2015-09-28 14:02:00

Äthiopien: Kopten-Papst Tawadros zu Besuch


Der koptisch-orthodoxe Patriarch Tawadros II. hält sich derzeit zu einem fünftägigen Besuch in Äthiopien auf. Die äthiopisch-orthodoxe Kirche ist mit 40 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte Ostkirche weltweit. Unmittelbarer Anlass des ersten „apostolischen Besuchs“ von Tawadros II. ins Nachbarland ist das Fest der Kreuzerhöhung nach äthiopischem Kalender, eines der höchsten Kirchenfeste in dem ostafrikanischen Land.

Der Besuch des koptischen Patriarchen hat sowohl kirchenpolitischen als auch staatspolitischen Charakter. Denn die Auseinandersetzungen um die Nutzung des Nil-Wassers belasten die Beziehungen zwischen Kairo und Addis Abeba. Im Januar hatte der äthiopisch-orthodoxe Patriarch Mathias I. Ägypten besucht. Dabei war er auch vom ägyptischen Präsidenten Abd-el-Fattah al-Sisi und vom Großimam der Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, empfangen worden.

Patriarch Mathias I. bemühte sich, das Vorhaben einer „kirchlichen Vermittlung“ bei den Spannungen zwischen Ägypten und Äthiopien im Bezug auf den Bau des „Grand-Ethiopian-Renaissance“-Staudamms voranzubringen. In Ägypten wird befürchtet, dass sich das äthiopische Bauprojekt negativ auf den Wasserstand des Nils auswirken könnte und damit die für die Wirtschaft und die Bevölkerung des Landes notwendige Wassermenge reduzieren würde.

Die äthiopisch-orthodoxe Kirche war bis 1959 unter juridischen Gesichtspunkten an das koptische Patriarchat gebunden. Erst damals wurde die Autokephalie (Selbständigkeit) der äthiopischen Kirche anerkannt.

Der „Grand-Ethiopian-Renaissance“-Damm ist ein Talsperrenprojekt am Blauen Nil, das derzeit etwa 40 Kilometer östlich der sudanesischen Grenze von dem italienischen Baukonzern „Salini-Impregilo“ verwirklicht wird. Der Grundstein war im April 2011 vom damaligen äthiopischen Ministerpräsidenten Meles Zenawi gelegt worden. Zenawi argumentierte in der Auseinandersetzung mit Ägypten, dass die Talsperre die Verfügbarkeit des Wassers im Unterlauf des Nils nicht reduzieren und das Wasser für die Bewässerung sogar regulieren werde. Das an die Talsperre angeschlossene Wasserkraftwerk wird mit 6.000 Megawatt das größte Afrikas sein.

(kap 28.09.2015 sk)








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