2015-08-20 12:47:00

Laudato Si Folge 12: Ökumene und interreligiöser Dialog


Grün und ökologisch. So wird die Enzyklika Laudato Si’ von Papst Franziskus wahrgenommen. Doch im Grunde genommen gehört sie der viel weiter gefassteren Tradition der Sozial-Enyzklika an, weil sie die Beziehung des Menschen auf der gesellschaftlichen Ebene und die Beziehung der Gesellschaft der Schöpfung thematisiert. Und an diesem Punkt kommt auch die Interreligiosität, also die Beziehung zwischen den unterschiedlichen Religionen, zu tragen. Das sagt der aus Wien stammende Priester Michael Weninger, der am Päpstlichen Dialograt für den Bereich Islam in Europa zuständig ist. Der ehemalige Diplomat, der auch als politischer Berater tätig war, sieht eindeutig, dass Umweltschutz und der Dialog der Religionen zusammen gehören. „Ganz sicher ist die Bewahrung der Schöpfung ein Anliegen aller Menschen, weil alle Menschen unter verschmutzten Trinkwasser, unter verschmutzter Luft leiden, weil alle Menschen durch die Klimaverschmutzung entstehenden Folgen leiden. Diese Konsequenzen und Folgen machen vor den Staats- und Religionsgrenzen nicht Halt. Außerdem ist die Menschheit selbst für ihr eigenes Schicksal verantwortlich und muss ihr eigenes Schicksal als Schöpfungsverantwortlichkeit in die Hand nehmen.“

Papst Franziskus betont in seiner Enzyklika, dass der interreligiöse Dialog wichtig ist für den Umweltschutz selbst. Die Tatsache, dass es so viele Gläubige auf der Welt gebe, verpflichtet sozusagen die Religionen zu einem Dialog für die ‚Schonung der Natur, Verteidigung der Armen und den Aufbau eines Netzes der Geschwisterlichkeit‘.

Schöpfungstheologie gibt es nicht nur bei den Christen. Die christliche Schöpfungstheologie sei nicht weit von der islamischen entfernt, erklärt Weninger. In verschiedenen islamischen Traditionen gebe es auch eine Schöpfungsordnungund auch Allah sei ein Schöpfergott „der den Menschen schafft. Aber nicht nur den Menschen, sondern auch das, was geschaffen ist insgesamt von ihm getragen wird. Und der Menschen gegenüber dieser Schöpfung in Ver- ‚Antwortung‘ steht. Also Antwort geben, auf die Herausforderungen, die dem Menschen durch seinen Schöpfergott ihm zugedacht sind.“ Die Schöpfungsverantwortung liege also nicht nur in christlicher Verantwortung, fasst der Dialogexperte zusammen.

Das Päpstliche Schreiben selbst spiele im Dialog mit den anderen Religionen durchaus eine wichtige Rolle. Natürlich sei die Rezeption des Werkes nicht so groß bei den Mitgliedern anderer Religionen wie in der christlichen Gesellschaft, denn der Stellenwert sei ein anderer. Aber im Päpstlichen Dialograt zum Beispiel, wo man zwischen dem institutionalisierten und dem anlassbezogenen Dialog unterscheidet, wird die neue Enyzklika bereits den Gesprächspartner ausgehändigt und mitgegeben. Dass die Zusammenarbeit und der Dialog der unterschiedlichen Religionen ein grundlegender Baustein für die gesamte Entwicklung sei, sehe man über Jahre hinweg bereits bei den internationalen Konferenzen der EU oder UNO, wo Vertreter der unterschiedlichen Religionen bei Sachfragen zusammenarbeiten. Und das erwartet sich Weninger auch bei der UN-Klimakonferenz in Paris (30. November bis 11. Dezember 2015).

Explizit erwähnt Papst Franzikus in seiner Enyzklika den griechisch-orthodoxen Ökumenischern Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. „Seine Allerheiligkeit der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel ist eine bekannte Persönlichkeit in Bezug auf die gesamte Schöpfungstheologie. Sehr oft wird er verknappt als der grüne Patriarch dargestellt. Durch viele Jahre hindurch widmet sich der Patriarch all diese Fragen – Umweltschutz und Schöpfungsbewahrung und hat hier eine große Tradition. Papst Franziskus in Rom und der Patriarch in Konstantinopel sind Brüder im Geist und blicken in dieselbe Richtung.“

(rv 20.08.2015 ms/no)








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