2015-08-14 12:40:00

Jemen: Medizinische Versorgung vor Kollaps


Vor wenigen Tagen haben die Vereinten Nationen vor einer Verschlimmerung der humanitären Lage im Jemen gewarnt. Rund 4.000 Menschen sind den Kämpfen zwischen Huthi-Rebellen und saudi-arabischen Militärbündnis zum Opfer gefallen, erst an diesem Donnerstag explodierte in der Hauptstadt Sanaa wieder eine Autobombe. Millionen Menschen haben nicht ausreichend Zugang zu Nahrung. Ärzte ohne Grenzen kümmert sich um die Bevölkerung – doch das Gesundheitssystem steht - wie das ganze Land – vor einem Kollaps.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen leistet im Jemen Nothilfe für Verletzte. Die Hilfen reichen von chirurgischen Eingriffen bis zur Unterstützung von Krankenhäusern und der Versorgung von Vertriebenen mit Wasser und Hilfsgütern. Seit Mitte März 2015 haben die Teams unter anderem mehr als 3.800 Kriegsverletzte versorgt. Doch das wird aufgrund der anhaltenden Kämpfe immer schwieriger, berichtet Ärzte-Ohne-Grenzen-Koordinator Xavier Guinotte: „Das Gesundheitssystem ist kurz vor dem Zusammenbruch. Es gibt kaum noch Medikamente und medizinisches Material. Und es fehlt Personal, um Verwundete und die üblichen Krankheiten zu behandeln. Die Bevölkerung sitzt in der Falle dieses Konflikts. Sie fallen den Bombenangriffen zum Opfer oder werden verletzt.“

Durch den Krieg ist Land praktisch lahmgelegt, es mangelt an allem: Medikamenten, Öl, Lebensmitteln. Nach UN-Angaben leiden 850.000 Kinder an Unterernährung. In den nächsten Wochen könnte die Zahl auf 1,2 Millionen steigen, wenn der Konflikt zwischen Huthi-Rebellen und regierungstreuen Truppen weitergeht. 13 Millionen Menschen sollen keinen ausreichenden Zugang zu Nahrungsmitteln haben. Vor allem Ausgangssperren schneiden die Bevölkerung von Versorgung ab.

„Es gibt dramatische Bespiele, wo Menschen starben, weil sie nicht ins Krankenhaus gebracht werden konnten“, berichtet Guinotte. „Man muss wissen, dass es für die Bevölkerung extrem schwierig ist, sich bei den Bombenangriffen und Kämpfen auf den Straßen zu bewegen. Aufgrund des Ölmangels können viele auch nicht mehr mit dem eigenen Auto fahren.“

Laut Xavier Guinotte haben die Vereinten Nationen noch Probleme, sich mit den humanitären Organisationen vor Ort zu verständigen und Hilfslieferungen zu koordinieren. Dabei bräuchte es dringend einen massiven Ausbau allein an Medikamente-Lieferungen, so der Experte. Vor den Supermärkten bildeten sich zudem Schlangen und vielen Menschen gehe das Geld aus, weil sie wegen der Kämpfe nicht mehr arbeiten könnten. „Die Grundversorgung der Menschen wird knapp, dazu gehört auch das Öl. Das Öl ist aber wichtig für den Betrieb der Stromgeneratoren. Gerade Krankenhäuser sind aber auf Strom angewiesen, denn ohne Licht kann man nun einmal schwer operieren. Insgesamt hängt die Bevölkerung sehr stark von Bohrungen ab. Auch das Wasser wird knapp – mit all seinen gesundheitlichen Folgen für die Bevölkerung.“

 

(rv 14.08.2015 cz)








All the contents on this site are copyrighted ©.