2015-09-19 09:30:00

Dialog, Wandel und Familie: Die Schwerpunkte der Papstreise


Es wird die längste Reise, die Papst Franziskus bislang unternommen hat: zehn Tage lang besucht er nacheinander Havanna, Holguín und Santiago auf Kuba, dann Washington, New York und Philadelphia in den USA. Dazwischen liegt auch noch ein ausführlicher Besuch bei den Vereinten Nationen.

Geboren wurde die Reise beim letzten Reiseziel: Vor einem Jahr hatte Papst Franziskus die Einladung des Bistums Philadelphia angenommen, zum Weltfamilientreffen zu kommen. Lange hatte er mit einer Antwort gewartet, die Einladung stand schon lange aus. Es hatte auch schon Weltfamilientreffen gegeben, die ohne Präsenz des Papstes stattfanden, 2009 in Mexiko etwa oder 2003 in Manila.

Die Familie ist aber eines der wichtigsten Themen dieses Papstes, und da der Weltfamilientag vom Datum her sozusagen den Auftakt zur zweiten Versammlung der Bischofssynode zum Thema Familie bildet, war es nur logisch, dass der Papst anreist.

Dann folgte eine Einladung des UNO Generalsekretärs Ban Ki-moon, dann eine Einladung von Präsident Barack Obama. Eine außergewöhnliche Einladung nahm der Papst an als er entschied, vor beiden Häusern des US-Kongresses zu sprechen, es wird das erste Mal sein, dass ein Papst vor einem Nationalparlament spricht, das weder sein Bistum Rom noch sein Heimatland vertritt.

Wann genau Kuba mit auf die Reiseplanungen kam, werden in Zukunft Historiker herausfinden müssen. Aber seitdem im Oktober während der Bischofssynode der Vatikan in den Öffnungsprozess zwischen Kuba und den USA eintrat, schien die Möglichkeit offen. Fest stand die Reise schon im März, bekannt wurde sie erst viel später. Und so entstand langsam das lange, ausführliche und themenreiche Programm, das der Papst ab diesem Samstag absolvieren wird.

 

Drei Schwerpunkte

Drei Schwerpunkte sind für diese Reise zu nennen: erstens die Familie. Nicht nur ist der ursprüngliche Grund für die Reise hier zu finden, immer wieder wird der Papst dieses Thema aufgreifen und auch in Santiago de Cuba ein Treffen mit Familien haben, um die Verbindung der Reiseteile anzuzeigen. Die Synode mag es überschatten, aber es ist ein nicht unwichtiges Element dieser Tage.

Zweitens ist da der Wandel: Die Kirche kann öffnen, Türen und ganze Gesellschaften. Sie kann sich an einem Gespräch beteiligen und dadurch Wandel ermöglichen und befördern. Sie ist eben nicht Teil des politischen Geschehens, wo Forderungen aufgestellt und das Gegenüber abgetastet wird. Deswegen kommt es auch immer wieder zu Reibungsverlusten, etwa zwischen Opposition in Kuba und Erzbischof Kardinal Ortega, der sich angeblich nicht genug für politische Gefangene einsetze. Johannes Paul II. hatte diesen Dialog begonnen, der respektvolle Besuch Benedikts XVI., der viel von Freiheit sprach, ohne das je aggressiv zu tun, hat diesen Weg des Dialogs noch einmal bestärkt: Kirche will auf einem Weg helfen, nicht Positionen einfordern. Franziskus wird sich dem sicherlich anschließen.

Drittens sind da die Themen, die der Papst weltweit gesetzt hat und unter denen zuletzt besonders die Frage nach dem Umgang mit Schöpfung und Umwelt Prominenz gewonnen hatte. Daneben sind es Begriffe wie ‚Peripherie‘, ‚Wegwerfgesellschaft‘, ‚Kultur der Begegnung‘ und andere mehr, die vom Papst immer und immer wieder gebraucht werden und die so etwas wie das Rückgrat seiner Lehre bilden. Diese Themen nehmen bei einer Reise konkrete Form an und betreffen konkrete Menschen und Gemeinschaften. Sie betreffen aber auch – und das gilt für Kuba wie für die USA – politische Gesellschaften, die nicht unbedingt einverstanden sind mit dem, was der Papst zu sagen hat.

Drei Themenfelder also, auf die es besonders zu achten gilt, wenn der Papst an diesem Samstag seine Reise beginnt. Aber das wird nicht alles sein – Papst Franziskus wäre nicht Papst Franziskus, wenn er nicht noch etwas anderes im Gepäck hätte: Überraschungen. Seien wir also gespannt auf diese Reise.

 

Aus Kuba Pater Bernd Hagenkord

 

(rv 19.09.2015 ord)








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