2015-09-25 23:59:00

Papst in New York: Jesus geht auch in der Großstadt auf unseren Straßen


Normalerweise finden im „Madison Square Garden“, einem Stadion in New York, Wrestling-Wettkämpfe statt – oder Parteitage. Doch an diesem Freitagabend (Ortszeit) hatte das Erzbistum NY das Rund gemietet: Etwa 20.000 Menschen nahmen hier an einer Messe mit Papst Franziskus teil. Die (kostenlosen) Eintrittskarten für das Ereignis waren in den letzten Wochen heiß begehrt, sogar ein Schwarzmarkt hatte sich dafür entwickelt. Der Papst bat die New Yorker, ihre Stadt nicht zu einem anonymen Moloch werden zu lassen: „Gott lebt in unseren Städten“, rief er ihnen zu.

Bunt und lebhaft – so präsentierten sich die Katholiken des „Big Apple“ dem Besucher aus dem Vatikan. Konsequenter noch als bei den Reisen früherer Päpste nach New York wurde in der Liturgie neben dem Englischen auch Spanisch gesprochen, eine Verbeugung vor den „Hispanics“, die das Gesicht der US-Kirche immer stärker prägen. Die Fürbitten allerdings gab es u.a. auf Irisch, Polnisch, Deutsch und Italienisch, und das verwies auf die klassischen Einwanderernationen früherer Jahrhunderte.

„Das Volk, das im Smog wandelt...“

„Das Volk, das im Dunkel lebt, sieht ein helles Licht“: Über diesen Vers aus dem alttestamentlichen Prophetenbuch des Jesaja predigte Papst Franziskus in New York. Es sei „eine besondere Gabe des gläubigen Volkes Gottes“, auch inmitten der „Dunkelheiten“ das Licht Christi zu entdecken. Nicht ohne Ironie übersetzte er die Jesaja-Worte in die heutige Wirklichkeit: „Das Volk, das mitten im Smog wandelt, atmet, lebt, es sieht ein helles Licht, erfährt frische Luft.“

Es sei „etwas recht Komplexes“, in einer Metropole zu leben, fuhr Franziskus fort; da sprach auch der frühere Erzbischof von Buenos Aires aus ihm. Multikulturelle Städte wie New York seien „mit großen Herausforderungen“ konfrontiert, „die nicht einfach zu lösen sind“. Allerdings bedeute die „Verschiedenheit der Kulturen, Traditionen und historischen Erfahrungen“ auch einen großen Reichtum: „Großstädte werden zu Polen, welche die mannigfachen Möglichkeiten darzustellen scheinen, die wir Menschen gefunden haben, um dem Leben in den Umständen unseres Daseins Sinn zu geben.“

„Großstädte verbergen die Gesichter“

Von da schlug der Papst den Bogen zu einem Thema, das ihm sehr am Herzen liegt: Menschen in Armut, Menschen am Rand. „Großstädte verbergen die Gesichter all jener Menschen, die scheinbar keine Bürgerschaft haben oder Bürger zweiter Klasse sind. In Großstädten ziehen unter dem Lärm des Verkehrs, unter dem „Rhythmus des Wandels“ so viele Gesichter unbemerkt vorbei, weil sie kein „Recht“ auf Bürgerschaft haben, kein Recht, ein Teil der Stadt zu sein“. Ausländer seien das, „ihre Kinder, die nicht eingeschult wurden, Menschen ohne Krankenversicherung“. Die Anonymität dieser Menschen „an den Rändern unserer Straßen, auf unseren Gehwegen“, sei „ohrenbetäubend“. „Sie werden zu einem Bestandteil einer urbanen Landschaft, die in unseren Augen und vor allem in unseren Herzen allmählich selbstverständlich wird.“

Aber Jesus gehe „weiter auf unseren Straßen einher“, mische sich „wirklich unter sein Volk“, und das erfülle uns mit Hoffnung. Einer Hoffnung, die keine Gleichgültigkeit den Mitmenschen gegenüber mehr zulasse. „Eine Hoffnung, die keine Angst hat, sich einzubringen und so als Sauerteig zu wirken, wo immer sie auch lebt und handelt. Eine Hoffnung, die uns auch mitten im „Smog“ die Gegenwart Gottes erkennen lässt, der weiterhin in unserer Stadt einhergeht.“ Jesus dränge uns auch heute, so wie einst seine Jünger, auf die Menschen zuzugehen: „Geht hinaus, immer wieder, geht hinaus ohne Angst, ohne Scheu. Geht hinaus und verkündet die Freude, die für alle Menschen bestimmt ist.“ Die Christen sollten durch ihr Leben zeigen, dass Gott auch heute die Armen und Verlorenen umarmt; dass er uns „von einem gesichtslosen und leeren Leben befreit“, „vom Wettbewerbskampf und von der Selbstbezogenheit“.

(rv 25.09.2015 sk)








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