2015-08-13 14:15:00

Ist Amnesty International noch für Menschenrechte?


Prostitution soll global legalisiert werden. Das hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International nun gefordert. Mit der Legalisierung will Amnesty International sich für eine Entkriminalisierung bei einvernehmlichen aber gekauften Sex einsetzen. Für die Menschenrechtsorganisation sei dies der beste Weg, um die Menschenrechte der Frauen zu schützen, meint Amnesty. Für Schwester Lea Ackermann ein Vorschlag, der ihr im Halse stecken bleibt.

Lea Ackermann arbeitet seit den 1980er Jahren mit Frauen und Mädchen, die sich prostituieren müssen. Für Ackermann ist klar, es ist immer ein Zwang dahinter. Freiwillig verkaufen sich die Frauen nie. Das Amnesty International nun fordert, Prostitution global zu legalisieren, ist für sie unverständlich. „Ich finde das ungeheuerlich. Das hat dazu geführt, dass ich gedacht habe, man sollte Amnesty International, die als Menschenrechtsorganisation gilt, diesen Titel aberkennen. Ich finde das unglaublich. Sie müssen sich mal überlegen, was mit Frauen in der Prostitution geschieht. Da geht man immer leichtfertig drüber hinweg.“

Ein Jahr Prostitution und sieben Jahre Therapie, um das Erlebte einigermaßen zu verarbeiten. Das sagen viele Frauen, die – auch dank der Hilfe von Ackermanns Verein SOLWODI – den Absprung aus der Prostitution geschafft haben. Doch das die Frauen sich Lea Ackermann und ihren Mitarbeitern so öffnen dauert meist Jahre. Daher kann sie das Argument von Amnesty International, dass sie zahlreiche Betroffene befragt haben, nicht akzeptieren. Lea Ackermann ist nicht die einzige, die die Menschenrechtsorganisation nach ihrem Beschluss so hart kritisiert, auch internationale Stars wie Meryl Streep oder Kate Winslet sind auf der Seite von Ackermann. „Es gab überall Empörung. Wer sind denn die, die davon profitieren? Das sind doch nicht die Frauen. Die Frauen sind im Elend und eines Tages kaputt. Aber die Organisatoren, die Bordellbetreiber, die Zuhälter, die Menschenhändler, das sind inzwischen Millionäre.“

Amnesty International hat drei Jahre lang recherchiert und nun auf einer Art Hauptversammlung der internationalen Bewegung die Grundlinien ihrer Politik festgelegt. Ihr Argument für die Legalisierung: Prostituierte seien die am meisten vernachlässigte Gruppe der Welt und ihre Politik wolle den Schutz der Menschenrechte von Prostituierten fordern. Das aber eine Legalisierung nicht den Schutz der Prostituierten fördert, sondern den Zuhältern und Freiern sieht Ackermann allein in Deutschland, wo Prostitution seit 2002 legal ist: „Was hat dieses Gesetz gebracht? Es hat den Bordellbetreibern, den Menschenhändlern, den Zuhältern unendlich viele Möglichkeiten geschaffen. Sie sind in den Wellness-Bereich ausgewichen. Sie konnten nun wunderschöne Bordelle herstellen. Es ist ungeheuerlich. Bei uns ist die Prostitution und der Handel mit Frauen zur sexuellen Ausbeutung seit 2002 ständig gewachsen.“

Deutschland sei das Bordell Europas heißt es. Lea Ackermann verweist auf Länder wie Schweden, Norwegen oder Kanada. Länder in denen Prostitution verboten ist und zwar zum Schutz der Frauen. In Schweden lautet das Gesetzespaket, das Ende der 1990er Jahre beschlossen wurde, „Frauenfrieden“. Prostitution wurde kriminalisiert, aber ausschließlich auf Seiten der Freier, die Frauen bleiben straffrei. Denn gekaufter Sex gilt in Schweden als Gewalt gegenüber einer Frau, es wird ausgeschlossen, dass Prostitution auf freiwillig sein kann. So auch Lea Ackermanns Erfahrung aus ihrer langjährigen Arbeit mit den Frauen und Mädchen.

Für Lea Ackermann gibt es ganz klar nur eine einzige Möglichkeit, um die Frauen vor sexueller Ausbeutung und Menschenhandel zu schützen: „Der einzige Schutz und die einzige Möglichkeit den Frauen zu helfen, ist den Kauf von Sex zu verbieten. Das ist die einzige Möglichkeit, die Frauen auf die gleiche Stufe wie die Männer zu stellen.“ Denn für Ackermann ist die Prostitution die letzte Bastion des Patriarchats und erst recht kein Beruf. Lea Ackermann will mit ihrem Verein den Frauen zur Seite stehen und ihnen Möglichkeiten in einen wirklichen Beruf aufzeigen. Für Ackermann ist das als Christin eine Aufgabe: „Wir müssen den Frauen Möglichkeiten geben die Chancen zu nutzen. Diese Frauen haben Gaben und Fähigkeiten Gottes bekommen. Gerade wie die anderen. Dann ist es doch unsere Aufgabe, dass wir als Christen ihnen nicht viel predigen, sondern mit ihnen überlegen, was können sie denn anderes machen.“ Deswegen hat der Verein SOLWODI in Ländern wie Kenia, Rumänien, Österreich oder Deutschland Beratungsstellen und Ausbildungscenter, um den Frauen einen Weg aus der Prostitution zu ermöglichen.

 

(rv 13.08.2015 pdy)

 








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