2015-09-23 16:27:00

Der Fiat vor dem Weißen Haus: Ein Kommentar


Fahnen und Uniformen, geordnete Reihen von Besuchern, Protokoll wie es sich für eine Supermacht gehört. Kein Land auf der Welt kann das so überzeugend und bunt inszenieren wie die USA, eine Republik zelebriert die Macht. Und selbst das Wetter machte mit, Sonne, Wind in den Fahnen, 18. Jahrhundert Uniformen, Trommeln und Fanfaren, wunderbares Fernsehen. „What a beautiful day the Lord has made", die ersten Worte von Präsident Barack Obama.

Und dann fuhr in der Szene ein Fiat 500 vor, aus dem der Papst entstieg. Poliert, mit Fahne vorne, aber ein Fiat, nicht wie die Begleitwagen mächtige Sicherheitsfahrzeuge.

Man mag das als Spleen abtun, aber darin steckt eine Botschaft. Und zwar, dass hier ein Mensch kommt, keine Rolle. Niemand würde etwas sagen, wenn der Papst in der nicht einfachen Sicherheitslage hier einfach in den Wagen steigen würde, der bereit gestellt ist. Aber jeder, der ihn aus dem Fiat steigen sah, sah jemanden, der als der gesehen werden will, der er ist. Seine Anliegen sind seine Anliegen, es ist nicht nur das, was man an solchen Stellen halt so sagt. 

Wenn er Martin Luther King und seine berühmte "I have a dream" Ansprache zitiert, wenn er über das Klima spricht und darüber, dass das nichts ist, was man auf zukünftige Generationen verschieben darf, dann spricht der Hirte selber. Selten wird man auf dem politischen Rasen des Weißen Hauses so eine Authentizität erleben. Papst Franziskus lässt sich nicht vom Amt verschlingen.

Direkt nach der Zeremonie rief eine Stimme aus der Menge: „Pope Francis, we love you". Wie ein Kommentator anschließend bemerkte, wie viele Besucher im Weißen Haus bekommen das wohl zu hören?

Es ist seine Visitenkarte und dieses Symbol kommt an. Und alles was er danach sagt, kommt als da an, was es ist: Seine eigenen Worte. Die Fanfaren und die wehenden Fahnen sind dann nur noch Staffage.

Aus den USA Pater Bernd Hagenkord



(rv 23.09.2015 ord)








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