2015-10-06 12:44:00

Papstmesse: Sich der Barmherzigkeit Gottes nicht entziehen


Hüten wir uns davor, ein verhärtetes Herz zu haben, zu dem die Barmherzigkeit Gottes keinen Zutritt findet! Das war der zentrale Appell von Papst Franziskus bei seiner Frühmesse an diesem Dienstag. Noch vor seiner Teilnahme an den Beratungen der vatikanischen Bischofssynode hielt der Papst seine gewohnte Heilige Messe in der Casa Santa Marta.

In seiner Predigt ging Franziskus auf die Lesung aus dem Buch Jona ein, die die Bußpredigt des Propheten in Ninive schildert. Die große Stadt habe sich auf die Mahnungen des Jona hin tatsächlich bekehrt, unterstrich der Papst: „Jona hat tatsächlich das Wunder bewirkt, weil er in diesem Fall mal nicht auf seinem Dickkopf bestanden, sondern Gottes Willen befolgt hat – er hat das getan, was der Herr ihm geboten hatte.“

Im ganzen Buch Jona machte der Papst drei Erzählstränge aus: den Widerstand gegenüber der Mission, die Gott ihm übertrug; den Gehorsam, aus dem sich dann auch tatsächlich das Wunder der Bekehrung Ninives ergab; und schließlich den Widerstand gegenüber der Barmherzigkeit Gottes. „Da sagt Jona: ‚Herr, habe ich das nicht gleich gesagt, als ich noch in meinem Land war? Du bist ein barmherziger Gott, und ich habe diese ganze Predigtarbeit geleistet, ich habe das alles ordentlich hingekriegt, und du vergibst ihnen dann einfach?’ Das ist das verhärtete Herz, das die Barmherzigkeit Gottes nicht zulassen will. ‚Meine Predigt ist doch wichtiger, was ich denke, ist wichtiger, diese ganze Liste von Geboten, die ich beachten muss, ist doch wichtiger – alles wichtiger als die Barmherzigkeit Gottes!’“

Ein „Drama“ nannte der Papst dieses Denken. Auch Jesus sei in seinen Streitgesprächen mit Schriftgelehrten immer wieder mit solchen Argumenten konfrontiert worden; die Gelehrten hätten nicht verstanden, warum Jesus Umgang mit Sündern pflegte, sie hätten, so Franziskus, „die Barmherzigkeit nicht verstanden“. Dabei sei die Barmherzigkeit überall dort, wo auch Gott sei – „und wo die Strenge ist, da sind Gottes Diener“, so Franziskus mit einem bitteren Bonmot des heiligen Ambrosius. Die „Dickköpfigkeit fordert die Mission heraus, fordert die Barmherzigkeit heraus“.

„An der Schwelle des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit bitten wir den Herrn, dass er uns verstehen lasse, wie sein Herz ist! Was Barmherzigkeit bedeutet. Was es bedeutet, wenn er sagt: ‚Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer!’ Wir beten in der Messe den schönen Satz ‚Gieße deine Barmherzigkeit über uns aus’ – denn die Barmherzigkeit Gottes versteht man nur, wenn wir – unsere Sünden, unser Elend – von ihr überschüttet worden sind.“

(rv 06.10.2015 sk)








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