2015-08-19 09:29:00

Österreich: Jüdische Flagge nach Vandalenakt wieder gehisst


Ausgerechnet der neue Platz in Wien, der sognannte „Campus der Religionen“ am Wiener Stadtrand in Aspern, der für Integration, Toleranz und Interreligiösität stehen soll, wurde Schauplatz von Vandalismus und Antisemitismus. Der Schock war groß als im Juli die jüdische Flagge mit Hakenkreuz beschmiert wurde und der Fahnenmast umgeworfen. Die Verurteilung der Tat durch Vertreter von katholischer, evangelischer und orthodoxer Kirche, der Islamischen Glaubensgemeinschaft, der Israelitische Kultusgemeinde und der Buddhistischen Religionsgesellschaft war dann auch nicht zu überhören.

Am Dienstagvormittag wurde die jüdische Flagge dann gemeinsam wieder gehisst. Neben dem Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki und Raimund Fastenbauer von der Israelitischen Kultusgemeinde war auch der Wiener Vizebürgermeister Michael Ludwig an der Zeremonie im größten Stadterweiterungsgebiet präsent. Man wolle gemeinsam auftreten und mit einer Stimme sprechen, wenn eine Religion durch einen solchen Vandalenakt angegriffen werde, hieß es.

Bischofsvikar Schutzki zeigte sich „sehr nachdenklich“, dass eine solche Aktion im toleranten Wien überhaupt passieren kann. Es erfülle ihn aber auch mit einem gewissen Stolz, dass die Religionsgemeinschaften in einer solch dunklen Stunde zusammenstehen und gemeinsam die Stimme erheben würden. „Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich so kurzfristig zusammenfindet und zeigt, dass der interreligiöse Zusammenhalt in Wien besonders groß ist“, betonte Schutzki.

Es sei ein gutes und wichtiges Zeichen, dass die Israelitische Kultusgemeinde nach solchen provokanten Vorfällen nicht allein gelassen wird, betonte Fastenbauer. Auch lobte er die große Solidarität zwischen den Religionen. Grundsätzlich zeige sich der Antisemitismus weiterhin viel zu häufig, „manche scheinen aus der Schoah noch immer nichts gelernt zu haben“, so Fastenbauer.

Wer den Mast umgeworfen hatte und die Fahne beschmiert ist bis heute unklar. Die Ermittlungen nach den unbekannten Tätern laufen jedoch, Polizeistreifen kontrollieren regelmäßig das Baufeld. Wien sei eine Stadt des Friedens und sollte dies auch bleiben, betonte Vizebürgermeister Ludwig.

Es sei wichtig, gemeinsam Kräften entgegenzutreten, die diesen Frieden infrage stellten. Die Schändung der Fahne mit dem Davidstern auf weißem Untergrund habe auch ihn außerordentlich betroffen gemacht, weil sie nicht nur einen Angriff auf eine einzelne Gruppe darstelle, sondern auch das friedliche Zusammenleben einer ganzen Stadt gefährde.

Der „Campus der Religionen“ soll künftig Gotteshäuser sechs verschiedener Religionsgemeinschaften beherbergen und ist als Zeichen des Dialogs gedacht. Erst Mitte Juni war das Baufeld gesegnet worden. Zehn Fahnen kündigen seither den Campus an: Sechs zeigen die Symbole von Glaubensgemeinschaften, vier weitere stehen für Europa, Österreich, Wien und den Bezirk Donaustadt. Das Projekt soll binnen fünf Jahren realisiert werden.

 

(kap 19.08.2015 no)








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