2015-10-01 10:58:00

Franziskus: „Sehnsucht nach Gott darf nie erlöschen"


Die Freude Gottes ist unsere Stärke, in ihm finden wir zu uns selbst. Das sagte Papst Franziskus am Donnerstag bei der Morgenmesse in Santa Marta, die erste nach seiner Rückkehr aus den USA. In einem Christen dürfe die Sehnsucht nach Gott nie aufhören, sonst sei unser Herz unfähig zur Freude. Der Donnerstag ist auch Gedenktag der Heiligen Thérèse von Lisieux, deren Eltern der Papst noch in diesem Monat heiligspricht. Urnen mit Reliquien der Ordensfrau und ihrer Eltern Louis Martin und Zélie Guérin werden während der Familien-Bischofssynode in der römischen Papstbasilika Santa Maria Maggiore zur Verehrung ausgestellt.

Franziskus bezog sich in seiner Predigt auf das Buch Nehemia und die Rückkehr des Volkes Israel nach Jerusalem. Auch während des babylonischen Exils hätten die Juden ihre Heimat nie vergessen, betonte der Papst. Als nach der Rückkehr nach Jerusalem der Priester Esra dem jüdischen Volk die religiösen Vorschriften vortrug, war das Volk froh, so Franziskus. „Es freute sich und weinte zugleich, denn es hörte das Wort Gottes.“

Das Volk Israel habe nicht nur seine Stadt wiedergefunden, wo es herkam, die Stadt Gottes. Als das Volk das Gesetz hörte, fand es zu seiner Identität, deshalb habe es geweint und gelacht.

„Es hatte seine Identität wiedergefunden, die sich durch die Jahre der Deportation ein wenig verloren hatte. Es war ein langer Weg gewesen. ‚Seid nicht traurig‘, sagte Nehemia, ‘denn die Freude des Herrn gibt euch Kraft.‘ Wenn wir unsere Identität finden, schenkt uns der Herr Freude. Auch unsere Identität verliert sich auf dem Weg, wenn wir fortgebracht werden und selber fortgehen, hier und dort ein Nest bauen und nicht im Hause des Herrn. Es geht darum, unsere eigene Identität zu finden.“

Der Heilige Vater fragte weiter, wie diese Identität zu finden sei.

„Wenn du das, was du warst, verloren hast, dein Haus, das, was dich ausgemacht hat, bekommst du diese Sehnsucht, und diese Sehnsucht bringt dich wieder zurück zu dir nach Hause.“ Das Volk Israel habe vor Freude geweint, weil die Sehnsucht nach der eigenen Identität es sie habe wiederfinden lassen. Das sei eine Gnade Gottes.

„Wenn wir beispielsweise den Magen voller Essen haben, haben wir keinen Hunger. Wenn es uns dort, wo wir sind, gut geht und wir ruhig sind, brauchen wir nirgendwo anders hinzugehen. Ich frage mich, und das sollten sich heute alle fragen: ‚Bin ich ruhig, zufrieden, brauche in meinem Herzen aus spiritueller Sicht nichts? Ist meine Sehnsucht erloschen?‘ Sehen wir uns dieses glückliche Volk an, das vor Glück weinte. Ein Herz, das keine Sehnsucht hat, kennt auch die Freude nicht. Und die Freude gibt uns Stärke. Dieser lange Weg, den wir seit Jahren gehen, soll in einem Fest enden.“

Das Volk, so Franziskus, konnte sich freuen, weil es die Worte verstanden hatte, die ihm verkündet wurden. Sie hatten das gefunden, was ihre Sehnsucht sie habe spüren lassen und weitergehen lassen.

Fragen wir uns, wie die Sehnsucht nach Gott aussieht: Sind wir so zufrieden, glücklich, oder haben wir jeden Tag das Bedürfnis, weiterzugehen. Auf dass uns der Herr diese Gnade erteile. Dass die Sehnsucht nach ihm in unseren Herzen nie, nie, niemals erlöschen möge.“

(rv 1.10.2015 cz)








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