2015-09-07 15:10:00

Nahost: Christen und Muslime gemeinsam gegen Terror


Hochrangige christliche und muslimische Kirchenführer aus dem Nahen Osten haben in Athen gemeinsam zum Einsatz gegen Terrorismus aufgerufen. Sie prangerten mit Nachdruck die Verfolgung christlicher und anderer religiöser oder ethnischer Gemeinschaften in Nahost an und verurteilten jene, „die die Religion manipulieren, um Gewalt gegen Menschen anderen Glaubens und die Entweihung heiliger Stätten und Symbole zu rechtfertigen". Das steht in der „Erklärung von Athen", die bei einer interreligiösen Tagung in der griechischen Hauptstadt erarbeitet wurde. Veranstalter waren das Wiener König-Abdullah-Dialogzentrum KAICIID und das Ökumenische Patriarchat von Istanbul. Auch ein Vatikan-Vertreter war in Athen zugegen.

Der christlich-muslimische Appell war besonders an religiöse und politische Führungspersönlichkeiten gerichtet, aber auch an die Zivilgesellschaft: Gegen den wachsenden gewalttätigen Extremismus und Terrorismus, der Jahrhunderte friedlicher Koexistenz im Nahen Osten bedrohe, gelte es einen „entschlossenen Standpunkt" einzunehmen. Gefordert wurde zudem „die Freilassung aller Geiseln, der entführten Zivilisten und religiösen Führungspersönlichkeiten sowie die Rückkehr der Inlandsvertriebenen und -flüchtlinge".

Die Athener Tagung am 2. und 3. September, die sich ausdrücklich den Bürgerrechten der Christen in Nahost und ihrer Umsetzung widmete, erfolgte im Rahmen des vom Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. ausgerufenen „Dialogs zwischen Christen und Muslimen" und der vom KAICIID vorigen November in Wien gestarteten Initiative „Geeint gegen Gewalt im Namen der Religion". Teilnehmer waren u.a. der armenisch-apostolische Katholikos von Kilikien, Aram I., der griechisch-katholische melkitische Patriarch von Antiochien, Gregorios III. Laham, der sunnitische Großmufti des Libanon, Abd-el-Latif Derian, und sein jordanischer Amtskollege Abd-ul-Karim Khasawneh, zudem auch Repräsentanten des syrisch-orthodoxen und des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Antiochien, schiitische Theologen aus dem Libanon und dem Irak, Vertreter des Heiligen Stuhls, des Nahöstlichen Kirchenrats, der Drusen und der Universität Al-Azhar.

Wie die Unterzeichner klarstellten, bedrohe der Konflikt im Nahen Osten die „religiöse und kulturelle Verschiedenheit in der Region", unterminiere die friedliche Koexistenz von Christen, Muslimen und Andersgläubigen, liefere Hunderttausende Menschen brutaler Gewalt aus und zwinge sie, ihre Heimat zu verlassen. Gewalttätige Extremisten würden dabei Christen, Muslime und Angehörige anderer religiöser oder ethnischer Gruppen misshandeln und töten. Ihre „abscheulichen Taten" seien von Ideen geprägt, die „völlig unvereinbar" mit der gemeinsamen Kultur und Geschichte des Nahen Ostens seien und auch „authentischen religiösen Lehren" widersprechen, hieß es in der Erklärung.

Die Verbrechen würden auch die Gemeinschaft von Gläubigen zerstören – „zwischen den Bekennern verschiedener Religionen und unter den Bekennern des selben Glaubens", so die muslimischen und christlichen Führer weiter. Die jeweils eigenen Religionen würden ausdrücklich zu Frieden und Koexistenz aufrufen. „Das sind die zentralen Werte unserer Religionen." Die Religionsvertreter bekannten sich im Athener Dokument zudem „mit einer Stimme" zu dem vielfältigen religiösen und kulturellen Erbe, das ein „unersetzlicher Schatz" und ein integraler Bestandteil der arabischen und nahöstlichen Kultur sei.

Die christlichen, religiösen oder ethnischen Gemeinschaften der Region wurden weiter als jeweils „integraler und untrennbarer Bestandteil der religiösen und kulturellen Verschiedenheit des Nahen Ostens" bezeichnet, der wesentlich zur „gemeinsamen nahöstlichen Identität" beitrage. Gegenüber diesen Gemeinschaften betonte die Erklärung eine „unerschütterliche Solidarität": Die Unterzeichner verpflichteten sich, gemeinsam für „Frieden mit Gerechtigkeit" zu arbeiten und mit allen Kräften für die Schaffung jener Bedingungen beizutragen, „mit denen die Christen und die Angehörigen anderer religiöser oder ethnischer Gemeinschaften im Nahen Osten in Freiheit und Würde als vollberechtigte Bürger leben können".

Eindringlich mahnten die Religionsführer an die Entscheidungsträger der Region zur Wahrung der Verschiedenheit in den nahöstlichen Gesellschaften. Begrüßt wurden indes Initiativen zur Stärkung des gesellschaftlichen Gefüges auf Basis der Prinzipien gemeinsamer Bürgerschaft. Auf lokaler Ebene seien „frühzeitige Anstrengungen" nötig, um Versuchen einer Trennung der religiösen Gemeinschaften und des Schürens von Konflikten Einhalt zu gebieten. Ebenso sollten gemeinsame lokale Entwicklungsprojekte gefördert werden, um den verschiedenen Gemeinschaften zu helfen, einander zu treffen, zusammenzuarbeiten und Vertrauen aufzubauen.

(kap 07.09.2015 gs)








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