2015-09-14 15:23:00

Der erste Selige Südafrikas


Es ist vielleicht nicht der größte aller Superlative, aber doch ein besonders schöner: Südafrika hat seinen ersten, eigenen Seligen. An diesem Sonntag schrieb der Präfekt der vatikanischen Heiligenkongregation, Kardinal Angelo Amato, Benedict Daswa in Tohoyandou in das Buch der Seligen ein. Geehrt wurde damit ein schwarzer Familienvater aus der Zeit des Apartheid-Regimes.

„Vorzüglicher Katechist, eifriger Lehrer, Zeuge des Evangeliums bis hin zum Vergießen des Bluts“: So würdigte Papst Franziskus an diesem Sonntag beim Angelusgebet von Rom aus den ersten Seligen Südafrikas. Benedict Daswa war ein Mann, der das Wunder sozusagen im Namen trug, „Tshimangadzo“, zu Deutsch „Wunder“ war sein traditioneller Beiname. Geboren wurde er 1946 im Dörfchen Mbahe in einer nichtchristlichen Familie; nach dem frühen Tod des Vaters kümmerte er sich um seine vier Geschwister. Mit 17 Jahren beeindruckte ihn ein charismatischer Katechist, dem er begegnete, Benedikt Risimati: Er ließ sich taufen und nahm seinem Bekehrer zu Ehren den Namen „Benedict“ an.

Der neue Selige bebaute ein Stückchen Land. Mit dem Gemüse, das er zog, half er oft den Armen des Dorfes. Er wurde Grundschullehrer, später sogar Schuldirektor, ließ einen Sportplatz bauen und trainierte die Jugend-Fußballmannschaft. Als es um den Bau einer Kirche und einer Schule für das Dorf ging, packte er eigenhändig mit an, transportierte Steine vom Fluss zum Dorf. Mit dreißig Jahren heiratete er und bekam mit seiner Frau acht Kinder. Entgegen den örtlichen Gebräuchen wusch er übrigens seine Kleidung oft selbst und half seiner Frau bei der Hausarbeit – auch in dieser Hinsicht ein ziemlich moderner Seliger.

Zwischen 1980 und 1990 arbeitete Benedict Daswa aktiv in der Pfarrei mit, half dem Pfarrer, gab Katechismus-Unterricht. Doch im Januar 1990 brach ein furchtbarer Sturm über das Dorf herein, viele Hütten gingen durch Blitzeinschläge in Flammen auf. Die Dorfältesten tippten auf das Werk eines Zauberers und beauftragten einen traditionellen Schamanen damit, den Schuldigen per Los zu benennen. Benedict Daswa war dagegen: „Mein Glaube verbietet mir, an dieser Hexenjagd teilzunehmen“, sagte er und versuchte den natürlichen Ursprung von Blitzen zu erklären. Vergeblich: Viele im Dorf misstrauten ihm jetzt, und nur eine Woche später geriet er mit seinem Auto in einen Hinterhalt, eine Gruppe von Dorfbewohnern ging mit Steinen und Stöcken auf ihn los. Während er misshandelt, gesteinigt und mit kochendem Wasser übergossen wurde, betete er laut für seine Peiniger – bis zum Tod. Ein Martyrium, entschied die zuständige Vatikankongregation unter Kardinal Amato.

„Der neue Selige lädt uns vor allem dazu ein, echte Zeugen Christi und seiner Worte des Lebens zu sein. Wie er mit dem Blut seinen Glauben bezeugt hat, so sind auch wir dazu gerufen, es im täglichen Leben und der treuen Praxis der zehn Gebote zu tun. Wir sollen vor allem seinem Gebot der Nächstenliebe und der Vergebung in der Familie, der Gemeinschaft, der Gesellschaft folgen. Zweitens lädt uns der selige Benedict Daswa dazu ein, Verkünder und Missionare Christi zu sein. Und drittens war er ein Familienvater, der das Leben liebte und es als ein wertvolles Geschenk Gottes hütete. Das ist seine Botschaft an alle Familien dieser Welt: Nehmt großzügig das Leben auf, das Gott euch gibt! Die Kirche ist Familie Gottes, sie liebt das Leben, sie schützt die Familie, und sie erzieht ihre Kinder zu guten Christen und ehrlichen Bürgern.“

Die damaligen Mörder des neuen Seligen haben ihre Tat übrigens längst bereut; sie haben die Söhne Benedict Dawas um Unterstützung gebeten und sie auch bekommen. „Unser Vater hätte genauso gehandelt“, sagen die Söhne. Auch die Mutter des neuen Seligen nahm an der großen Feier von diesem Sonntag teil. Amato: „Wenn die Kirche den seligen Benedict ehrt, lädt sie alle Katholiken dazu ein, nur Gefühle der Liebe und Brüderlichkeit jenseits aller ethnischen, sozialen oder religiösen Unterschiede zu nähren. Die Kirche sieht in ihren Heiligen Botschafter des Friedens und der Güte. Ihr Leben ist eine wirksame Medizin, um die Herzen vom Hass, von der Spaltung und der Verachtung des Nächsten zu heilen.“

(rv 14.09.2015 sk)

 








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