2015-08-23 08:45:00

Aktenzeichen: Don Bosco – Der Heilige Pädagoge



Knappe dreißig Jahre sind seit der Französischen Revolution, vergangen als Don Bosco das Licht der Welt erblickt. Im selben Jahr ,1815, geht der Stern Napoleons mit dem Wiener Kongress unter. Die Zeit, in der Don Bosco lebt,  in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, kann nur schwer in kurzer Zeit beschrieben werden. Es ist die Zeit der ersten Industrialisierung, der Freiheitsbewegung, der Restauration und der Revolution. Mit einem Wort es herrscht eine unvorstellbare Verwirrung.

Als Hegel, der Philosoph des Idealismus, stirbt, ist Don Bosco 16 Jahre alt. Feuerbach ist um 11 Jahre, Darwin um 6 Jahre älter. Marx ist um 5 Jahre, Dostojewskij um 6 und Tolstoi um 13 Jahre jünger. Als Don Bosco in Italien zur Welt kommt ist Foscolo 37 Jahre alt, Manzoni 30, Leopardi 17, Mazzini 10 und Garibaldi 8.

Es ist die Zeit von Papst Pius IX, Papst Leo XIII, König Viktor Emanuel von Italien. Viele dieser Namen, waren Don Bosco völlig unbekannt. Die Zeit in der Don Bosco lebte, wurde von all diesen Einflüssen gesteuert. Er traf seine Entscheidungen, nahm einige Ideen an, die anderen verurteilte er. Manchmal akzeptierte er ohne Kritik gewisse Bestimmungen seiner Zeit. Es wäre absurd ihn sich anders vorzustellen.

Nehmen wir, z. B. das Jahr 1848 als Anhaltspunkt. Dieses Jahr ging in die Geschichte ein. Es begann der erste italienische Freiheitskrieg. In vielen Ländern Europas gab es in diesem Jahr Volksaufstände gegen die Restauration des Absolutismus. Doch in Italien und anderen vom Kaisertum Österreich beherrschten Ländern ging es auch um nationale Selbstbestimmung. Aus seinem Exil in London organisierte Giuseppe Mazzini, der geistige Vater des italienischen Einheitsstaates, die italienischen Arbeiter und agitierte gegen die österreichische Fremdherrschaft in Italien

Wer war nun eigentlich Don Bosco?

Giovanni Boscos Eltern waren Bauern aus dem Piemont. Als Giovanni zwei Jahre alt war, starb sein Vater. So musste er bereits als Kind, zusammen mit seinen beiden älteren Brüdern Antonio und Giuseppe, Verantwortung übernehmen, um den Lebensunterhalt der Familie zu sichern. Seine Mutter war Giovannis großes Vorbild. Ihr Beispiel war einer der Gründe für seine Berufung zum Erzieher und Priester.

Als Neunjähriger hatte er einen Traum, der in ihm den Wunsch aufkommen ließ, Priester zu werden. In diesem Traum sah er sich selbst, als er inmitten einer Gruppe von raufenden Buben versuchte, Ordnung zu schaffen ­ mit den Mitteln der Gewalt. Da erschien ihm plötzlich Jesus, der ihm zurief: "Freunde kannst du nur gewinnen mit Güte und Liebe, nicht mit Schlägen."
Aufgrund dieses Traumes beschloss Giovanni, Priester zu werden, und weil die Grundschule sehr weit von seinem Hause entfernt war, erhielt er seinen ersten Unterricht von einem alten Bauer, der lesen konnte. Als dieser starb, schickte Giovannis Mutter den Sohn zum weiteren Schulbesuch nach Castelnuovo.

Nach Beendigung der Grundschule besuchte er ab 1831 das Gymnasium in Chieri. Während dieser Zeit bestritt Giovanni seinen Lebensunterhalt durch die Arbeit in verschieden Werkstätten. Dabei lernte er nach und nach die verschiedensten Handwerke, wie das Schneidern, Schustern, Tischlern und viele andere. Mit 20 Jahren trat er in das Priesterseminar in Chieri ein, wo er Jugendliche um sich sammelte und mit ihnen betete, religiöse Texte las, diskutierte, Wallfahrten unternahm und vor allem sich sozial engagierte. 1841, nachdem er die Priesterweihe erhalten hatte, kam "Don Bosco" nach Turin, wo er in der Seelsorge arbeitete. Sehr bald merkte er aber, wie viele Jugendliche arbeitslos, völlig verwahrlost und niedergeschlagen in den Straßen der Stadt herumlungerten und nicht selten im Gefängnis landeten. Er besuchte auch arme Familien in ihren Elendswohnungen, ging in Gefängnisse und Krankenhäuser und kam dadurch zur Erkenntnis, dass für diese Jugendlichen etwas getan werden müsse.

So gründete er 1846 an der Peripherie Turins -im Stadtteil Valdocco- gerade erst vor wenigen Wochen von Papst Franziskus aufgesucht - das "Oratorium des heiligen Franz von Sales", das sich das Ziel setzte, auf die schiefe Bahn gekommene Jugendliche nicht nur für ein paar Stunden, sondern dauerhaft von der Straße zu holen. Er bot ihnen Unterkunft und die Möglichkeit zu Spiel, Sport und religiöser Unterweisung. Dabei erlebte Don Bosco große Widerstände und musste ständig auf der Suche nach Geldmittel sein.Er schaffte es, weitere Freizeitzentren einzurichten, Abend- und Sonn­agsschulen anzubieten, Handwerkerschulen und Werkstätten aufzubauen und Heime und Internate für wohnungslose junge Menschen einzurichten.

Seine erste Wohltäterin war seine Mutter Margherita, die alles verkaufte, um die Schützlinge des Sohnes zu unterstützen. Unter den Jugendlichen, die ihn als Lehrer und Meister hatten, fanden sich viele, die "so sein wollen wie er". So gründete Don Bosco 1859 mit der Hilfe von Don Rua und Don Cagliero die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos, einen Orden für katho­lische Priester, die sich die Erziehung, Bildung und berufliche Ausbildung junger Menschen zum Ziel setzten..


1872 gründete er gemeinsam mit der später heiliggesprochenen Maria Mazzarello den Frauenorden der "Figlie di Maria Ausiliatrice" Don Bosco Schwestern. Ziel war auch hier die Erziehung und Fürsorge für arme und benachteiligte Jugendliche.


Bis zu seinem Tod am 31. Januar 1888 wurden von den Salesianern Don Boscos bereits 250 Häuser in Europa und Lateinamerika eröffnet, in denen von 1846 an rund 130.000 Jungen aufgenommen und rund 18.000 Lehrlinge ausgebildet wurden. Nicht zuletzt entschieden sich bis 1888 rund 6.000 dieser Jugendlichen, Priester zu werden. Die Salesianer Don Boscos sind heute mit 15.300 Mitgliedern einer der größ­ten Männerorden und weltweit in der Erziehung und Betreuung schwer erziebarer und verwahrloster Jugendlicher tätig. 1929 wurde Don Bosco durch Papst Pius XI. selig und am 1. April 1934, dem Ostertag heilig gesprochen. Am 31. Januar 1958 ernannte ihn Papst Pius XII. zum Schutzpatron der "Jugend und der italienischen Lehrlinge".

Don Giovanni Bosco gilt als einer der bedeutendsten Vertreter einer christlichen Pädagogik. Seine Erziehungsideen und seine Erziehungspraxis waren in seiner Zeit richtungsweisend und sind es heute noch. Don Bosco war kein Erziehungswissenschaftler, sondern ein Praktiker. Das Grundanliegen seines pädagogischen Konzepts liegt in der Erziehung junger Menschen und basiert auf einer optimistischen Einfühlungskraft in die Welt der Jugend wie auch auf Religion, Vernunft und Liebe. Es ging ihm vor allem um das sittlich-moralische Handeln im Alltag.

Ein Schlüsselbegriff in Don Boscos Vorstellung der pädagogischen Atmosphäre ist die "Familiarität", d.h. die Möglichkeit, sich aufgehoben zu fühlen in einer Gemeinschaft, einem Haus, oder in einer Familie. Im Gegensatz zur sogenannten "schwarzen Pädagogik" (Erziehung durch Gewalt, Repression und Strafe) ist Don Boscos Erziehungskonzept ein "Präventivsystem" das heißt :Erziehung durch Milde, freundlichen Zuspruch, Liebe, Vernunft und Religion. Er wurde zu Lebzeiten schon als Heiliger verehrt und liegt seit seinem Tod am 31.01.1888, bis heute, unverwest in einem Glasschrein in seiner Kirche.

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„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!“ – diesen Spruch kennt wohl fast jeder aus Poesiealben, von Spruchkarten oder dem Kalenderblatt. Zurück geht er auf Johannes Bosco. Für den Priester, Ordensgründer und Erzieher war dieser Satz weit mehr als ein netter Spruch: In ihm spiegelt sich die Grundhaltung seines Lebens und seiner erzieherischen und pastoralen Tätigkeit.

(rv 23.08.2015 ap)








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