2015-09-27 17:09:00

Papst besucht Gefängnis: Resozialisierung muss Priorität haben


Das vorrangige Ziel von Strafvollzug muss die Wiedereingliederung in die Gesellschaft sein. Das sagte Papst Franziskus bei einer Begegnung mit Strafgefangenen in Philadelphia am Sonntagvormittag (Ortszeit). Es schmerze zu sehen, dass „Strafsysteme nicht Verletzungen behandeln und Wunden heilen“, so Franziskus in der „Curran-Fromhold Correctional Facility“. Die Wunden, die Erschöpfung und der Schmerz der Gefangenen seien auch die „Wunden der Gesellschaft“. Eindringlich rief er alle Beteiligten dazu auf, sich für die Wiedereingliederung der Gefangenen einzusetzen. Das fordere das Engagement der Häftlinge selber, ihrer Familien, der Vollzugsbeamten und entsprechender sozialer Erziehungsprogramme der Politik“. Letztlich diene eine erfolgreiche Resozialisierung der ganzen Gesellschaft: „Eine Wiedereingliederung, die der Moral der gesamten Gemeinschaft zugutekommt und sie anhebt.“

Einfühlsam ging der Papst auf die Situation der Gefangenen ein. Dieser Moment sei „schwierig und spannungsgeladen“, nicht nur für sie selber, sondern auch für ihre Familien und die ganze Gesellschaft. „Eine Gesellschaft, eine Familie, die den Schmerz ihrer Kinder nicht mitzuleiden vermag, die ihn nicht ernst nimmt, sondern sich an ihn gewöhnt und ihn als etwas Normales und zu Erwartbares voraussetzt, ist eine Gesellschaft, die dazu verurteilt ist, eine Gefangene ihrer selbst zu bleiben, eine Gefangene all dessen, was sie leiden lässt.“ Er selber sei als Seelsorger und Bruder gekommen, um die Situation der Gefangenen zu teilen und sich „mit dieser Situation zu identifizieren“

Der Papst ging in seiner Ansprache aus vom Evangelium von der Fußwaschung. Leben bedeute, „unsere Füße schmutzig zu machen“ auf den staubigen Straßen des Lebens und der Geschichte. Alle Menschen hätten es nötig, gereinigt, gewaschen zu werden. Christus reiche allen Menschen die Hand, damit sie aufgerichtet werden und wieder eine Zukunftsperspektive erhalten.

Im Anschluss an seine in Spanisch gehaltenen Ansprache grüßte der Papst die anwesenden Gefangenen einzeln und segnete ihre Rosenkränze. Den Holzthron für die Begegnung hatten Häftlinge in der Gefängniswerkstatt eigens gezimmert. 

Mit rund 2,3 Millionen Strafgefangenen haben die USA die höchste Inhaftierungsrate der Welt. Viele Gefängnisse sind völlig überfüllt. Ein Grund ist das rigide Justizsystem in den Vereinigten Staaten. Viele Häftlinge bleiben nur deshalb hinter Gittern, weil sie die Kaution für eine Freilassung nicht bezahlen können. Ein Großteil der Insassen sind Afroamerikaner, Lateinamerikaner und Migranten.

(rv/kna 27.09.2015 mc)








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