2015-08-12 09:00:00

Griechenland: „Eltern können Kinder nicht ernähren“


Es fehlen wohl nur noch ein paar Details, dann ist das bereits dritte Rettungsprogramm für die Griechen in trockenen Tüchern. Hoffentlich. Denn die Lage der Griechen im Land ist nach wie vor prekär. Bereits ein Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Um den Bürgern ein wenig zu helfen, engagieren sich viele Griechen, die in Deutschland leben, so auch die griechisch orthodoxe Gemeinde in München. Erzpriester Ioannis Minas und seine Ehefrau Atina sammeln Sachspenden. Denn die banalsten Dinge fehlen. Nahrung, Waschmittel, Hefte für die Schule, Stifte, Medikamente oder einfach Seife – all das fehlt. Viele Eltern holen sich etwa in den SOS-Kinderdörfern Hilfe, weil sie ihre Kinder kaum noch ernähren können, von materiellen Dingen ganz zu schweigen, berichtet Atina Minas. „Viele Kinder haben nichts. Und das allertraurigste. Es gibt Eltern in Griechenland, die ihre Kinder in die Institutionen abgeben müssen, damit sie ein Mittagessen bekommen, weil sie haben nichts, was sie den Kindern zum Essen geben können und die kippen in der Schule dann um.“

Aus europäischer Sicht klingt es so, als ob Griechenland, das Land im Süden Europas, ein Dritte Welt Land wäre. Das Ehepaar Minas aus München versucht dem nicht erst seit kurzer Zeit entgegenzuwirken. Schon seit drei Jahren unterstützen sie Bistümer in Griechenland. Anfangs haben nur Mitglieder der Münchner griechisch-orthodoxen Gemeinden Dinge gespendet. Inzwischen melden sich viele andere Münchner, die von der Aktion gehört haben und spenden, was gebraucht wird. Gesammelt wird im Keller von Atina Minas: „Man sieht hier, da haben die hier Kopierpapier vorbeigebracht für die Kinder, die im September mit der Schule anfangen. Schulranzen, tägliche praktische Mittel für den Haushalt, auch Konserven, Schmieseife. Alles was man braucht, nicht kaputt geht oder abläuft, können wir brauchen.“

Doch nicht nur die Griechen selber brauchen die Hilfe der Kirchen, auch die vielen Flüchtlinge, die in Griechenland stranden, müssen versorgt werden. Für die sammelt Atina Minas neben Nahrung vor allem Kleidung: „Die stehen auch Schlange an den Armenküchen, den verschiedenen Sozialeinrichtungen und den Kirchen. Die ohne irgendetwas in der Hand dastehen. Die müssen auch versorgt werden.“ Das die griechische Bevölkerung den Flüchtlingen, die in Massen in das sowieso gebeutelte Land strömen, trotz allem helfen, ist für Atina Minas nicht verwunderlich. Denn nur wer viel hat, kann Angst haben, dass einem was genommen wird, denkt Minas: „Aber wenn jemand nichts hat und man kann Sachen nur teilen, dann macht man sich darüber keine Gedanken.“

Damit aber Schulzeug, Waschmitteln, Kleider und Medikamente auch vor Ort ankommen, braucht es Transportmittel. Zunächst werden die Spenden in München feinsäuberlich sortiert, in Kartons verpackt und ordentlich beschriftet sowie mit einem Lieferschein ausgestattet. Dann kommen die Karton in die LKWs von griechischen Fernfahrern, alles unter den Augen von Atina Minas: „Wir laden nicht einfach einen LKW voll, sondern nur wenn da Platz ist, nehmen die Fernfahrer unsere Sachen mit.  Die Fernfahrer, die nach Griechenland fahren, können nicht endlos große Lieferungen mitnehmen.“ Den noch leeren Raum in den LKWs zu nutzen ist für alle die günstigste Variante, sowohl für das Ehepaar Minas als auch für die Fernfahrer. Erzpriester Ioannis Minas selber fährt der Fracht hinterher und kontrolliert die Verteilung vor Ort.

Der Keller in München bleibt dann erst einmal leer. Aber meist nur für kurze Zeit.

 

(mkr 12.08.2015 pdy)








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