2015-10-03 19:48:00

Papst: „Die Kirche ist ein offenes Haus“


Es gibt keine Expresshochzeit, die Liebe zwischen Frau und Mann ist Arbeit, ein „handwerkliches Bündnis“. Das sagte Papst Franziskus am Samstagabend bei der Gebetswache auf dem Petersplatz zur Vorbereitung auf die Bischofssynode, die am Sonntag eröffnet wird. Viele Paare lebten schon lange zusammen und kennten sich aber gar nicht richtig. Die Verlobung aber sei eine Zeit des gegenseitigen Kennenlernens. Die gemeinsamen Etappen einer Liebe dürften nicht gelöscht werden, sondern eine Beziehung müsse Schritt für Schritt aufgebaut werden.

In seiner Predigt erinnerte Franziskus an die Gotteserfahrung Elijas, der anstatt eines großen Sturmes ein leichtes Säuseln wahrnahm. In diesem Geiste sollten auch die Synodenväter das Thema Familie behandeln.

„Denn ohne den Heiligen Geist ist Gott fern, bleibt Christus in der Vergangenheit, wird die Kirche eine bloße Organisation, verwandelt sich die Autorität in Herrschaft, wird Mission zu Propaganda, Gottesdienst zu Beschwörung und christliches Handeln zu einer Sklavenmoral.“

Des Weiteren erinnerte Franziskus an den Seligen Charles de Foucault, der „wie wenige andere“ die geistliche Bedeutung erfasst habe, die von der Heiligen Familie von Nazareth ausgehe. Er, der sich zum Einsiedlerleben hingezogen gefühlt habe, habe begriffen, dass man nicht in der Liebe zu Gott wächst, wenn man die „Knechtschaft der menschlichen Beziehungen“ umgehe.

„Denn in der Liebe zu den anderen lernt man, Gott zu lieben; indem man sich zum Nächsten niederbeugt, erhebt man sich zu Gott. Durch die brüderliche und solidarische Nähe zu den Ärmsten und Verlassensten verstand er, dass letztlich gerade sie es sind, die uns evangelisieren, indem sie uns helfen, in der Menschlichkeit zu wachsen.“

Auch die Synode müsse von Nazareth ausgehen, von der Familie nicht nur sprechen, sondern auch von ihr lernen und ihren Wert erkennen - trotz all ihrer Mühen und Widersprüche. In unserer heutigen Zeit, die der Heilige Vater das „heidnische Galiläa unserer Zeit“ nannte, müsse die Bedeutung der Kirche als Mutter wieder hervorgehoben werden. Als solche sei sie fähig, mit Hingabe, Zärtlichkeit und moralischer Kraft zu begleiten. „Denn wenn wir nicht verstehen, die Gerechtigkeit mit dem Mitleid zu verbinden, werden wir schließlich unnötig streng und zutiefst ungerecht werden“, so Franziskus.

Eine Kirche, die Familie sei, wisse auch mit der Liebe und der Nähe eines Vaters zu handeln. Als solcher lebe sie die Verantwortung des Hüters, der beschütze, ohne zu bevormunden, der korrigiere, ohne zu demütigen, der erziehe mit dem guten Vorbild und mit Geduld – bisweilen einfach mit dem Schweigen eines betenden und offenen Wartens.

„Die Kirche ist ein offenes Haus, weit entfernt von Prunksucht, aufnahmebereit im nüchternen Stil ihrer Mitglieder und gerade deshalb zugänglich für die Hoffnung auf Frieden, die in jedem Menschen vorhanden ist, auch in denen, deren Herz durch die Prüfungen des Lebens verletzt und leidend ist.“

Auf dem Petersplatz hatten sich zehntausende Familien und Gläubige versammelt. Mehrere junge und alte Paare und Familien trugen ihre Geschichte vor der Menge vor, sprachen über die erste Verliebtheit, die Prüfung, den Ehepartner zu lieben wie Jesus die Kirche und den Umgang mit Krankheit in der Familie. Danach entzündeten sie gemeinsam mit dem Heiligen Vater eine Lampe, deren Licht an die Menge der Gläubigen weitergegeben wurde.

(rv 03.10.2015 cz)








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