten Heiligen Jahr 2000, vor dem die Stadt Rom fünf Jahre lang einer Großbaustelle glich und Straßen, Plätze und Paläste restauriert wurden, nahm man sich diesmal aus Zeitmangel nur zwei Projekte vor: Eine Reihe von Straßenbaumaßnahmen soll einen besseren Fluss der Pilgerströme gewährleisten. Und an bestimmten Pilgerpunkt der Stadt, etwa an großen Kirchen und entlang von Pilgerwegen, sollen Grün- und Rastanlagen gereinigt und ausgebaut werden. Insbesondere will die Stadt vier alte Pilgerwege vom Lateran und der Basilika Maria Maggiore zum Petersdom fußgänger- und behindertengerecht ausbauen. Reisebusse sollen im Heiligen Jahr komplett aus dem Innenstadtbereich ausgesperrt bleiben.

 

Selbst wenn die Baustellen künftig 24 Stunden am Tag geöffnet bleiben, ist unklar, was bis zum 8. Dezember fertig werden kann. Allerdings dürften die großen Heiligjahr-Pilgerströme erst Anfang 2016 einsetzen. Denn mit Beginn der Fastenzeit (Aschermittwoch/10. Februar) stehen die großen Jubiläums-Veranstaltungen auf dem Programm. Dann erwartet man auch einen großen Ansturm vor allem aus Süditalien, wenn die Reliquien des Heiligen Pater Pio in verschiedenen Kirchen Roms ausgestellt und dann in Prozession über den Petersplatz geführt werden.

 

(kap 09.10.2015 gs)








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