2015-09-13 12:45:00

Bischof Krautwaschl: „Begegnung ist das Wichtige"


Eine echte Erfahrung von Weltkirche – das war das Seminar für neue Bischöfe in Rom für Wilhelm Krautwaschl, den Bischof von Graz-Seckau. Rund 120 jüngst geweihte Oberhirten nahmen diesmal an der Veranstaltung teil, die der Heilige Stuhl jährlich ausrichtet. Krautwaschl, ein erfahrener Seelsorger, empfing die Bischofsweihe vor drei Monaten. Radio Vatikan wollte von dem 52jährigen Steirer wissen, welche Erfahrung aus dem Rom-Seminar er mit nach Graz nehmen wird.

 „Das erste ist die Vielfalt der Länder, Kulturen, Nationen, in denen sich Kirche verwirklicht durch die Personen, die da sind – vom Irak bis nach Amerika und Brasilien. Das tut mir ganz gut, mich eingebettet zu wissen in der Weltkirche. Das ist das erste und alles Entscheidende, das wir hier erleben. Und dann natürlich durch die Begegnungen bei Tisch oder die Referate, die wir gehört haben – ein wenig hineinkommen in das, wie Weltkirche tickt und denkt.“

Papst Franziskus hat die Gruppe neuer Bischöfe am Donnerstag in Audienz empfangen. Was hat Sie an seiner Rede besonders angesprochen?

„Zeuge für den Auferstandenen sein. Trotz allem, was sich in der Welt abspielt. Mir ist der Gedanke gekommen: der Glaube an den Auferstandenen hat bei einem leeren Grab, beim finstersten der Welt begonnen. Und das ist etwas, das ich mir schon mitnehme: die Freude, die daraus erwächst, weil wir um einen wissen, der lebt und mit uns geht.“

Der Papst hat den neuen Bischöfen drei unterschiedliche Kategorien von Menschen ans Herz gelegt, mit denen man als Bischof zu tun hat, denen man begegnen muss. Insbesondere auch das Zugehen auf die Fernstehenden. Franziskus sagte, man müsse das Gespräch mit diesen Menschen suchen und sich ihre Enttäuschungen anhören, ohne Anstoß zu nehmen. Können Sie das mit Ihrer ganzen pastoralen Erfahrung teilen?

„Ich unterstreiche das sogar doppelt und dreifach. Abgesehen davon, dass ich mich frage: wer steht wem fern? Oft sind jene, die von unseren Begrifflichkeiten her weiter weg sind, näher dran. Der Heilige Augustinus hat das einmal gesagt: viele, die drin sind, sind draußen, und viele, die draußen sind, sind eigentlich drin – das ist eine Wirklichkeit, der man nicht auskommt, wenn man sich auf die Leute einlässt. Und dann heißt es zunächst einmal nicht: wie weit bist du weg, wie nah bist du dran, sondern dann ist die Begegnung das Wichtige, und dann kommen diese Erfahrungen, Enttäuschungen, Verletzungen, die innerhalb der Kirche auch erlebt worden sind, von selber heraus.“

Was erwarten Sie als Bischof von der kommenden Weltbischofssynode zu Ehe und Familie?

„Ich erwarte mir ein offenes Umgehen miteinander, sodass die Menschen merken, wir sind eine Vielfalt in der Weltkirche, wir haben unterschiedlichste Herausforderungen, gerade was Ehe und Familie anlangt. Die Weltkirche ist weit mehr als das, was bei uns medial immer wieder transportiert wird. Da geht es um Überlebensmöglichkeiten von Familien und darum, wie kann man sich heute überhaupt noch leisten, Familien zu gründen, undsofort. Da gibt es weit mehr Fragen, als bei uns offen sind. Da deutlich zu machen, liebe Leute, liebe Freunde, liebe Brüder und Schwestern in der ganzen Welt, gehen wir miteinander so um, dass wir merken, wir sind Brüder und Schwestern, und nicht zunächst einmal dieses oder jenes Gesetz, das zu verwirklichen ist. Wenn da ein Schub dieses ehrlichen Miteinanders und des ehrlichen Aufeinander-Zugehens aus Barmherzigkeit drin ist, dann ist sehr viel erreicht.“

Wie nehmen Sie als langjähriger Priester und frischgebackener Bischof den frischen Wind, den Wirbel wahr, den Papst Franziskus in der Kirche ausgelöst hat?

„Ich finde das einfach grandios! Er macht uns durch seine Art darauf aufmerksam, worauf es wirklich ankommt, und wir müssen uns – ich sag es unter Anführungszeichen und sehr vorsichtig – wir müssen uns in der alten Welt gehörig anstrengen, dass wir diesen Wind aufnehmen und unsere Segel davon neu blähen lassen.“

Was ist für Sie ein guter Bischof?

„Das ist eine schwierige Frage! Ich würde sagen, einer, der ganz da ist. Und wie es in Evangelii Gaudium einmal benannt wird vom Papst: einmal vorn, einmal in der Mitte und einmal hintennach geht, weil er sich auf die Herde verlässt und ihren Spürsinn.“

Sie haben andere Priester dazu eingeladen, im bischöflichen Haus in Graz mit Ihnen gemeinsam eine WG zu gründen. Was ist daraus geworden?

„Das Projekt war eine Idee, ich habe immer gesagt, so gut es geht mit jemandem. Abgesehen davon, dass immer jemand dort gewohnt hat. Aber jetzt ist ein Ehepaar gekommen. Und die wohnen jetzt schon ein Stück weit mit mir gemeinsam. Wir haben uns auch schon gegenseitig bedauert: Sie in Übersiedlungs-Schachteln, ich in Übersiedlungs-Schachteln. Das wird ein spannendes Projekt!“

(rv 13.09.2015 gs)








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