2015-10-09 11:00:00

Friedens-Nobelpreis geht nach Tunesien


Tunesische Friedensaktivisten erhalten den diesjährigen Friedensnobelpreis. Das hat das Nobelpreis-Komitee am Freitagvormittag in der norwegischen Hauptstadt Oslo bekanntgegeben. Der Preis werde für der Gruppe die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in Tunesien im Zuge des Arabischen Frühlings vergeben, hieß es in der Begründung. Auch Papst Franziskus, die mitunter zu den Favoriten für den Preis galt, hat sich immer wieder zum Thema Frieden geäußert. Hier eine Auswahl an Papst-Zitaten über den Frieden. (rv)

 

Es ist an der Zeit, einzuhalten!

Gestern habe ich den Brief eines Mannes erhalten, vielleicht einer von euch, der mich über eine Familientragödie in Kenntnis setzte und anschließend viele Tragödien und Kriege aufzählte, die es heute in der Welt gibt, und der mich fragte: Was geschieht im Herzen des Menschen, dass er dazu gebracht wird, dies alles zu tun? Und am Schluss sagte er: »Es ist an der Zeit aufzuhören.« Auch ich glaube, dass es uns gut tun wird, diesen Weg der Gewalt zu verlassen und den Frieden zu suchen. Brüder und Schwestern, ich mache mir die Wortes dieses Mannes zu Eigen: Was geschieht im Herzen des Menschen? Was geschieht im Herzen der Menschheit? Es ist an der Zeit, einzuhalten! Aus allen Winkeln der Welt erheben die Gläubigen heute das Gebet, um vom Herrn das Geschenk des Friedens und die Fähigkeit zu erbitten, ihn in jeden Bereich hineinzutragen.

(Angelus, 1.1.14)

Damit die Mauern zusammenbrechen

Die Geschichte lehrt uns, dass der Dialog kein leichtes Unterfangen ist. Gerade hundert Jahre ist es her, dass im Negativen zum Ausdruck kam, wie Menschen Brücken abgerissen und sich dem Dialog verweigert haben. Es brach der furchtbare Erste Weltkrieg aus. Viele weitere schreckliche Kriege und Auseinandersetzungen folgten – insgesamt ein blutiges Jahrhundert. In den Herzen wuchsen die Mauern des Misstrauens, der Wut und des Hasses gegenüber anderen. Auf eine solche Weise isoliert sich der Mensch in seinem Groll. Es werden Mauern aufgerichtet, zuerst in den Herzen und dann zwischen den Häusern. Wie schwer wird dann die Versöhnung. Ihr habt damit in Eurem Land eine bittere Erfahrung gemacht – mit der Berliner Mauer. Wie viel Leid, wie viel Trennung hat diese Mauer hervorgebracht. Aber dann sind Menschen in Kirchen zusammengekommen, um für den Frieden zu beten. Und sie sind aus der Kraft des Gebets hinausgegangen in ihre Stadt, Woche für Woche. Mit ihnen haben sich immer mehr Menschen vereint. Und schließlich ist die Mauer von Berlin zusammengebrochen – in diesem Jahr feiern wir das 25-jährige Jubiläum dieses Ereignisses. Da zeigt sich die Sendung der Christen: Beten und dann hinausgehen und anderen die gute Nachricht bringen, nach der sich die Menschen zutiefst sehnen.

(Botschaft an den Katholikentag in Regensburg, 28.5.14)

Konflikte erleiden: Vom Streit zur Gemeinschaft

Wenn ein Konflikt entsteht, schauen eini­ge nur zu und gehen ihre Wege, als ob nichts pas­siert wäre. Andere gehen in einer Weise darauf ein, dass sie zu seinen Gefangenen werden, ih­ren Horizont einbüßen und auf die Institutionen ihre eigene Konfusion und Unzufriedenheit pro­jezieren. Damit wird die Einheit unmöglich. Es gibt jedoch eine dritte Möglichkeit, und dies ist der beste Weg, dem Konflikt zu begegnen. Es ist die Bereitschaft, den Konflikt zu erleiden, ihn zu lösen und ihn zum Ausgangspunkt eines neuen Prozesses zu machen. »Selig, die Frieden stiften« (Mt 5, 9). Auf diese Weise wird es möglich sein, dass sich aus dem Streit eine Gemeinschaft ent­wickelt. Das kann aber nur durch die großen Per­sönlichkeiten geschehen, die sich aufschwingen, über die Ebene des Konflikts hinauszugehen und den anderen in seiner tiefgründigsten Würde zu sehen.

(Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium, 24.11.13, Nr. 227 f.)

Krieg ist Scheitern

Krieg bedeutet immer das Scheitern des Friedens, er ist immer eine Niederlage für die Menschheit.

(Gebetswache für Syrien, 7.9.13)

Friede ist selbstgemacht

Der Friede ist selbstgemacht. Jesus hat uns gesagt: »Selig, die Frieden herstellen« (vgl. Mt 5,9). In diesem Einsatz erfüllt sich auch unter uns die alte Weissagung: »Dann schmieden sie Pflug­scharen aus ihren Schwertern« (Jes 2,4).

(Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium, 24.11.13, Nr. 244)

Gott ist Friede

Gott ist Friede: Bitten wir ihn, uns zu helfen, den Frieden Tag für Tag aufzubauen, in unserem Leben, in unseren Familien, in unseren Städten und Nationen, in der ganzen Welt. Lassen wir uns von der Güte Gottes innerlich ergreifen.

(Urbi et Orbi, 25.12.13)

Friede, nicht Gleichgewicht

Der wahre Friede – wir wissen es – ist nicht ein Gleichgewicht gegensätzlicher Kräfte. Er ist nicht eine schöne „Fassade“, hinter der es Streitigkeiten und Spaltungen gibt. Der Friede ist ein täglicher Einsatz...

(Urbi et Orbi, 25.12.13)

Der Friede ist möglich

Christus »ist unser Friede« (Eph 2,14). Die Bot­schaft des Evangeliums beginnt immer mit dem Friedensgruß, und der Friede krönt und festigt in jedem Augenblick die Beziehungen zwischen den Jüngern. Der Friede ist möglich, weil der Herr die Welt und ihre beständige Konfliktgela­denheit überwunden hat. Der Herr ist es ja, »der Friede gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut« (Kol 1,20). Wenn wir uns diese biblischen Texte aber genau anschauen, werden wir eines feststel­len müssen: Der erste Bereich, wo wir aufgerufen werden, diese Befriedung in der Verschiedenheit zu vollziehen, ist unsere eigene Innerlichkeit, un­ser eigenes Leben... Die Botschaft des Friedens ist nicht die ei­nes ausgehandelten Friedens, sondern erwächst aus der Überzeugung, dass die Einheit, die vom Heiligen Geist kommt, alle Unterschiede in Einklang bringen kann. Sie überwindet jeden Konflikt in einer neuen und verheißungsvollen Synthese. Die Verschiedenheit ist schön, wenn sie es annimmt, beständig in einen Prozess der Versöhnung einzutreten, und sogar eine Art Kul­turvertrag zu schließen, der zu einer versöhn­ten Verschiedenheit führt... Die Kirche verkündet »das Evangelium vom Frieden« (Eph 6,15)...

(Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium, 24.11.13, Nr. 229 f.; 239)

Nicht Mittelsmänner, sondern Mittler sein

Als Verantwortliche der verschiedenen Religionen vermögen wir viel zu tun. Wir alle sind für den Frieden verantwortlich. Für den Frieden beten, für den Frieden arbeiten! Eine religiöse Führungspersönlichkeit ist immer ein Mann oder eine Frau des Friedens, da das Gebot des Friedens tief in die von uns vertretenen religiösen Traditionen eingeschrieben ist. Aber was können wir tun? Eure alljährliche Begegnung weist uns den Weg: den Mut zum Dialog. Dieser Mut, dieser Dialog gibt uns Hoffnung. Das hat nichts mit Optimismus zu tun, das ist etwas ganz anderes. Hoffnung! Auf der Welt, in den Gesellschaften gibt es nur wenig Frieden, und das auch deshalb, weil es keinen Dialog gibt und weil man nur sehr zögerlich, den engen Horizont der eigenen Interessen verlässt, um sich einer wirklichen, ehrlichen Auseinandersetzug zu öffnen.

Der Frieden bedarf eines ausdauernden, geduldigen, starken, intelligenten Dialogs, der sich nie geschlagen gibt. Der Dialog kann den Krieg besiegen. Der Dialog ermöglicht es, dass Menschen zusammenleben, die unterschiedlichen Generationen angehören, die sich oft gegenseitig ignorieren; er ermöglicht das Zusammenleben von Bürgern unterschiedlicher ethnischer Herkunft und Überzeugung. Der Dialog ist der Weg des Friedens... Als religiöse Führungspersönlichkeiten sind wir dazu aufgefordert, wahre »Dialogpartner« zu sein und bei der Arbeit für den Frieden nicht bloße Mittelsmänner, sondern authentische Mittler zu sein. Mittelsmänner pflegen allen Beteiligten Begünstigungen einzuräumen, um am Ende selbst einen Gewinn einzustreichen. Der Mittler hingegen ist jemand, der nichts für sich selbst behält, sondern sich bis zum Ende großzügig hingibt, wissend, dass sein einziger Gewinn der Frieden sein wird. Ein jeder von uns ist aufgerufen, Friedensstifter zu sein, der einigend wirkt und nicht trennt, der den Hass auslöscht und ihn nicht aufrechterhält, indem er Wege des Dialoges öffnet und keine neuen Mauern errichtet! Dialog führen, uns begegnen, um in der Welt eine Kultur des Dialogs, eine Kultur der Begegnung zu schaffen.

(An Teilnehmer eines Friedensgebets in Rom, 30.9.13)

Der Friede Jesu ist kein Grabesfriede

Es ist nicht so, dass Jesus die Menschen untereinander spalten will, im Gegenteil: Jesus ist unser Friede, er ist unsere Versöhnung! Doch dieser Friede ist nicht der Grabesfriede, er ist keine Neutralität, Jesus bringt keine Neutralität, dieser Friede ist kein Kompromiss um jeden Preis. Die Nachfolge Jesu bringt es mit sich, dem Bösen, dem Egoismus zu entsagen und das Gute, die Wahrheit, die Gerechtigkeit zu wählen, auch wenn dies Opfer und den Verzicht auf die eigenen Interessen verlangt. Und das, ja das spaltet. Wir wissen es, es spaltet auch die engsten Bande. Doch Achtung: Nicht Jesus ist es, der spaltet! Er legt ein Kriterium fest: für sich selbst leben oder für Gott und die anderen leben; sich dienen lassen oder dienen; dem eigenen Ich gehorchen oder Gott gehorchen. Ja, so ist Jesus »Zeichen, dem widersprochen wird« (Lk 2,34).

Dieses Wort aus dem Evangelium also ermächtigt mitnichten zur Anwendung von Gewalt, um den Glauben zu verbreiten. Das genaue Gegenteil ist der Fall: die wahre Kraft des Christen ist die Kraft der Wahrheit und der Liebe, was es mit sich bringt, auf jede Gewalt zu verzichten. Glaube und Gewalt sind unvereinbar! Glaube und Gewalt sind unvereinbar! Dagegen gehören Glaube und Stärke zusammen. Der Christ ist nicht gewalttätig, sondern stark. Und welche Kraft ist das? Die der Sanftmut, die Kraft der Sanftmut, die Kraft der Liebe.

(Angelus, 18.8.13)

Nein zum Waffenhandel

Frieden. Dieses Wort fasst alle Güter zusammen, nach denen sich alle Menschen und alle menschlichen Gesellschaften sehnen... Alle sprechen vom Frieden, alle erklären, ihn zu wollen, aber leider führt das Zunehmen der Bewaffnung jeglicher Art in die entgegengesetzte Richtung. Der Waffenhandel bewirkt eine Verkomplizierung der Konfliktlösungen, die in weitere Ferne rücken, um so mehr als er sich größtenteils außerhalb der Legalität entwickelt und abspielt. Eine weitere Herausforderung für den Frieden, die uns allen vor Augen steht..., ist die Zwangsmigration... Es sind Wunden einer Welt, die unsere Welt ist, in die Gott uns heute gestellt hat und in der er uns ruft, verantwortlich für unsere Brüder und Schwestern zu sein, damit kein einziger Mensch in seiner Würde verletzt wird. Es wäre ein absurder Widerspruch, würde man vom Frieden sprechen, über den Frieden verhandeln und zugleich den Waffenhandel fördern oder erlauben. Wir würden auch meinen, dass es in gewisser Weise ein zynisches Verhalten wäre, die Menschenrechte zu proklamieren und zugleich die Männer und Frauen zu ignorieren oder sich nicht um sie zu kümmern, die gezwungen sind, ihr Land zu verlassen, die beim Versuch, dies zu tun, sterben oder nicht von der internationalen Solidarität aufgenommen werden.

(An Botschafter, 15.5.14)

Nie wieder Krieg!

Heute, liebe Brüder und Schwestern, möchte ich mir den Schrei zu eigen machen, der von jedem Winkel der Erde, von jedem Volk, aus dem Herzen eines jeden und von der einen großen Menschheitsfamilie mit immer größerer Ängstlichkeit aufsteigt. Es ist der Schrei nach Frieden. Es ist der Schrei, der laut ruft: Wir wollen eine friedliche Welt; wir wollen Männer und Frauen des Friedens sein; wir wollen, dass in dieser unserer Weltgemeinschaft, die durch Spaltungen und Konflikte zerrissen ist, der Friede aufbreche und nie wieder Krieg sei! Nie wieder Krieg! Der Friede ist ein zu kostbares Gut, als dass er nicht gefördert und geschützt werden müsste.

(Angelus, 1.9.13)








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