2015-08-31 15:35:00

Ungarn: Kaum Kirchenkritik zum Grenzzaun nach Serbien


Der ungarische Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Serbien, mit dem die Regierung von Viktor Orban die Flüchtlingsbewegungen kontrollieren will, hat bisher nur zaghafte Reaktionen seitens der großen Kirchen des Landes hervorgerufen. Auch zur ungarischen Flüchtlingspolitik fehlt es bisher weitgehend an Stellungnahmen: „Leider schweigt die Kirche. Das tut mir weh, und ich schäme mich dafür. Wir reagieren viel zu langsam“, erklärte Bischof Miklos Beer aus dem nordungarischen Vac dazu am Montag im „Deutschlandfunk“.

„Sehr schnell“ habe hingegen Papst Franziskus reagiert – etwa mit seinem Appell, die Mauer nicht zu bauen und Flüchtlinge als Geschwister zu erkennen. Er selbst unterstütze den Papst-Aufruf, so der Bischof von Vac, auch wenn er durchaus auch Argumente für die Errichtung des Zauns erkenne: „Ich sehe schon ein, dass wir diesen Flüchtlingsstrom irgendwie bremsen müssen, damit wir mit der Situation umgehen können“.

Ministerpräsident Viktor Orban habe laut Beer „sehr weise“ gesagt, der Zaun werde nur gebaut, „damit die Menschen legal durch die Tür reinkommen und nicht illegal durch das Fenster“ – jedoch erst zu einem späten Zeitpunkt. Die Regierung habe schlecht kommuniziert und keinen Dialog geführt, zudem würde sie durch Diskussionen etwa über eine Einführung der Todesstrafe oder fragwürdige Plakat-Kampagnen gezielt Ängste schüren. Er selbst hätte beim Anblick der Plakate „weinen können“, so der Bischof, der die Sujets als „Zeichen der Hektik“ bewertete und Orban - als dessen Sympathisant er sich ausgab – „sehr schlechte Berater“ attestierte.

Regierung will „bedingungslose Treue“

Ungarns Regierung erwarte von den Kirchen „bedingungslose Treue“, erklärte der Budapester evangelisch-lutherische Bischof Tamás Fabiny ebenfalls gegenüber dem „Deutschlandfunk“. Dies habe auch finanzielle Gründe, hingen die Kirche doch letztlich von staatlichen Fördergeldern ab. Er erachte es jedoch als wichtig, als Bischof dennoch seine Meinung sagen zu können. „Mir scheint, dass diese Regierung Angst hat, wenn ich etwas kritisiere, würde ich ihre Legitimität in Frage stellen. Dabei will ich lediglich wissen: Wieso gab es überhaupt keinen Dialog zur Frage des Grenzzauns?“

Ungarns Kirchen seien zudem „völlig unvorbereitet“ auf den Flüchtlingsstrom gewesen, so Fabiny. Aktionen wie kirchlich organisierte Hilfe für Flüchtlinge an Bahnhöfen oder das Kirchenasyl seien in Ungarn „völlig unbekannt“, weshalb man hierzu nun Hilfe und Ratschläge aus den erfahreneren Partnergemeinden in Deutschland und Italien erhoffe.

(kap 31.08.2015 mg)








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