2015-09-17 13:35:00

Evangelische Piazza für das katholische Rom


Rom, eine Stadt die Martin Luther eigentlich verhasst war, ehrt den Reformator Deutschlands nun. Bürgermeister Ignazio Marino enthüllte begleitet von Applaus und Gesängen Mittwochnachmittag feierlich das neue steinerne Straßenschild mit der Aufschrift „Piazza Martin Lutero“. Pia Dyckmans war bei der Einweihung für Radio Vatikan dabei.

Verantwortlich für den Medienrummel im Schatten des Kolosseums ist Jens-Martin Kruse. Der Pfarrer der evangelischen deutschsprachigen Gemeinde in Rom würdigt die Benennung des Platzes während der Einweihung als „Zeichen eines weltoffenen Roms“ und „Ausdruck der gelebten Ökumene“. „Es ist natürlich ein Gefühl der großen Dankbarkeit und Freude. Deshalb auch Dankbarkeit, weil Rom nicht nur die Welthauptstadt der römisch-katholischen Christenheit ist, sondern es ist auch eine Stadt mit sehr viel lebendiger Ökumene. Wir haben das auch mit viel Unterstützung aus der katholischen Kirche soweit bringen können. Daher ist das ein guter Tag für alle Christen dieser Stadt!“ 

Vor fünf Jahren hatte Kruse im Namen der evangelisch-lutherischen Gemeinde den Vorschlag beim Stadtrat eingereicht. Die Reaktionen waren für ihn überraschend positiv: Viele Politiker unterstützten den Vorschlag der Deutschen. Diese positive Resonanz der Stadt zeigt sich nicht zuletzt auch an ihrem prominenten Ortsvorschlag in der Nähe des Kolosseums. „Wir haben das gar nicht glauben können und freuen uns sehr. Denn hier ist eine sehr zentrale Lage, mitten in der Stadt - und gleichzeitig ist der Platz ein bisschen im Schatten, hier leben viele Flüchtlinge, Migranten und Obdachlose. Ich denke, für uns ist mit dieser Benennung auch die Pflicht verbunden, uns um diese Menschen zu kümmern.“ 

Zur Zeremonie sind aber nicht nur die römischen Politiker gekommen, auch das Land Sachsen-Anhalt und Luthers Geburtsstadt Eisleben schickten eine Delegation, um die Piazza mit einzuweihen. Auch Schwester Christiane, Priorin im Kloster Helfta in Eisleben, ist für die Einweihung des Platzes nach Rom gekommen. Was Martin Luther zu der Zeremonie sagen würde, das weiß Kruse nicht. „Ich hoffe, er wird schmunzeln. Ihm selber ging es nie um seine Person, sondern immer um das Evangelium von Jesus Christus. Von daher wird er sagen, schön und gut, aber seht zu, dass ihr eure Aufgaben als Christen macht.“ Und das will Kruse auch auf der neuen Piazza Martin Lutero machen, wenn seine Gemeinde die Piazza mit Leben füllt. Da er es bis zum Tag der Einweihung noch nicht glauben konnte, hat er bisher noch nichts Genaues geplant, aber die Hausaufgaben werden nun gemacht, versichert Kruse.

(rv 17.09.2015 pdy)








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