Papst Franziskus hat in den Fragen der Homosexualität und der wiederverheirateten
Geschiedenen einen an Jesus orientierten, im Evangelium grundgelegten Standpunkt.
Das betonte Kardinal Christoph Schönborn in einem Interview mit der US-Kirchenzeitung
„National Catholic Register". Er erläuterte dabei den Kontext der 2013 gestellten
Journalistenfrage an Franziskus über Homosexuelle und dessen viel beachtete Beantwortung
mit den Worten „Wer bin ich, dass ich ein Urteil spreche?" Der Wiener Erzbischof zeigte
sich in dem im Verlauf einer USA-Reise geführten Interview auch zuversichtlich, dass
der Heilige Geist bei der bevorstehenden Bischofssynode trotz so mancher Kontroversen
„nicht Urlaub machen" wird.
„Was Franziskus in einem Interview auf dem Rückflug vom Weltjugendtag gesagt hat -
ist das nicht in der Tat genau das, was Jesus im Evangelium gesagt hat?", antwortete
Schönborn auf die Frage nach einer möglichen, vom Papst ausgelösten Verwirrung unter
Katholiken wegen dessen kolportierter Aussagen zum Thema Homosexualität. „Jesus sagte
zu der Frau: ‚Ich beurteile dein Verhalten nicht.' Und bei der Bergpredigt sagte er:
‚Richtet nicht.' Er sagte nicht, nennt das Gute böse und das Böse gut. Die Enthaltung
von einer Beurteilung bedeutet doch niemals, das Gute als böse und das Böse als gut
zu bezeichnen", erklärte der Wiener Erzbischof.
Mit seiner vielzitierten Aussage zur Homosexualität habe der Papst eine Reaktion
gezeigt, „die direkt aus dem Evangelium gekommen ist", so Schönborn. „Ich sehe deshalb
das Problem nicht. Ich sehe das Problem vielmehr bei denjenigen, die die damalige
Papstäußerung als Problem sehen", sagte der Wiener Erzbischof.
Kein Graben zwischen Synodenvätern
Schönborn wies auch die Einschätzung zurück, einige Vertreter von Bischofskonferenzen
im nördlichen Europa wollten bei der bevorstehenden Familiensynode im Oktober „die
kirchliche Lehre in Frage stellen" und „Konflikte provozieren", indem sich diese Bischöfe
gegen jene stellten, die „wollen, dass die katholische Lehre und pastorale Praxis
über die Ehe so bleibt wie sie ist". Dazu Schönborn wörtlich: „Die europäischen Kirchen
sind kein Block. Es gibt sehr unterschiedliche Situationen in den einzelnen europäischen
Ländern. Viele polnischen Bischöfe mögen nicht genau die gleiche Sichtweise haben
wie viele deutsche Bischöfe. Generell aber habe ich den Eindruck, dass wir Opfer der
typischen Mediennotwendigkeit sind, alles in schwarz oder weiß zu setzen. Da gibt
es keine Nuancen."
(kap 11.08.2015 ord)
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