2015-10-01 13:24:00

Papst-Botschaft zum Welttag des Flüchtlings: Migranten als Herausforderung


Einen Flüchtling aufnehmen, bedeutet Gott aufnehmen. Das schreibt Papst Franziskus in seiner am Donnerstag veröffentlichten Botschaft zum Welttag des Migranten und Flüchtlings vom 17. Januar 2016. Er steht unter dem Motto „Migranten und Flüchtlinge sind eine Herausforderung. Antwort gibt das Evangelium der Barmherzigkeit“.

Die biblische Offenbarung ermutige zur Aufnahme des Fremden, in dessen Antlitz die Züge Jesu Christi erkennbar seien, so Franziskus in seiner Botschaft. Zahlreiche Organisationen, Gruppen und Vereine hätten die Stimme Jesu bereits erkannt und zeigten Solidarität mit den Flüchtlingen. Die Kirche jedenfalls könne gar nicht anders handeln, als dem Beispiel Jesu zu folgen, so Franziskus.

Angesichts steigender Flüchtlingszahlen der Welt rüttele das Evangelium der Barmherzigkeit heute mehr denn je die Gewissen der Menschen wach, sodass sie sich nicht an Leid und Elend der anderen gewöhnten. Denn eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden und Sterben der Flüchtlinge an den Außengrenzen führe zur Mittäterschaft. Der Präsident des Päpstlichen Rates für die Seelsorge von Migranten, Kardinal Antonio Maria Vegliò, sieht hier die Kirche in einer besonderen Verantwortung. Bei einer Pressekonferenz am Donnerstag im Vatikan sagte er:

„Die Kirche hat eine ,prophetische´ Rolle bei der Sensibilisierung für die Aufnahme der Flüchtlinge, die sich durch die verschiedenen Aktionen und Werke der christlichen Gemeinden zeigt. Es ist eine Sensibilisierung, die durch den alltäglichen Einsatz und das Handeln entsteht.“

Der Papst erinnert in seiner Botschaft daran, dass Migranten unsere Brüder und Schwestern seien, die wie jeder Mensch ein besseres Leben und legitimen Wohlstand suchten. Sie seien nicht nur von ihrem legalen oder illegalen Status her zu betrachten, sondern vor allem als Personen. Sie fragten Einzelne und ganze Gesellschaften an und seien auch eine Herausforderung für die traditionelle Lebensweise der Aufnahmeländer, brächten deren kulturellen und sozialen Horizont bisweilen durcheinander. Sowohl die Flüchtlinge als auch die Menschen in den Aufnahmeländern müssten sich verändern und einander annähern, so der Papst in dem Schreiben. Es gelte herauszufinden, wie man diesen Wandel leben könne, dass er nicht zum Hindernis der echten Entwicklung wird, sondern Gelegenheit für ein wahrhaft menschliches, soziales und spirituelles Wachstum werde. Kardinal Vegliò meint dazu:

„Die Solidarität erschöpft sich aber nicht in einem bloßen Ausdruck des Respekts und der karitativen Unterstützung für den Anderen, sondern, so sieht es der Papst, besteht in der Pflege der persönlichen Kontakte und der Fähigkeit, Ängste und Vorurteile zu überwinden. Die Barmherzigkeit führt letztlich zu einer Kultur der Begegnung.“

Bischof Joseph Kalathiparambil vom Päpstlichen Rat für die Seelsorge der Migranten erinnert zugleich an die zentrale Rolle des Staates bei der Aufnahme der Flüchtlinge:

„Er ist für die Hauptverantwortung für die Aufnahme und den maximalen Schutz der Flüchtlinge zuständig. Die Kirche will den Staat nicht ersetzen, aber ihm ihre Hilfe anbieten. Das alles muss geschehen im Dialog zwischen entsprechenden staatlichen Stellen. Auch die kirchliche Aufnahme muss gut organisiert und koordiniert werden, wohlwissend, dass allein der gute Wille allein nicht ausreicht.“

Die Kirche helfe aber nicht nur bei der Aufnahme von Flüchtlingen, sondern stehe auch an der Seite all jener, die sich für verbesserte Bedingungen und eine gerechte Güterverteilung in den Herkunftsländern der Flüchtlinge einsetzten. Der Papst erinnerte erneut an die modernen Formen der Sklaverei, Zwangsarbeit, Kindersoldaten und sexuelle Ausbeutung, die den Menschen Anlass zur Flucht gäben. Es sei notwendig, sich vor allem in den Herkunftsländern der Migranten auf „tiefe und wirkungsvolle Weise“ zu engagieren, sodass eine Massenabwanderung von vorn herein verhindert werde.

(rv 01.10.2015 cz)








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