2015-08-15 09:28:00

Unser Buchtipp: Papst Franziskus – Gelingt die Revolution?


Man muss die These nicht teilen, dass es beim Pontifikat von Papst Franziskus um die Alternative ‚gelingende Revolution’ oder ‚Gegenrevolution’ handelt. Der Rezensent hält die Alternative sogar für nicht sehr zielführend und medial verengt. Trotzdem möchte er an dieser Stelle ein Buch empfehlen, das sich genau das auf den Klappentext schreibt. Es handelt sich um eine Sammlung von Texten, die in der Wochenzeitung „Die Zeit“ erschienen sind, meist in der Beilage „Christ und Welt“. Dort erscheint der Papst als FranCHEsco, der Che von Che Guevara steckt da drin und auch der Papst trägt im Logo eine schwarze Baskenmütze, wie das Idol der 70er Jahre-Jugend auch. Auch hier die mediale Engführung auf das Gefühl von Revolution.

Und doch ist das Buch lesenswert. Ein Klärung ist notwendig: Auch der Rezensent ist in dem Buch vertreten. Die Meinungen dort gehen aber ansonsten weit auseinander. Insgesamt repräsentieren sie klug und gut geschrieben den Durchschnitt der besseren Artikel, wie sie über den Papst bisher erschienen sind.

Man findet in dem Buch nachgedruckte Zeitungsartikel, es ist also ein Art Sammelband. Das gibt die Gelegenheit, die längeren und durchweg im Magazinstil geschriebenen Stücke aus ihrem Zusammenhang heraus gelöst zu lesen und auf ihre Haltbarkeit jenseits journalistischer Hektik abzuklopfen. Es zeigt sich: sie halten stand. Die Qualität ist durchweg hoch, die Texte sind gut und bisweilen unterhaltsam anregend.

Aber immer findet sich dort – offen oder versteckt – der Gedanke der „Revolution“. Alles muss sich ändern, soll sich ändern, die Kirche muss in der Moderne ankommen, ihre Sexualmoral ändern, und so weiter. Immer wieder sind es diese Untertöne, die als undeklarierte Voraussetzung in den Artikeln mitschwingen. Das mag man nicht teilen, damit muss man sich aber auseinander setzen, wenn man diesen Papst debattieren will, denn genau so wird Papst Franziskus wahrgenommen.

Man muss dann aber den Schritt weiter machen, mediale Vermittlung ist nicht alles. Der volle Franziskus ist soweit von den Berichten über ihn entfernt wie das Regime in Kuba vom Revolutionsgefühl um den Che in Europas satter Jugend. Das vorliegende Buch hilft interessanterweise dabei, auch wenn es mit der Revolutions-Überschrift daher kommt. Es ist keineswegs dogmatisch sondern sehr anregend, auch und vielleicht sogar weil man immer wieder widersprechen möchte.

Wer sich mit Papst Franzikus auseinander setzen will, der muss auch die Medienwelt in den Blick nehmen und den Papst, der in diesen Medien geschaffen wird. Und dazu ist der vorliegende Band ein kluger und sehr lesbarer Beitrag.

 

Patrik Schwarz: Papst Franziskus – Gelingt die Revolution? Das Buch ist bei Camino erschienen und kostet etwa 17 Euro oder 7 Euro als e-Book.

 

(rv 15.08.2015 ord)








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