2015-09-17 16:41:00

Kardinal Parolin zur Papstreise: Kuba und USA näherbringen


Die Erwartungen an die zehnte Auslandsreise von Papst Franziskus sind groß: Der Besuch auf Kuba und in die USA könne die beiden Länder diplomatisch noch näher zusammenführen. Davon ist der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin überzeugt. In einem Interview mit dem vatikanischen Fernsehzentrum CTV, das am Donnerstagabend ausgestrahlt wurde, ging Parolin auf die einzelnen Etappen der Papstreise ein. So werde der Papst von Kuba aus „wie ein Migrant“ in die USA reisen. „Ich kann mir vorstellen, dass der Papst auch dieses Thema behandeln wird: Das Schicksal der Flüchtlinge ist ein großes Anliegen des Papstes. Wir sehen das anhand der vielen Reden und Appelle, die Papst Franziskus bisher dazu geäußert hat.“

Gerade die Vereinigten Staaten seien das Einwanderungsland schlechthin. Ohne Menschen, die von auswärts kamen, wären die USA so, wie man sie heute kennt, nicht vorstellbar, präzisierte Kardinal Parolin. „Diese Erfahrung kann eine Basis, ein soziales und kulturelles Vermögen sein, auf das wir alle aufbauen können, um die heutigen Probleme anzugehen. Deshalb hoffe ich sehr, dass der Papst beim Besuch in den USA mögliche Lösungsansätze für die Überwindung der gegenwärtigen Ängste benennen kann.“

Der Vatikan hat letztes Jahr hinter den Kulissen einiges dazu beigetragen, dass das US-Embargo gegen Kuba aufgehoben wurde. Dies sei eine selbstverständliche Haltung gewesen, so Kardinal Parolin. „Der Heilige Stuhl ist von Haus aus gegen Embargos, egal aus welchen Gründen sie eingeführt werden. Denn an einer Sperre leidet vor allem das Volk. Der Heilige Stuhl hat sich deshalb an die Vereinten Nationen gewandt. Auch hat der Heilige Stuhl jede UNO-Initiative unterstützt, die für eine Aufhebung des Embargos eintrat.“

Es sei nun zu hoffen, dass die Aufhebung der Wirtschaftssperre auch zu einer „Ausweitung von anderen Freiheiten“ auf Kuba führe, so Parolin weiter, ohne das aber weiter auszuführen. In den USA werde dann in den Tagen der Papstreise die Botschaft der Nachhaltigkeits-Enzyklika „Laudato Si´“ eine große Rolle spielen. „Da geht es um den Klimawandel und die damit verbundenen Sorgen für die Zukunft der Menschheit, aber es geht auch um die sogenannte ,ganzheitliche Ökologie´, in der die Rolle des Menschen innerhalb der gesamten Schöpfung in Betracht gezogen wird. Und da wird der Heilige Vater bestimmt auch jene grundlegenden Rechte ansprechen wie beispielsweise das Lebensrecht oder die Religionsfreiheit. Er wird bestimmt dazu aufrufen, unsere Lebensstile zu ändern, um mehr Respekt gegenüber der Schöpfung zu haben.“

Zu den kritischen Stimmen gerade in den USA, die das jüngste päpstliche Lehrschreiben als „antikapitalistisch“ brandmarken, sagt Kardinal Parolin im Interview mit dem Vatikan-Fernsehen: „Nun, ich glaube, dass der Papst grundlegende Themen angesprochen hat. Ich weiß, dass es diese Kritiken gab, doch der Papst lädt ja alle ein, darüber nachzudenken. Es ist eine Tatsache, dass die Dinge auf der Welt derzeit nicht richtig laufen und wir deshalb Lösungen suchen müssen. Jeder kann einen wichtigen Beitrag beim Nachdenken leisten, trotzdem bleibt es dabei: Ein grundlegender Wandel des Lebensstils ist nötig.“

Kardinal Parolin wird den Papst auf seiner Reise wie üblich im Gefolge begleiten. Der zweite Mann im Vatikan ist ein ausgewiesener Diplomat, der im Dienst des Heiligen Stuhles in Ländern wie Venezuela oder Vietnam für deutliche Entspannung in den Beziehungen zum Heiligen Stuhl gesorgt hat.

(rv/ctv 17.09.2015 mg)








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