2015-09-22 11:00:00

Was bleibt vom Kuba-Besuch? Die Kultur der Begegnung


Der erste Teil der Reise von Papst Franziskus ist zu Ende, an diesem Dienstag fliegt der Papst von Santiago de Cuba weiter in die Hauptstadt der USA, Washington, wo er von Präsident Barack Obama empfangen werden wird. Unser Korrespondent Pater Bernd Hagenkord war in Kuba dabei, ist aber ebenfalls bereits auf dem Weg weiter in die USA. Vor seinem Aufbruch haben wir ihm die Frage gestellt, was denn vom Besuch in Kuba bleibt.

„Wie immer wird sich das erst in Zukunft zeigen. Geprägt wurde er aber vom Wandel, den das Land derzeit durchläuft. Die Enttäuschung, dass sich seit dem letzten Papstbesuch (Benedikt XVI. vor drei Jahren) so wenig geändert hat, ja dass das Land sichtbar nicht weiter gekommen ist sondern stagniert, ist mit Händen zu greifen, gleichzeitig spricht man immer und immer wieder über die Öffnung in Richtung USA.“

RV: Gab es ganz besondere Augenblicke bei der Reise, die vielleicht hängenbleiben?

„Für mich war das ganz eindeutig die Vesper mit den Ordensleuten in Havanna. Wie der Papst da frei gesprochen hat und alle Feiernden gepackt hat, da war er wirklich der „Revolutionär der Liebe Gottes“ und „Missionar der Nächstenliebe“, da konnte man wirklich erfahren, was er damit meint, herauszugehen. Das war ein magischer Moment.

Was aber auch nicht zu unterschätzen war, ist die Tatsache, dass der Papst wie auch schon bei seiner vorherigen Reise auch „zu Hause“ war, also in Lateinamerika. Für uns Europäer ist das schwer einzuschätzen, aber hier merkt man sehr deutlich, dass unsere Kirche doch weit weg ist von der Realität hier; da ist der Papst eine Brücke, weil er „einer von ihnen“ ist und ihre Sprache spricht, auch im übertragenen Sinn.“

RV: Nun ist immer wieder von Protesten gesprochen worden, von der Opposition, die der Papst nicht treffen konnte und so weiter. Wie hat sich das ausgewirkt?

„Es gibt eine Tendenz, den Besuch politisch zu machen in dem Sinn, wie wir das gewohnt sind. Also der gegen den und Opposition und politische Botschaft. Aber so funktioniert der Papst nicht, das haben wir auch schon bei Benedikt XVI. vor drei Jahren gesehen. Wenn ich noch einmal zurückblicken darf: Der Besuch Benedikts 2012 hatte eine Hinwendung zu den Menschen und ihrem Glauben zum Thema, es ging nicht um Systeme und wirtschaftlich-politische Fragen. Und genau deswegen war der Besuch damals so wichtig für das Land, auch und gerade weil er so unspektakulär verlief.

Dieser Besuch war zwar anders, aber das Prinzip hält. Es ging um die Menschen und ihren Glauben, um die innere Haltung und die Bedeutung Jesu. Den Journalisten ist das vielleicht zu wenig politisch, keine politische Auseinandersetzung, sondern Begegnung mit den Menschen und ihrem Glauben. Immer, wenn es den Papst packte, wenn er frei sprach ganz besonders, war das deutlich zu merken. Er interessiert sich, er will eine Botschaft loswerden. Und immer ist sie sehr konkret: Wer will, kann das, was Papst Franziskus zu sagen hat, direkt in die Praxis umsetzen. Und am Applaus der Menschen wurde immer wieder deutlich, dass er sie erreichte.

Das ist nicht unpolitisch, weil die Haltung des aus sich heraus Gehens und der Hinwendung zum Nächsten, vor allem dem Geringsten, Folgen hat. Gerade weil sich solch ein Glauben nicht vor einen Karren spannen lässt, zeigt er Selbstbewusstsein. Aber das lässt sich nicht auf Begegnungen mit Oppositionellen und ähnliches engführen.“

RV: Du sprichst Benedikt XVI. an, du warst auch bei der Reise 2012 nach Kuba dabei, gibt es Unterschiede?

„Kuba und die Welt brauchen Veränderung, da waren sich beide Päpste einig. Während Papst Benedikt von der Notwendigkeit der Freiheit für die Menschen gesprochen hatte, die es brauche, um diese Veränderung auch erreichen zu können, sprach Papst Franziskus zu den Menschen, um die Motivation zu erreichen, die es ebenso braucht. Vielleicht lassen sich so die Unterschiede, oder besser: die verschiedenen Gewichtungen der Papstreisen fassen.“

RV: Ein Satz, eine Formulierung, die den Besuch zusammenfassen kann?

„Das ist sicherlich „Kultur der Begegnung“. Das hat er gleich zu Beginn gesagt, das hat er wiederholt und das steht ja auch für die Beteiligung der Kirche am Entspannungsprozess zwischen den USA und Kuba.“

(rv 22.09.2015 ord)








All the contents on this site are copyrighted ©.