2015-09-19 09:00:00

Bergoglios Kuba: Ein Buch des heutigen Papstes


Jorge Mario Bergoglio war Weihbischof von Buenos Aires - damals, 1998, als Papst Johannes Paul II. nach Kuba reiste. Der Bischof wollte mit, er hatte – so haben einige Journalisten nachrecherchiert – die Reise geplant, dann aber abgesagt. Sei es, weil die Krankheit seines Erzbischofs, dem er wenige Monate später im Amt nachfolgen sollte, das nicht zuließ, sei es aus anderen Gründen. Bergoglio war nicht mit auf Kuba, aber auf andere Weise hat er den Besuch des Papstes dann doch gewürdigt: Er hat ein Buch geschrieben.

Der schmale Band - „Diálogos entre Juan Pablo II y Fidel Castro“ - enthält Reflexionen Bergoglios über die Ansprachen des Papstes. Zwei Dinge betont er dabei: Der Dialog ist nicht nur möglich, sondern notwendig. Und: Wenn er ehrlich und offen ist, dann bringt der Dialog allen Beteiligten etwas. Diese beiden Gedanken ziehen sich durch den Band.

Nun heißt das Buch „Diálogos“, was wir schnell mit „Dialog“ übersetzen. Das ist aber etwas schwierig, weil vor allem innerkirchlich „Dialog“ ein abstraktes Wort geworden ist. Wir treten in einen Dialog ein, was auch immer wir konkret machen, wenn wir darin eintreten. „Dialogar“ ist ein direktes Wort, ein aktives Verb, das sich nicht eins zu eins übersetzen lässt. Deswegen bevorzuge ich das Wort „Gespräche“. Das Wort „Dialog“ ist etwas zu oft gebraucht, „Gespräche“ sind konkreter, persönlicher, und entsprechen auch der „Kultur der Begegnung“, von der der Papst immer wieder spricht und die auch in diesem Bändchen durchscheint.

Und diese Gespräche sind nicht einfach. Bergoglio kritisiert viel. Zum einen Aspekte der Revolution auf Kuba, hier sei der Mensch durch Ideologie und Politik von seinen transzendentalen Bezügen abgeschnitten worden. Der Marxismus insgesamt beruhe auf einer Fehlannahme auf, der Mensch sei nicht nur Gemeinschaftswesen, sondern auch Individuum. Gleichzeitig kritisiert er - wie die Kirche in den USA und Papst Johannes Paul II. auch - die Politik des Embargos gegen die Insel. Das Embargo treffe die Schwächsten.

Bergoglio zieht in dem Buch eine Grundlinie. In aller Verschiedenheit seien sich Johannes Paul II. und Fidel Castro begegnet, hätten einander voller Respekt zugehört und ein Gespräch begonnen, den einzigen möglichen und tragfähigen Weg zum Zusammenleben.

Jorge Mario Bergoglio lobt den Mut, den es zu diesen Gesprächen brauche und den Johannes Paul II. gezeigt habe.

Diesen Mut braucht es auch für eine weitere Form des Gesprächs, der Papst sei ja nicht nur „Sprecher, jemand der die Worte Christi weiter gibt, sondern er ist auch jemand, der die Stimme der Welt hört, der menschlichen Gesellschaft.“ Hören ist also genau so wichtig wie reden, auch und vielleicht sogar gerade bei einem Papst. Es gehe nicht um das „Hissen von ideologischen Fahnen“, so Bergoglio, sondern um einen Weg zum Frieden, zur Gerechtigkeit und zu echter Freiheit, das gehe nur durch ein Zuhören und Eingehen auf den Gesprächspartner.

Das, was Erzbischof Bergoglio damals als Wunsch schrieb, dass es einen Wandel durch das Gespräch gebe, das übersetzt sich in diesen Tagen in diplomatische Initiativen und in eine eigene Reise: An diesem 19. September wird Bergoglio als Papst Franziskus das erste Mal selber in Kuba ankommen.

 

Aus Kuba Pater Bernd Hagenkord

 

(rv 19.09.2014 ord)








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