2015-09-27 10:00:00

Zum Ende der Reise: Rote Fäden, konkrete Worte


Neun für Papst Franziskus anstrengende Tage gehen zu Ende, am zehnten, Montag, wird der Papst wieder in Rom zurück erwartet. Havanna, Holguín, Santiago de Cuba, Washington, New York und Philadelphia: Viele Themen, viele Menschen, viel Zeit. Pater Bernd Hagenkord war für Radio Vatikan bei der Reise dabei, zumindest in Havanna, New York und Philadelphia. Kann man von diesen Tagen schon ein Fazit ziehen?

„Nein, ein Fazit sicherlich nicht, dafür waren die einzelnen Teile der Reise auch zu verschieden, als dass man sie über einen Leisten ziehen könnte. Aber es gibt sicherlich einige Punkte, die besonders wichtig oder herausragend waren und mehr waren als nur ein Einzelereignis.“

Zum Beispiel?

„Zum Beispiel sein Sprechen über Politik. In Havanna war das eher indirekt, aber allein seine Anwesenheit im Zusammenhang mit der Öffnung des Landes sprach eine deutliche Sprache. Dann die unglaublich starke Rede vor dem US-Kongress, sicherlich eine der wichtigsten dieser Reise, wenn nicht sogar die wichtigste. Immer wieder betrat der Papst das Feld der Politik, ohne aber zu moralisieren oder den Politikern herablassend Ratschläge zu geben.

Dann ist natürlich das Thema Familie ein roter Faden, nicht nur weil die ganze Reise auf das Weltfamilientreffen zulief. Immer wieder sprach der Papst davon. Vergessen wir nicht, in genau einer Woche wird im Vatikan die Versammlung der Bischofssynode zum Thema eröffnet, das beschäftigt Papst und Kirche sehr. Dann waren da die verschiedenen Treffen mit Ordensleuten und dem Klerus, wenn man die Texte zusammen liest, dann merkt man, dass die zusammen passen. Dasselbe kann man über die Treffen mit den Bischöfen sage, und so weiter.“

Sechs Städte, zwei Länder, jede Menge Flüge, und der Papst ist nicht mehr der Jüngste. Wie geht es ihm nach der Reise?

„Wir haben uns einige Male gefragt, wie Papst Franziskus das durchsteht. Er hatte Probleme mit dem Gehen und das Programm war sehr dicht, vor allem in New York. Aller aber auch wirklich alle Kommentatoren haben darauf hingewiesen, was für eine Leistung das für einen 78-jährigen ist. Aber der Papst schien mir nie richtig müde, jedenfalls geistlich nie. Er war immer da, immer wach, immer ganz bei der Sache. Und das in drei Sprachen, das war schon sehr beeindruckend.“

Die Botschaften waren sehr verschieden, aber in einem Zwischenbericht hast du uns gesagt, dass die Predigten alle sehr konkret seien. Das ist doch eine Gemeinsamkeit.

„Ja das stimmt, das kann man so sagen und jetzt einige Tage später auch bestätigen. Es ist die typische Papst Franziskus Spiritualität, die sehr konkret ist und mit der man sofort sozusagen loslegen kann. Manchmal kommt einem da einiges bekannt vor, aber da es immer auf die Situation angewendet ist, muss man das auch vor der Situation hören und lesen. Angekommen ist es auf jeden Fall.“

Im Vorfeld hieß es, besonders in den USA werde der Papst eher kritisch aufgenommen, Kapitalismuskritik, Umweltfragen, Lebensschutz, Familiensynode und so weiter. Wurde er kritisch aufgenommen.

„Wenn ja, dann hatte keiner den Mumm, das auch zu sagen. Ich habe vorgestern bei CNN ein Interview mit dem katholischen Präsidentschaftsbewerber Rick Santorum gesehen, der noch zur Enzyklika gesagt hatte, der Papst möge sich doch bittesehr aus Politik heraus halten, und selbst der war voll des Lobes und meinte, der Papst habe ja schließlich seine Positionen unterstützt. Also, jeder sagt da sowas, wie das mit der Kritik ist, das werden wir vielleicht später hören, hier vor Ort war der Papst einfach zu stark und zu überzeugend – in seinen Worten und vor allem seiner Persönlichkeit – als dass da jemand die Kontroverse gesucht hat.“

Und die Wirkung des Besuches, was wird das sein?

„Auf die Menschen, die den Papst erlebt haben, wird das einen bleibende Wirkung haben, das ist ja immer so. Aber ich glaube nicht, dass man Wirkung auf diese Art und Weise messen kann. Papst Franziskus will ja den Wandel oder die Umkehr im eigenen Leben, persönlich. Das aus sich heraus Gehen und so weiter, daraus wächst dann Reform der Kirche. Daran hat er sicherlich hier auch weitergearbeitet, diese Resultate kann man aber nicht vorzeigen, die liegen dann in der Kirche vor Ort. Da müssen wir dann in einigen Jahren zurück kehren und nachfragen, um diese Frage beantworten zu können.“

 

(rv 27.09.2015 ord)








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