2015-09-06 11:41:00

Kardinal Kasper: Barmherzigkeit heilt Wunden der Spaltung


Als einen „diskreten Hinweis des Heiligen Geistes für den heutigen Weg der Ökumene“ hat der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper den Lebenslauf des Gründers der ökumenischen Brüdergemeinschaft von Taizé, Frère Roger (1915-2015), bezeichnet. Seinem Gewissen folgend, sei Frère Roger „in das Geheimnis der katholischen Kirche eingetreten“, aber ohne mit dem zu brechen, was er einst empfangen und gelebt habe, sagte Kasper am Samstag im französischen Taizé. Eine ähnliche Frage stelle sich heute für viele ernsthafte Christen.

Dialoge zwischen Experten, so nützlich sie seien, lösten nicht die Probleme; es brauche die persönliche Gewissensentscheidung, betonte der frühere Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Barmherzigkeit und Vergebung seien Mittel, die die Wunden der Spaltung heilten, nicht Strenge.

Kasper sprach zum Abschluss eines Kolloquiums zum Thema „Der Beitrag Frère Rogers zum theologischen Denken“, zu dem rund 250 Theologen und theologisch interessierte Teilnehmer vom 30. August bis 6. September in dem burgundischen Dorf zusammenkamen. Das Kolloquium war eine von drei Veranstaltungen, mit denen die Gemeinschaft in diesem Jahr drei Anlässe beging: Den 100. Geburtstag Frère Rogers am 12. Mai, den 10. Jahrestag seines gewaltsamen Todes am 16. August sowie die Gründung der Gemeinschaft unweit von Cluny, dem berühmten Zentrum des mittelalterlichen Mönchtums, vor 75 Jahren.

Konfessionelle Zugehörigkeit

Die Frage nach der konfessionellen Zugehörigkeit von Frère Roger war verstärkt im Jahr 2005 aufgekommen, nachdem dieser beim Requiem für Papst Johannes Paul II. aus den Händen des damaligen Kardinals Joseph Ratzinger und späteren Papstes Benedikt XVI. die Kommunion empfangen hatte. Gerüchte wollten damals wissen, Frère Roger sei zum katholischen Glauben konvertiert.

Kasper betonte dazu, dass traditionelle Bezeichnungen wie „Konversion“ oder „formelle Zugehörigkeit“ ungeeignet seien, den Weg des Genfer reformierten Pfarrers Roger Schutz-Marsauche und seine ökumenische Berufung sowie den Weg der Gemeinschaft von Taizé zu beschreiben. Solche Formulierungen könnten so verstanden werden, als habe Frère Roger seinem ursprünglichen Glaubenserbe den Rücken gekehrt. Es sei daher richtig gewesen, wenn die Brüdergemeinschaft damals Gerüchten einer insgeheimen Konversion Frère Rogers entschieden widersprochen habe.

(kna 06.09.2015 mg)








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